Es war Anfang der 2000er-Jahre, als sich Martin und Sibylle Furrer Gedanken machten über die Zukunft ihres Betriebes. Rund 60'000 Kilo Kontingent für Kuhmilch hatten sie damals und einen Stall, der arbeitswirtschaftlich nicht eben praktisch war. «Wir haben viele Optionen geprüft», sagt Martin Furrer. Etwa Zusammenarbeitsformen mit Berufskollegen, Umstellung auf Mutterkühe bis hin zu einer extensiven Variante mit Alpakas.
«Die Haltung ist recht anspruchsvoll.»
Martin Furrer über seine Milchschafe.
Ohne Nachfrage geht nichts
Auch Milchschafe waren am Rande ein Thema, erzählt der 52-jährige Luzerner Landwirt, der an der Grenze zum Aargau bauert. Verschiedene Verarbeiter winkten aber ab. Es war schlicht keine Nachfrage nach mehr Schafmilch da. Eher zufällig sprach Furrer einige Jahre später mit Berufskollege Toni Habermacher. Dieser war erster Schafmilch-Lieferant für die «Fläcke-Chäsi», welche sich auf die Herstellung von Spezialitäten konzentrierte und die Sortenproduktion aufgab (siehe Kasten). 2006 lieferte Habermacher erstmals Schafmilch nach Beromünster zu Franz Scheuber.
Gute Eutergesundheit bei Milchschafen
«Die erste Lieferung betrug genau 8,3 Kilo», erinnert sich Scheuber. Parallel zum Milchvieh baute auch Martin Furrer eine Milchschafherde auf. Heute sind es 90 Mutterschafe, ein Bock, 25 Stück Aufzuchttiere und wenige Mastlämmer. 2010 wurden die Kühe verkauft und 2012 folgte ein neuer Stall für die Lacaune-Herde. Heute liefert Furrer die Milch dreimal wöchentlich an die Fläcke-Chäsi. Gegen 35'000 Kilogramm sind es jährlich. Milchschafe sind nicht für Bauern, die extensivieren wollen. «Die Haltung ist recht anspruchsvoll», sagt Furrer. Die Futtergrundlage müsse gut sein, einmal von der Milch, kommen die Schafe nur schwer wieder in Fahrt. Und so sieht eine Futterration in der Zusammensetzung dann auch recht ähnlich aus wie diejenige von Milchvieh. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Eutergesundheit. Grundsätzlich habe man seltener Probleme mit Vierteln, « aber schlechte Viertel lassen sich kaum behandeln», so die Erfahrung von Furrer. Leistungsmässig ist er bei einem Stallschnitt von rund 400 Kilo abgelieferter Milch. Ziel ist, mit viel und hochwertigem betriebseigenem Grundfutter die Leistung zu steigern.
Betriebsspiegel Eichbühl
Betriebsleiter: Sibylle und Martin Furrer
Ort: Eichbühl, Pfeffikon, 500 bis 730 m ü. M.
Flächen: 23,5 ha LN, davon 7 ha Ackerfläche, Rest Mähweiden und wenig Dauerweiden. Grünland verteilt auf rund 30 Bewirtschaftungsparzellen.
Tiere: 90 Mutterschafe, 25 Aufzuchttiere, 1 Bock
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, eine Landwirtin EFZ im 20-Prozent-Pensum
Nebenerwerb: Winterdienst für die Gemeinde
Auf und davon
Furrer setzt konsequent auf Mähweiden. So kann er es sich leisten, seit fünf Jahren auf die Bestandesentwurmung zu verzichten. «Eine Herausforderung sind auch immer die Zäune», gibt er zu. Es ist immer ein Abwägen zwischen Arbeitsaufwand und auf der sicheren Seite zu sein. Je nach Koppel und Gruppe sind es zwischen zwei und fünf Drähte, teilweise geht es auch nur mit Netz. «Wir würden es wieder so machen», sagt Furrer rückblickend. Und man glaubt es ihm, da er zu denjenigen Bauern zählt, die unaufgeregt berichten, was läuft auf dem Hof und was weniger. Und manchmal geht Martin Furrer halt geduldig auf die Suche nach seinen Schafen.
Die «Fläcke-Chäsi» setzt auf Spezialitäten
1998 wurden Franz und Petra Scheuber von der Käsereigenossenschaft Beromünster als Betriebsleitende angestellt. 2003, mitten in der Krise um die grossen Schweizer Käsesorten, beschlossen die Genossenschafter das Ende der Emmentaler-Käserei. Ein Jahr darauf erwarben Scheubers die «Fläcke-Chäsi» und 2005 wurden die letzten Emmentaler produziert. Nach einem Umbau setzten Scheubers ihre Strategie konsequent um. «Spezialitäten aus der Region», hiess nun das Credo. Heute liefern «lediglich» zehn Produzenten ihre Milch
ins Zentrum von Beromünster. Alleine in der Käserei/Molkerei arbeiten aber drei ausgebildete Milchtechnolog(innen) und vier Lernende, dazu kommen natürlich das Betriebsleiterpaar und Verkaufspersonal. Verarbeitet werden Kuhmilch (650'000 kg), Schafmilch (250'000 kg) und Ziegenmilch (80'000 kg). Daraus entstehen Pastmilch und Joghurt, weiche und halbharte Käse, Raclette und FondueMischungen. Mit einer dieser Spezialitäten, genannt «Altes Schaf», wurde Franz Scheuber als 50-Jähriger noch Weltmeister, wie er nach dem Triumph augenzwinkernd feststellte.
Eine internationale Jury entscheid Anfang Jahr im US-Bundesstaat Wisconsin, dass dieser Käse der beste weltweit sei. 19 Konkurrenten aus sieben Nationen hatten daran teilgenommen. Für Franz Scheuber kommt Regionalität vor allem. Entsprechend ist auch das Migros-Programm AdR ein wichtiger Abnehmer.
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Der Weltermeister-Käse aus Beromünster aus Schafmilch und nach einem uralten Rezept.
Nachfrage aktuell gedeckt
Zwischen Fr. 2.50 und Fr. 3.– pro Kilo Milch bekommen wohl die meisten Schafmilchproduzenten der Region. Je nach Saison und Zuschlägen. Der Konsum von Schafmilchprodukten boomte in den vergangenen Jahren. Schafmilch gilt – verglichen mit Kuhmilch – als leichter verdaulich. Genauso wie die Schweizer Kuhmilch und deren veredelte Produkte steht auch die Schafmilch unter dem europäischen Preisdruck. Ein Stichwort hierzu ist Feta-Käse aus der Europäischen Union, der von Schweizer Grossverteilern verscherbelt wird (siehe BauernZeitung vom 29. Mai). Schafmilch wird beprobt und analysiert wie Kuhmilch, wobei die Messwerte durchs Band höher sind. «Eine Zellzahl unter 400'000 ist bei der Schaf-Milch gut», sagt Käser Franz Scheuber dazu. Weniger als 50'000 werden bei der Keimzahl anvisiert. Bei den Milchinhaltsstoffen kommt Schafbauer Martin Furrer meist auf über zehn Prozent insgesamt. Aufgeteilt in über 4,5 Prozent Eiweiss und 5,5 Prozent Fett.
Das Angebot an Schafmilch in der Region scheint die Nachfrage zu decken. Franz Scheuber von der Fläcke-Chäsi möchte höchstens mit seinen fünf aktuellen Produzenten leicht wachsen, sucht deshalb aktuell keine weiteren Schafmilch-Produzenten. Genauso tönt es bei der Emscha in Entlebuch. Man habe in den vergangenen Jahren einige neue Produzenten dazugenommen und sei damit zufrieden, sagt Peter Hofstetter.