Sechs 100'000er-Kühe in einem Jahr: Ein solcher Zuchterfolg ist nicht nur grandios, sondern kam bei Holstein Switzerland wahrscheinlich auch noch nie vor. Hinter dieser Erfolgsgeschichte stehen Urs und Heidi Rentsch aus Friesenberg. Die aussergewöhnlichen Tiere heissen Mr Burns Wachtel, Mr Burns Whitney, Savard Walora, Blitz Zodessa, Blitz Zibona und Glen Vivienne. Leider musste man sich kürzlich von Vivienne verabschieden.

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Bei guter Gesundheit

Die anderen fünf Kühe sind immer noch topfit und zwäg, keine Spur, dass es ihnen nicht gut gehen würde, keine Spur, dass sie nicht noch weiter Milch produzieren wollen. Eigentlich ist es noch eine Kuh mehr, welche aus ihrer Zucht die 100'000er-Marke geknackt hat.

Sie heisst Pino Tosca und wurde als Zweitlaktierende an Bernhard Brechbühl auf den Hüpfenboden in der Nähe vom Blapbach verkauft. Als er die Milchproduktion einstellte, verkaufte er sie an seine Nachbarin Anna Haldemann weiter. Dort feierte man mit Tosca nicht nur eine schöne Zuchtfamilie, sondern sie knackte letztes Jahr auch die 100'000er-Milchmarke.

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Es könnte nicht schöner sein, als die BauernZeitung die Familie Rentsch auf dem Friesenberg in den Wynigen-Bergen besucht. Stahlblauer Himmel, eine grandiose Aussicht und die ganze Familie hat sich wahnsinnig Mühe gegeben für den grossen Auftritt. Neben den vier Kindern und den neun Grosskindern ist sogar eine Schwyzerörgeli-Formation vor Ort. «Heute haben wir Wetterglück, normalerweise zieht hier momentan eine starke Bise», meint Urs Rentsch.

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Eine optimale Pflege

Nun werden die fünf Kühe aus dem Stall geholt, unglaublich, wie die Ladys noch laufen können. Ihre Fundamente, ihre Euter und auch ihre Körperkonditionen suchen ihresgleichen. Beim Aufstellen der Kühe spielen Schwiegersohn Stefan und sein Vater Otto Kohler auf ihren Schwyzerörgeli – es herrscht eine einmalige Stimmung auf dem Friesenberg.

Damit eine solche Leistung überhaupt möglich ist, braucht es nicht nur Glück, sondern vor allem eine hervorragende Pflege und eine ausgeglichene und optimale Fütterung mit viel Dürrfutter. Die Kühe haben sozusagen Familienanschluss, sie geniessen jeden Tag ein Rundum-Programm. «Bei uns steht klar das Tierwohl im Vordergrund», hält der Landwirt fest.

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Den Tieren Zeit lassen

«Damit man Tiere bis in hohe Alter halten kann, muss man den Kühen ab und zu auch Zeit lassen und nicht gleich verzweifeln, wenn sie bei der ersten Besamung nicht trächtig werden; wenn sie mit hohen Zellzahlen zu kämpfen haben oder Probleme mit den Klauen bekämen», doppelt Sohn Bernhard Rentsch nach. Bei ihnen müsse eine Kuh nicht schon sechs Wochen nach dem Abkalben wieder trächtig werden.

Ihnen sei es lieber, dass diese eine gute Persistenz haben und weit über 305 Tage ihre Leistung halten können. Vor allem nach der Abkalbung sei es ihnen wichtig, die Tiere optimal zu versorgen, damit später eine Besamung wieder zum Erfolg führe. Die Klauenpflege wird auf dem Betrieb selber ausgeführt und hat einen sehr hohen Stellenwert. Bei der Anpaarung schaut man in erster Linie auf Milch, Fett, Eiweiss, Zellzahl, Euter und Becken. «Wir sind keine Schauzüchter, eine wirtschaftliche Kuh steht bei uns im Vordergrund», sagen Vater und Sohn einstimmig. Solche Kühe sind auch am Markt sehr gut verkäuflich, und das bei ihnen in den letzten 28 Jahren mit einer stattlichen Anzahl.[IMG 7]

Dass sie in dieser Zeit keine einzige verkaufte Kuh retour nehmen mussten, mache sie als Züchter stolz und dankbar. 2012 wechselte der Züchter von Swissherdbook zu Holstein Switzerland und setzt seither auf die schwarze Rasse. Zurzeit werden vor allem die Stiere Delta-Lambda, Adorable, Parfect, Magnitude, Captivating, Resolute und Ison eingesetzt. «Einen Drittel des Bestands besamen wir gesext, der Rest wird mit Maststieren belegt», sagt Bernhard Rentsch, welcher Eigenbestandsbesamer ist. Früher habe man auf dem Betrieb Erfolge mit den Stieren Topper, James, Creation, Trimbo, Woodstock, Rado oder Pickel gehabt.

Eine klare Strategie

Drei Viertel der laktierenden Kühe halten Rentschs im Anbindestall mit Strohbett, das restliche Vieh ist im Laufstall untergebracht. Gemolken wird mit einer Absauganlage und acht Aggregaten. Abgekalbt wird im Anbindestall. So habe man viel weniger Probleme mit dem Vergritten. «Für mich ist der tägliche Kontakt zu den Kühen sehr wichtig», betont Urs Rentsch. Und das nicht nur im Anbindestall.

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Alle tragen zum Erfolg bei

«Fällt uns etwas auf, warten wir nicht noch ab, sondern handeln gleich», ergänzt der Sohn. So könne man frühzeitig wirken, und nicht erst, wenn der Schaden zu gross ist und man den Tierarzt rufen müsse. So ist es nicht verwunderlich, dass auf dem Betrieb schon wieder mehrere Kühe die 70'000er-Milchmarke überschritten haben und gegen die 100'000er-Grenze zusteuern würden. Der Betriebsleiter hält aber fest, dass die ganze Familie zum Erfolg beitragen würde. «Ohne sie wäre ich unmöglich so weit gekommen, erst recht nicht dazu, sechs 100'000er-Kühe gleichzeitig im Stall zu haben», sagt Urs Rentsch anerkennend.[IMG 9]

Betriebsspiegel
Name: Urs und Heidi Rentsch mit Tochter Monika (Agronomin, 50 % auf dem Betrieb angestellt); Sohn Bernhard (gelernter Zimmermann und Landwirt, 100 % auf dem Betrieb angestellt); Tochter Doris (Lehrerin); Tochter Christine (gelernte Landwirtin und Bäuerin, bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Pachtbetrieb in der Nachbargemeinde). Alle drei Töchter leben mit ihren Familien auswärts.
Ort: Schmidigen, 800 m ü. M., Zone I
Betriebsfläche: 36 ha
Viehbestand: 50 bis 60 Kühe plus 50 bis 60 Stück Jungvieh. Die Milch geht zu Emmi. 170 Mastschweine