Lukas Hofstetter von der Widmen, Entlebuch, ist zwar ein junger, gleichwohl schon erfahrener Milchschafbauer. Schon sein Vater Peter setzte nämlich auf Lacaune-Milchschafe. Dieser sei auf der Suche gewesen nach Alternativen zur herkömmlichen Milchwirtschaft und Schweinehaltung auf dem Betrieb. So besuchte er 1995 mit weiteren Interessierten in Frankreich mehrere Schafbetriebe und kaufte dort gleich 60 Schafe. Das war der Einstieg als einer der Pioniere in die Milchschafhaltung im Entlebuch. Ursprünglich wurde die Schafmilch an die Refa Kaltbach geliefert, mit der Übernahme der dortigen Käserei durch die Emmi AG sei der Milchpreis halbiert worden.
Eigene Milchverarbeitung aufgebaut
Aus der Not machten Hofstetters eine Tugend und bauten den Schweinestall für die Milchverarbeitung um. So entstand im Jahr 2000 die Entlebucher Milchschaf GmbH (Emscha). Wegen der Übernahme des Aargauer Bio-Schafmilchverarbeiters Gauch 2011 wurde der Betrieb 2014 auf Bio umgestellt. 2016 konnten Hofstetters gegenüber dem Bauernhof eine neue Käserei bauen. Dort wird die Schafmilch von einem halben Dutzend weiteren Produzenten aus dem Entlebuch verarbeitet. Milchproduktion und -verarbeitung seien klar getrennt, betont Lukas Hofstetter. Die Milchlieferanten würden aber gleichwohl eingebunden ins Marketing, so mit Auftritten an Messen zur Bewerbung der Schafmilchprodukte, mindestens zwei Tage jährlich. «So sehen die Konsumenten, welches Gesicht hinter den Produkten steht.»
Den Bauernhof Widmen konnten die Söhne Simon und Lukas 2020 übernehmen. Während sich Lukas auf die Milchschafe spezialisiert hat, führt sein Bruder Simon mit seiner Frau Daniela einen Hofladen, hält sieben Mutterkühe, 80 Mastschweine, 50 Legehennen und betreibt ein Bed and Breakfast. Die Emscha wird als GmbH weiterhin von seinen Eltern Peter und Heidi geführt.
Lukas Eltern konnten schon 2017 auf der Rengg eine zweite Liegenschaft mit 23 ha Land kaufen, dort möchte Lukas später einen Stall für die Schafe bauen. Bislang sind diese in der Scheune seines Bruders untergebracht, bei dem er eingemietet ist. Die Betriebe auf der Rengg und im Entlebuch bewirtschaften die beiden Brüder in enger Zusammenarbeit, gemeinsam werden gegen 58 ha genutzt.
«Mit Problemtieren zu züchten, macht keinen Sinn.
Lukas Hofstetter merzt konsequent aus.
Kürzlich lud Lukas zu seinem runden Geburtstag den Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes (LBV) auf den Betrieb, für die Sitzung und anschliessende Betriebsbesichtigung mit Imbiss. Als Vertreter der Junglandwirte sitzt Hofstetter selber im LBV-Vorstand.
[IMG 2]
Milchleistung wird wegen neuen Futtervorschriften sinken
Auf Hofstetters Betrieb werden rund 260 Milchschafe, drei Böcke, 60 Aufzuchttiere und rund 50 Lämmer gehalten. Lacaune-Milchschafe würden perfekt ins hügelige Entlebuch passen, dank ihrem geringen Gewicht schonen sie die Grasnarbe, erklärte er seinen Berufskollegen.
Die Tiere sind während der ganzen Vegetationsperiode auf der Weide. Bei Schafhaltung sei auf Mähweide zu achten, weil das Risiko der Verwurmung sehr gross sei. «Bei zweimaligem Weiden hintereinander werden zu viele Magen-Darm Würmer aufgenommen, was zum Tode führen kann.» Mit Mähen nach Weiden könne der Zyklus der Würmer unterbrochen werden. Gleichwohl gehe es nicht ohne Entwurmung. Dafür werden aber pflanzliche Mittel mit Bitterstoffen eingesetzt, auch die Homöopathie hat grossen Stellenwert auf dem Biobetrieb Widmen. «Wenn das nicht funktioniert, merzen wir die Tiere konsequent aus, denn mit Problemtieren zu züchten, macht nicht Sinn.»
Jährlich werden rund 450 kg Schafmilch pro Tier und Laktation produziert. Weil im Biolandbau neu weniger Kraftfutter eingesetzt werden darf, werde die Leistung wohl um 15 Prozent sinken. Im 2-mal-16er-Melkstand lassen sich pro Stunde 160 Tiere melken, «am besten zu zweit, alleine schaffe ich nur rund 100 Tiere stündlich», schmunzelt Lukas Hofstetter.