Genüsslich fressen die Saanenziegen und Lacauneschafe nebeneinander an der Fressachse. Hier auf dem Betrieb von Peter Blaser aus dem bernischen Wangen an der Aare teilen sich die rund 90 Ziegen und 50 Schafe ihren Stall. «Experten würden sagen, die gemeinsame Haltung von Schafen und Ziegen ist nicht möglich», sagt Blaser lächelnd. Auf dem Betrieb scheint das Konzept dennoch zu funktionieren.

Verschiedene Bedürfnisse

Während die Ziegen einen gewissen Bedarf an Kupfer haben, reagieren Schafe hingegen empfindlich auf eine zu hohe Kupferzufuhr. Den Mineralstoff – eine Mischung aus Schaf- und Kuhmineralstoff – erhalten die Tiere ad libitum über eine Salzschale gemischt mit Viehsalz. «Vielleicht mischen wir den Mineralstoff künftig direkt in die Teilmischration, aber an einem funktionierenden System sollte man nicht zu viel ändern», so Peter Blaser. Auch die Laktationskurven sind sehr unterschiedlich. Während die der Schafe kurz und steil verläuft, ist jene der Ziegen deutlich flacher. Das erschwere die gemeinsame Fütterung zusätzlich. «Unsere Ration ist wegen der Ziegen relativ energiereich. Gegen Ende der Laktation werden die Schafe, für gerade noch zwei bis vier Deziliter Milch zu gut gefüttert. Probleme hatten wir deswegen aber noch keine», so Blaser.

Die Teilmischration bestehend aus Heu, Emd, Maissilage und altem Brot gelangt vom elektrischen Futtermischwagen direkt auf das in der Mitte des Ziegen- und Schafstall platzierte Futterband. «Wichtig ist, dass das Futter gut gemischt ist, sodass keine Selektion möglich ist», erklärt Blaser. Das gegenständige Fressen verringere zudem Futterreste und Rangkämpfe.

[IMG 2]

Gesunde Ziegen kämpfen

Gemeinsam mit der Firma Farmwood baute Peter Blaser 2019 den bestehenden Stall um. Während das Fundament des Stalles erneuert wurde, blieb vieles vom alten Stall erhalten. «Wir bauten quasi eine grosse Halle über den bestehenden Stall», erklärt er. So konnten die Tiere während des gesamten Umbaus im Stall bleiben und wie gewohnt weitergemolken werden. «Dank der hohen Decke und der Firstlüftung haben wir keine Probleme mit stehender Luft oder Ammoniak», so der Landwirt.

Vom eingestreuten Fress- und Liegebereich führt eine Stufe hinunter in den nicht eingestreuten Liegebereich, der direkt in den Auslauf und auf die Weide führt. «Vor allem im Sommer liegen die Tiere gerne auf dem kühleren Betonboden», erklärt Blaser. Für die Ziegen befindet sich im Auslauf ein Betonblock zum Klettern. Auch auf der täglichen Weide können die Tiere ihre natürlichen Triebe ausleben. «Trotz der verschiedenen Verhaltensweisen klappt das Zusammenleben der beiden Arten gut. Wichtig ist, dass genügend Platz zum Ausweichen vorhanden ist», erklärt der Landwirt. Die typischen Kämpfe würden nur unter den Ziegen stattfinden, sodass die Schafe nicht gestört werden. «Das Kämpfen zeigt, dass die Ziegen gesund sind», so Blaser.

110 000 kg Milch pro Jahr

Gemolken wird in einem 16-er Melkstand. «Zuerst die Ziegen, dann die Schafe», so Peter Blaser. Der vor 30 Jahren eingebaute Melkstand wurde im Laufe der Zeit immer wieder angepasst, sodass er mit dem heutigen Standard mithalten könne. Mittelfristig solle dieser aber bald durch ein neueres Modell ersetzt werden. «Das Melken der 140 Tiere nimmt morgens und abends jeweils zwei Stunden in Anspruch – das ist eigentlich zu lange», so Blaser.

Die durchschnittliche Milchleistung der Ziegen liegt bei 1000 l (3,6 %Fett und 3,3 % Eiweiss), jene der Schafe im Durchschnitt 620 l (6,5 % Fett und 5 % Eiweiss). Als gelernter Käser verarbeitet Blaser die Milch selbst. Statt im Stall steht der Käser jeweils dreimal in der Woche in der Käserei. Insgesamt 70 000 kg Ziegenmilch und 25 000 kg Schafmilch verarbeitet Blaser jährlich in der eigenen Käserei. Dazu kommen noch 15 000 kg zugekaufte Kuhmilch. «Durch die eigene Käseproduktion sind wir unabhängiger und erreichen eine höhere Wertschöpfung», erklärt Blaser. Ein Teil des Käses liefert der Landwirt via Käsehändler an Coop und Migros, sowie an weitere kleinere Abnehmer. Einmal wöchentlich werden die eigenen, sowie zugekaufte Produkte am Wochenmarkt in Solothurn verkauft. Neben Peter Blaser und seiner Frau Evelyne arbeiten zudem Schwester Karin, zwei Käsereiangestellte und eine Lernende zur Landwirtin auf dem Betrieb. «Auch meine Eltern, von denen ich den Betrieb 2004 übernommen habe, helfen noch regelmässig mit. So ein Familienbetrieb funktioniert durch die Mithilfe aller. Ich bin nur ein Zahnrad im Getriebe», ergänzt der Betriebsleiter.

Betriebsspiegel Familie Blaser

Peter und Evelyne Blaser

Ort: Wangen an der Aare BE
Ackerfläche: 13.5 ha LN, davon 4.5 ha offene Ackerfläche mit Triticale, Weizen und Silomais, 3 ha Kunstwiese und 6 ha Naturwiese
Viehbestand: 90 Milchziegen und 50 Milchschafe
Mitarbeiter: Betriebsleiterpaar, eine Lernende zur Landwirtin, Schwester, drei Käsereimitarbeiterinnen und Eltern

Kein Zukauf von Tieren

Die gemeinsame Haltung der Schafe und Ziegen birgt zudem ein erhöhtes Risiko für Krankheitsübertragungen wie Maedi Visna oder Pseudotuberkulose. Umso wichtiger sei eine strenge Biosicherheit. Zur Verhinderung einer Krankheitseinschleppung kauft der Betrieb keine Tiere zu. «Zur Blutauffrischung besamen wir künstlich oder kaufen Böcke von vertrauten Betrieben. Die Jungböcke holen wir nur wenige Stunden nach der Geburt zu uns. So haben die Tiere keinen Kontakt mit dem Muttertier und das Risiko einer Krankheitsübertragung wird minimiert», erklärt Blaser.

Auch die Zuchtschau wird auf dem Betrieb statt. Im Gesundheitsprogramm des BGKs weist der Hof den höchsten Gesundheitsstatus auf. Seit den 90-er Jahren ist er zudem frei von Moderhinke. «Die Tiere sind mein Kapital – einen Ausfall können wir uns nicht leisten», betont Blaser. Von der Blauzungenkrankheit blieb der Bestand bisher verschont. «Weil die Gnitzen vor allem in der Dämmerung aktiv sind, haben wir die Tiere abends jeweils früher von der Weide geholt und die Stalltüren geschlossen. Zusätzlich haben wir alle Tiere im Winter zweimal gegen das Virus geimpft», erklärt Blaser.

[IMG 3]

«Lieber zwei statt ein Standbein»

Geweidet werden die Tiere in Umtriebsweiden rund um den Betrieb. «Damit das Mähen einfacher geht, verwenden wir mobile Zäune», erklärt Peter Blaser. Um den Parasitendruck zu reduzieren, bleiben sie nicht länger als drei Wochen auf einer Fläche. «So unterbrechen wir den Lebenszyklus der Parasiten», erklärt Blaser. Neben der jährlichen Entwurmung des gesamten Bestands im Herbst vor dem Einstallen, nimmt Blaser regelmässig Sammelproben und entwurmt je nach Resultat individuell. «Meist sind es die Jungtiere, die zusätzlich entwurmt werden müssen», sagt er. Bevor Blaser die Weidefläche ein zweites Mal mit Tieren bestosst, wird diese zweimal gemäht. «Die Tiere weiden zudem nicht mehr als zweimal pro Jahr auf derselben Fläche», so Blaser.

Um Bröckelverluste zu vermeiden und somit eine bestmögliche Heuqualität zu erreichen, installierte Blaser im neuen Stall eine Heubelüftung. Die benötigte Warmluft wird dabei über ein Sonnendach erzeugt. «Durch die Sonneneinstrahlung wird die Luft unter dem Dach erwärmt, über einen Kanal angesaugt und anschliessend durch das Heu geblasen, um es schonend zu trocknen», erklärt der Landwirt. Um insgesamt 7 °C könne die Luft so erwärmt werden. Zwischen 15 und 16 m3 Luft strömen so pro Sekunde durch den Heustock.

Die gemeinsame Haltung der Ziegen und Schafe erfordere sicherlich Kompromisse, doch es funktioniert für den Landwirt gut. Für ihn ist klar: Beide Tierarten zu halten, ist auch eine betriebliche Absicherung – «man steht besser auf zwei als auf einem Standbein, irgendeines von beiden läuft dann meist gut.»

Zur Webseite des Betriebs