«Wegen meines Border Collies haben wir unsere Schafe», erzählt Silvana Rosenberg. Die gelernte Zoofachverkäuferin und Tierpflegerin wusste schon seit ihrer Ausbildung, sollte sie einst einen Hund haben, muss es einer von dieser Rasse sein. 2004 ging dieser Wunsch mit «Tonio» in Erfüllung. Die Schafe folgten 2007, damals waren es 15 Auen und ein Bock. Dies, nachdem sie und ihr Mann Maurus nach einem Generationenkonflikt den Hof, den sie zuvor in einer Generationengemeinschaft mit seinem Vater geführt hatten, vollständig übernahmen.

Schon immer tierlieb

Mittlerweile sind rund 180 Auen mit Jungtieren und 7 Böcke auf dem Haulihof. «Ich bin für den Stall zuständig, das ist mein Ding», meint Silvana Rosenberg. Ihr Mann ist zu 80% für sein Lohnunternehmen mit Acker- und Futterbau tätig und bewirtschaftet die eigenen 50 Hektaren Land. Sie managt die vier Kinder zwischen 11 und 17 Jahren, den Haushalt und den Stall. «Mein Mann ist durch die Lohnarbeit viel unterwegs, entweder, man passt sich da an und macht ebenfalls etwas, das einem Spass macht oder man ist frustriert», sagt die 41-Jährige. «Bei mir sind das eben die Schafe.»

«Man hat so schöne Momente mit den Tieren.»

Silvana Rosenberg lebt für ihre Schafe

Schon von klein an hat Rosenberg die Landwirtschaft fasziniert. Mit 9 Jahren besass sie ihr erstes Pferd, das auf einem Hof stand. Sie wollte dann Landwirtin lernen, musste diesen Plan jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Aufgewachsen ist Silvana Rosenberg als Tochter zweier Gastronomen.

So kam es, dass ihre Eltern ihnen sehr viel Lammfleisch abgekauft haben, um im Restaurant als Spezialitäten anzubieten, für welche die Leute von weit her anreisten. Als die Eltern pensioniert wurden, hätten die Kund(innen) gefragt, wo denn das gute Lammfleisch her sei. So konnten Rosenbergs sich einen Kundenstamm aufbauen, den sie zuerst auf Abruf bedienten. Während der Corona-Pandemie stieg die Nachfrage so stark an, dass sie kurzerhand einen kleinen Hofladen einrichteten, in dem das frische und auch gefrorenes Lamm- und Schaffleisch sowie Trockenwürste und Fleisch für Hunde angeboten wird. Sämtliches Fleisch, das sie produzieren, wird direkt vermarktet.

[IMG 2]

Super organisiert

Die strengste, aber auch schönste Zeit des Jahres sei jeweils der März, erzählt Silvana Rosenberg. Es ist die Zeit des Ablammens, sprich täglich zehn bis zwölf Geburten. Ihre Augen leuchten, als sie davon erzählt. Alles sei top organisiert, die Einzelbuchten mit Zahlen und Nummerierungen versehen, damit die Auen und Lämmer unterschieden werden können. Es gibt bunte Bändchen als Markierung an den Schafen und Lämmern, falls etwas ist, zum Beispiel, wenn die Nachgeburt noch nicht abgegangen ist. «Wir sind nie fertig, wir ändern oder optimieren jedes Jahr wieder von Neuem.»

«Ich habe wirklich Erfolg damit.»

Es gelingt Silvana Rosenberg immer wieder, Lämmer bei Bedarf anderen Auen anzuhängen

«Ich mache das super gerne»

Für die Direktvermarktung wäre es vielleicht besser, nicht saisonal ablammen zu lassen, aber für sie sei es ideal. Denn hat eine Aue Drillinge, oder für Zwillinge zu wenig Milch, eine andere wiederum genug Milch oder eine Totgeburt, dann hängt sie die Lämmer der anderen Aue an. «Man sagt ja, dass man anderen Schafen kaum fremde Lämmer anhängen kann, aber ich mache das super gerne und habe wirklich Erfolg darin», sagt Rosenberg mit Freude und Stolz in der Stimme. Einige zieht sie jeweils auch mit dem Schoppen auf oder füttert sie zu, wenn die Milch der Aue knapp ist. Es ist ihr wichtig, dass jedes Lamm durchkommt, keines soll sich selbst überlassen werden. Dieses Jahr hat sie 333 Lämmer gehabt.

[IMG 3]

Wenn eine Aue wenig Milch hat oder Mühe beim Lammen, dann dokumentiere sie dies und entsprechend käme diese dann in die Metzgerei. Susanna Rosenberg möchte einen starken, gesunden Bestand. Wenn die Schafe im Sommer auf der Alp sind, soll der Hirt möglichst wenig Arbeit mit ihnen haben und auch der Wolf nicht angelockt werden. Zurzeit haben Rosenbergs keine eigene Alp, sie sind noch auf der Suche nach einer, die sie fix pachten können. Während ihr Mann Maurus im Sommer die Hochsaison hat, wird es bei ihr etwas ruhiger. Es sind dann nur noch die Schafe und Lämmer auf dem Hof, die geschlachtet werden sollen, sowie die Böcke.

Am liebsten draussen

Und auch für ihren Border Collie bleibt eine kleine Gruppe zu Trainingszwecken zu Hause. Der ausgebildete Hütehund hat bereits einige Wettbewerbe in dieser Disziplin bestritten. Rosenberg gehört zu denen, die sich dafür eingesetzt hatten, dass die Hundesteuer für Hüte- und Herdenschutzhunde im Kanton Aargau im Jahr 2024 abgeschafft wurde, sofern die Hunde auf einem direktzahlungsberechtigten Betrieb leben oder eingesetzt werden sowie die nötige Prüfung ablegen.

[IMG 4]

Hat Silvana Rosenberg einmal etwas freie Zeit – sie brauche zum Glück nur relativ wenig Schlaf – ist sie gerne mit einem ihrer fünf Pferden unterwegs. Am wenigsten gerne macht sie den Haushalt: «Ich bin jemand für draussen, keine klassische Bauernfrau.» Sie habe denn dieses Jahr auch zum ersten Mal nicht nur jemand für die drei intensivsten Wochen für im Stall angestellt, sondern auch jemanden, der ihr im Haushalt helfe.

Dass dies bei einigen auf Unverständnis getroffen sei, schmerze sie schon etwas. Denn sie sei einfach gerne draussen bei ihren Schafen und Lämmern und möchte den Spagat während dieser Zeit nicht mehr machen müssen. «Ich liebe das Ablammen über alles, das Ansetzen, umsetzen, das ‹bäschele› und der Erfolg, wenn es geklappt hat.» Man habe so schöne Momente mit den Tieren, man wisse, schon vorab, dass es streng werde. Glücklich macht es sie trotzdem.