Kurz vor Mittag war es so weit, letzten Samstag, 10. Juni beim Bumoos auf rund 1200 Metern über Meer unterhalb der Schwägalp, nahe der Grenze von St. Gallen ins Appenzellerland. Rund 500 Schafe stehen laut blökend in einem engen Pferch beisammen. Daneben sprechen sich die Tierhalter und einige Helfer, auch mit Border-Collie Schäferhunden, zum weiteren Vorgehen ab. Das Natursträsschen hoch zur Alp Hofeld ist mit einem engmaschigen Schafzaun eingezäunt. Einige Helfer stehen weiter vorne, um die bald heranstürmende Herde abzubremsen. In Erwartung des Spektakels sind viele Fotoapparate gezückt.
[IMG 2]
Ein Rennen in die Weiden
Dann geht es los. Der Pferch wird geöffnet, und die grosse Schafherde prescht vorwärts, ein Schwall von Tieren ergiesst sich in den engen Weg. Die Tiere scheinen um die Wette zu rennen, offenbar wissend, dass es nun in saftige Alpweiden geht. 30 bis 40 Minuten dauert es, bis die ganze Herde oben ist, bei der Alphütte auf rund 1430 Metern über Meer. Anfänglich noch in grossem Tempo, verlangsamt sich der Strom von Schafen bald, je steiler das Gelände wird.
Rund 100 Tage werden die Schafe von rund 10 verschiedenen Haltern aus mehreren Kantonen der Region hier gesömmert. «Sechs bis 200 Schafe pro Halter sind es», erklärt Manuela Rust, die Frau des Präsidenten des Vereins «Schafsömmerung Hofeld Säntisalp».
Vier verschiedene Weiden bis hoch hinauf unter die Säntis-Felsflanken stehen hier zur Verfügung, in welchen die Tiere mehrmals wechseln.
Der Wolf ist grosses Thema
Die Herde ist ständig behirtet, seit letztem Jahr sind Herdenschutzhunde mit dabei. Weil es vor zwei Jahren sehr viele Risse durch Wölfe gegeben habe, sagt Rust. «Der Wolf ist ein grosses Thema hier.» Letztes Jahr habe man die Situation dank den Hunden im Griff gehabt, sie hofft, dass dies auch diesen Sommer wieder so bleibt.
In der Kommission wird der Schaf-Auffuhrtag jeweils bestimmt, alle Tierhalter bringen dann ihre Schafe hierher. Schon am Morgen früh wird mit dem Klauenbaden gestartet, und jedes einzelne Schaf wird elektronisch per Mikrochip erfasst. «Ich werde den Rest des Tages im Büro verbringen, für den Eintrag in die Tierverkehrsdatenbank.» Manuela Rust hofft, dass es den Sommer über möglichst wenig Abgänge gibt, und sie dann im Herbst den Schäfelern eine gute Abrechnung vorlegen kann.
