Saro Keinath hält in Menzingen selber rund 400 Schafe. Im Sommer geht er zusammen mit seinen eigenen Tieren und rund 800 fremden Schafen z Alp. Unterstützt wird er von vier Treib- und zwei Herdenschutzhunden. Ab Anfang Juni wird auf der Voralp Schärmen-Obergross im Sihltal SZ geweidet, nach rund sechs Wochen zieht die Herde über den auf 1900 m ü. M. liegenden Saaspass auf die weitläufige Alp Silbernen im Pragelgebiet.

Eigener Betrieb bereits vor fünf Jahren saniert

Seine eigene Herde sanierte Saro Keinath bereits schon vor fünf Jahren erfolgreich. «Es war damals natürlich unschön, dass meine Tiere auf der Alp wieder vom Moderhinkebakterium befallen wurden», so der passionierte Schafbauer. Dazu kam die enorme Mehrarbeit auf den weitläufigen Alpweiden im Karstgebiet Silbernen, welche die kranken Tiere verursachten. [IMG 2]

Abo Stark an Moderhinke erkrankte Tiere weiden vielfach auf die Vorderknie gestützt. Pilotprojekt Innerschweizer Schafhalter setzen auf freiwillige Moderhinkesanierung Thursday, 25. May 2023 «Beim Treiben brachten die Hunde jeweils nur die gesunden Tiere zurück, die kranken Schafe mussten wir jeweils zeitaufwendig noch separat holen», erinnert sich der 48-Jährige. Dazu kam das aufwendige Behandeln der Klauen der befallenen Tiere auf der Weide. Diese Schafe hätten über den Alpsommer natürlich auch kaum an Gewicht zulegt, was die Wirtschaftlichkeit für die betroffenen Tierbesitzer stark negativ beeinflusste. Unschön seien auch die teils kritischen Reaktionen von Touristen und Wanderern gewesen.

Gemeinsamer Entscheid aller Beteiligten

Gemeinsam mit seinem Nachbarälpler René Ulrich von der Alp Brunalpeli, wo ebenfalls über 1000 Schafe gealpt werden, und in Absprache mit ihren Schafbauern beschlossen sie, im Sommer 2022 nur noch Tiere von sanierten Betrieben anzunehmen. «Die Bereitschaft war überraschend gross. Nur ein einzelner Bauer wechselte die Alp, alle anderen sahen die positiven Seiten der Sanierung und machten bei der freiwilligen Moderhinkesanierung mit.»

Als erstes durch die Sortieranlage

Zusätzlich zu den Sanierungen auf den Heimbetrieben mussten auch die Älpler mehrere Anpassungen vornehmen. So wurden die Tiere der Alp Silbernen als erstes durch die Sortieranlage getrieben, um Infektionen durch unsanierte Herden zu vermeiden. Für die Schafe vom Brunalpeli wurde im Muotatal sogar ein neuer Sortierplatz im Gebiet Stalden eingerichtet. Dazu wurden die Tiere beim Auftrieb und bei jedem grösseren Weidewechsel durch ein Klauenbad getrieben. Aus ungeklärten Gründen sei die Klauenkrankheit 2022 auf seiner Alp dennoch wieder aufgetreten. Da dies aber erst in den letzten Alpwochen geschehen sei, hätten die Einzeltiere gut behandelt werden können. Dennoch habe sich die Sanierung sicher gelohnt und der vergangene Alpsommer sei für Mensch und Tier positiv gewesen. «Alle waren zufrieden: Wir hatten einen bedeutend geringeren Aufwand mit kranken Schafen und die Besitzer freuten sich über die schönen Tageszunahmen ihrer Tiere», so Älpler Saro Keinath.

Moderhinke
Die Moderhinke ist eine schmerzhafte Klauenkrankheit bei Schafen. Sie befällt oft die ganze Herde und führt zu massiven wirtschaftlichen Einbussen. Betroffene Tiere lahmen und grasen typischerweise auf den Vorderknien ruhend oder liegend. «Ausschuhen»Da sich die Bakterien langsam vermehren, können zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch bis zu vier Wochen vergehen. Bevor es zur Lahmheit kommt, tritt eine Rötung der Zwischenklauenhaut auf. Erst später kann im Zwischenklauen­bereich eine süsslich-faulig riechende Ausschwitzung festgestellt werden. Dann löst sich das Klauenhorn im Zwischenklauen- und Ballenbereich. Ohne Behandlung kann sich die Lösung des Klauenhornes über die ganze Klaue ausdehnen und schliesslich zum bekannten «Ausschuhen» führen. Es folgen Abmagerung und Milchleistungsrückgang, was zu einer schlechteren Gewichtszunahme bei Lämmern mit entsprechenden wirtschaftlichen Einbussen führt.Gemeinsame TriebwegeDie Verbreitung findet unter anderem bei der Sömmerung auf Gemeinschaftsalpen statt. Der Erreger wird auch durch ungenügend gereinigte Klauenwerkzeuge, über gemeinsame Triebwege oder ungereinigte Transportfahrzeuge übertragen. Auf Kalk­böden kommt Moderhinke weniger häufig vor als auf feuchten Böden. Das verursachende Bakterium bleibt in der Umwelt in der Regel maximal zwei Wochen überlebensfähig.