«Es ist nicht wichtig, wohin man geht, sondern, dass man in die richtige Richtung geht.» Mit diesen Worten eröffnete Verbandspräsident Dres Anderegg die Generalversammlung des Schweizerischen Original Braunviehzuchtverbands (SOBZV). Der Haslitaler durfte feststellen, dass seine Rasse in den vergangenen Jahren in die richtige Richtung gegangen sei.
Erfolgreiches Jahr
«Besonders freut es mich, dass auch die Anzahl punktierte Stiere gestiegen ist, eine Tendenz die für die Blutvielfalt der Rasse sehr wichtig ist.» Aber auch die Bruna OB und Anlässe wie Zuchtfamilienpräsentationen, Stierenmärkte sowie Viehausstellungen konnten im vergangenen Jahr wieder erfolgreich durchgeführt werden. Dres Anderegg und die Geschäftsführerin Tamara Bieri konnten von nur positiven Tendenzen berichten. Steigende Mitgliederzahlen (plus 49), eine bedeutende Umsatzsteigerung im OB-Lädeli, ein offensichtlicher Zuchtfortschritt, gesunde Finanzen (Gewinn von 16'000 Franken), steigende Abozahlen der Verbandszeitschrift (plus 30) und rekordverdächtige Herdebuchtierzahlen (14'321 Kühe und 357 Stiere) wurden vermeldet. Entwicklungen, von welchen die meisten Rinderrassen aktuell nur träumen können.
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Schweizer Graslandkuh
Das unterstrich auch Lucas Casanova, der Direktor von Braunvieh Schweiz. «OB ist eine der wenigen Rassen in der Schweiz, die sich bei den Herdebuchtierzahlen positiv entwickelt.» Das zeige, dass die Rasse zum Grasland Schweiz passe. Entscheidend für diese Erfolgsgeschichte sei die Rassentreue der Züchter in den vergangenen Jahrzehnten gewesen. Nicht ganz so euphorisch wie seine Vorredner beurteilte das ehemalige OB-Vorstandsmitglied Beat Liver die aktuelle Situation. Auch er habe sich an der hervorragenden Qualität der Tiere an der Jubiläumsschau Bruna gefreut. An solchen Ausstellungen könne man aber auch wichtige Tendenzen beobachten. Und eine dieser Tendenzen zeige aktuell klar in Richtung moderne und milchige Kuh. «Die OB-Kuh war aber in der Vergangenheit darum erfolgreich, weil sie sich als Doppelnutzungskuh positionierte. Und das bedeutet Milch und Fleisch.» Zweinutzungskühe würden sowohl im Tal und vor allem auch im Berggebiet hervorragend funktionieren. Gerade auf Alpen zeige sich, dass Milchrassen immer mehr verdrängt würden, so Liver.
Tendenziell weniger Fleisch
Es sei bedenklich, dass im Katalog des grössten Genetik-Anbieters aktuell über die Hälfte der Stiere einen negativen Fleischwert aufweisen würden. Jeder Züchter habe es bei der Anpaarung selber in der Hand, etwas zur Erhaltung des Zweinutzungstyps beizutragen. Aber auch der Verband und der Vorstand seien zukünftig gefordert.
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Die Herausforderung, im Vorstand des SOBZV mitzuarbeiten, nahmen Ruedi Frehner aus Schwellbrunn AR und Martin Schelbert aus dem Muotathal SZ an. Sie wurden neu in den Vorstand gewählt und ersetzen Urs Jäger, Schwellbrunn AR, und Alois Marty, Goldau SZ. Diese beiden langjährigen Vorstandsmitglieder wurden zu Ehrenmitgliedern des SOBZV ernannt.
Zuger Stierenmarkt
Der Zuger Stierenmarkt wird 2023 mit einem neuen Konzept durchgeführt. Auslöser war die Überarbeitung der Nachhaltigkeitsziele von Braunvieh Schweiz.
Ein wichtiger Punkt darin ist das Tierwohl. Insbesondere die langen Standzeiten an der Latte des Zuger Stierenmarktes (ZM) werden verkürzt. Gleichzeitig will man auch die Attraktivität des ZM steigern. Neu werden die Stiere abteilungsweise im Ring rangiert. Das findet bei den jüngeren Stieren am Morgen statt. Punktiert werden diese wie bisher an der Latte. Im Anschluss werden die Mister Junior gewählt. Am Mittag kommen die jüngeren Stiere in die Stallungen und die Altstiere werden an die Latten gebunden. Diese werden nachmittags im Ring rangiert, anschliessend erfolgt die Wahl der Mister Stierenmarkt von BV und OB. «Uns ist es wichtig, dem Stierenhandel auch zukünftig eine Plattform zu bieten», erklärt Stefan Hodel von Braunvieh Schweiz.
Handel bleibt wichtig
Aus diesem Grund rangiere man die jüngeren Tiere, welche oft gehandelt würden, am Vormittag. Das neue Konzept benötige mehr Stierenpfleger und vor allem der Tierwechsel über den Mittag werde sicher anspruchsvoll. Braunvieh Schweiz ist aber überzeugt, dass mit dieser Massnahme ein Schritt in die richtige Richtung gemacht werden könne.
