Abo Das braun gefleckte Gefieder am Rücken ist eine gute Tarnung an borkiger Rinde. Die reinweisse Unterseite des abgebildeten Vogels deutet darauf hin, dass es sich um einen Wald- und keinen Gartenbaumläufer handelt. Wildtier im Porträt Der Waldbaumläufer ist ein netter Kletterer Tuesday, 13. February 2024 «Die Spatzen pfeifen es von den Dächern», heisst es sprichwörtlich. Die betreffende Information ist demnach zwar nicht offiziell, aber dennoch allseits bekannt. Auch Spatzen kennt jeder – nicht zuletzt, weil ihr Tschilpen in vielen Städten zur Geräuschkulisse gehört. «In der Schweiz gibt es vier brütende Spatzenarten», erklärt Livio Rey von der Vogelwarte. Während der Schneespatz kaum in Lagen unterhalb von 1500 m ü. M. anzutreffen ist, bevölkern Hausspatzen gerne urbane Räume. Im Tessin und in den Alpentälern wird der Hausspatz vom Italienspatz abgelöst. Feldspatzen kommen ihrem Namen entsprechend eher im Kulturland vor. Dabei bevorzugt letztere Art strukturreiche Gebiete mit Hecken, Feldgehölzen und Bäumen, brütet bei vorhandenen Nisthöhlen oder Kästen aber auch in Obstgärten oder an Hofgebäuden.

Mit oder ohne Unterschiede

«Im Gegensatz zum Hausspatz zeigen Feldspatzen keinen Geschlechtsdimorphismus. Männchen und Weibchen sehen also gleich aus», fährt Livio Rey fort. Ausserdem sind Feldspatzen etwas kleiner als ihre städtebewohnenden Verwandten und haben einen feineren Schnabel, weshalb sie Getreidekörner in der Milchreife bzw. die kleinen Samen diverser Gräser und Wildkräuter bevorzugen. Die klare Trennung des Lebensraums von Feld- und Hausspatz dreht sich um, je weiter man nach Osten geht. «In Asien leben Feldspatzen im urbanen Raum», sagt der Ornithologe. Die genauen Gründe dafür seien nicht bekannt.

«Vier Spatzenarten brüten hier.»

Livio Rey, Vogelwarte, über die Sperlingsvielfalt in der Schweiz.

In Fachbeiträgen ist zu lesen, dass Hausspatzen (oder -sperlinge, wie sie korrekter heissen) jeweils für ein Jahr eine feste Partnerschaft eingehen. Feldspatzen hingegen gelten als treuer und sollen sogar ein Leben lang zusammenbleiben. «Dass Männchen und Weibchen bei dieser Art gleich aussehen, spricht dafür», hält Livio Rey fest. Je kleiner der Unterschied zwischen den Geschlechtern derselben Art, desto enger sei nach biologischer Faustregel die Bindung der Partner. «Das kennt man beispielsweise von Störchen», ergänzt der Ornithologe.

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Meisen hinausgeworfen

Weder Feld- noch Haussperlinge verteidigen ein Revier. Nur rund um ihren Nistplatz sorgen sie für Ruhe und halten Artgenossen fern, ansonsten gelten Spatzen als sehr gesellige Vögel. Andere Arten stecken durchs Singen ihre Territorien ab. Warum aber hört man auch Spatzenschwärme von Weitem, wo sie sich die Mühe doch sparen könnten? «In einer Kolonie gibt es eben nicht weniger, sondern eher mehr zu besprechen», gibt Livio Rey zu bedenken. Das lautstarke Tschilpen der kleinen Vögel dient also der (freundlichen) Kommunikation unter Spatzen.

Als Höhlenbrüter nehmen sowohl Haus- als auch Feldspatz gerne Nistkästen an, wobei erstere auch mal die kleineren Meisen hinauswerfen. «Nur die Nistkästen mit den kleinsten Einfluglöchern können von Spatzen nicht genutzt werden», sagt Livio Rey. Einfluglöcher mit 26 bis 28 mm Durchmesser eignen sich für Blau-, Sumpf-, Tannen- und Haubenmeise. Ab 30 bis 32 mm Einfluglochgrösse können Haus- und Feldspatz und die Kohlmeise einen Nistkasten besiedeln.

In allen Fällen wichtig ist ein ausreichendes Nahrungsangebot mit Insekten. «Spatzen sind zwar Körnerfresser, sammeln aber Insekten zur Aufzucht ihrer Jungen», erklärt Rey.

In China bekämpft

In der Schweiz gelten Haus- und Feldspatz als nicht gefährdete Art, aber in Deutschland beispielsweise stehen sie auf der Vorwarnliste. In China zählen Sperlinge zu den bedrohten Arten. Dort wurden Spatzen 1958 gezielt als Schädlinge bekämpft, der Kampagne fielen auch diverse andere Vögel zum Opfer. Im darauffolgenden Sommer führte eine Heuschreckenplage zu grossen Ernteausfällen – ein Lehrstück für ökologische Zusammenhänge und ein Grund mehr, sich über jeden Bewohner eines Nistkastens zu freuen. Und sei es «nur» ein gewöhnlicher Spatz.