Urs Schneeberger, Geschäftsführer des Lohnunternehmens Schneeberger und Berger und sein Team aus Oberbottigen BE haben die ersten 30 Rundballen mit dem Rundballennetz aus Jutefasern gepresst. Die Ballen konnten am Event begutachtet werden, der auf dem Betrieb des Lohnunternehmens stattfand. Der Berner teilt seine ersten Eindrücke zur Nutzung des Jutenetzes und erzählt, wo er Potenzial sieht, und wo er allfällige Bedenken hat.
Urs Schneeberger, Sie und Ihr Team sind die ersten, die das Rundballennetz aus Jutefasern in der Schweiz verwendet haben. Was ist Ihr erster Eindruck?
Urs Schneeberger: Mein erster Eindruck vom Jutenetz ist sehr positiv. Sowohl das Wechseln der Netzrolle als auch das Binden der Ballen und das Schneiden des Netzes verliefen problemlos. Meine Mitarbeiter und ich waren überrascht, wie gut alles funktionierte. Die Handhabung war vergleichbar mit herkömmlichen Rundballennetzen aus Plastik.
Mit welcher Rundballenpresse haben Sie das Jutenetz getestet?
Wir haben das Netz zum einen mit unserer John Deere 960 Rundballenpresse mit variabler Kammer verwendet, und zum anderen mit der Göweil G-1 F125 Kombipresse mit fester Kammer. Die Pressdruck-Einstellung blieb dieselbe. Bei beiden Rundballenpressen hat der Einsatz einwandfrei funktioniert.
«Mein erster Eindruck ist sehr positiv.»
Urs Schneeberger, Geschäftsführer Agrarservice Schneeberger & Berger
Wie viele Lagen Netz haben Sie umwickelt?
Zuerst waren wir skeptisch und hatten Angst, dass die Ballen nicht halten würden, weshalb wir am Anfang mehr Umwicklungen gemacht haben. Beim herkömmlichen Plastiknetz fahren wir jeweils mit 4,3 Lagen. Nach den ersten Ballen haben wir gesehen, dass das Jutenetz mit 4,3 Lagen hält. Somit sind wir mit den Umwicklungen heruntergefahren auf 3,5 Lagen. Selbst mit so wenig Umwicklungen blieben die Ballen schön fest.
Gemäss Ihren Schilderungen hat der Einsatz des Jutenetzes einwandfrei funktioniert. Wo sehen Sie Potenzial für diese Alternative zu Polyethylen?
Ich wurde bereits im Vorfeld von Pferdebetrieben auf das Jutenetz angesprochen. Diese wären bereit, den Mehrpreis für diese ökologische Lösung zu zahlen. Dort und generell auf Betrieben, denen die nachhaltige Lösung etwas wert ist, sehe ich Potenzial für dieses Material.
Haben Sie trotzdem Bedenken gegenüber diesem Jutenetz?
Einen grossen Nachteil sehe ich bei der Rollengrösse, da nur 500 Meter Netz auf einer Rolle sind. Beim herkömmlichen Rundballennetz, das wir verwenden, sind jeweils 2600 Meter auf einer Rolle. Deshalb sehe ich gerade für den Einsatz im Lohnunternehmen gewisse Schwierigkeiten bezüglich des Handlings und des Transports der Netzrollen. Wenn wir mit Vollgas am Pressen sind, brauchen wir rund 7 Kilometer Netz pro Rundballenpresse, wobei jeweils 4 Pressen im Einsatz sind. Würden wir alles mit Jutenetzen pressen, müssten wir rund 5 Mal so viele Rollen mitführen. Das bräuchte fast einen zusätzlichen Transport für die Rollen. Dort sehe ich die grössten Herausforderungen. Beim Pressen von Emd, wenn es weniger Ballen pro Hektare gibt, wäre der Einsatz des Jutenetzes eher umsetzbar. Aber in der Hochsaison eher weniger.
Sie und Ihr Team haben sich auf Anfrage der BauernZeitung und von «die grüne» bereit erklärt, das Jutenetz zu testen. Wieso?
Nachhaltigkeit wird auf unserem Betrieb grossgeschrieben. All unsere Maschinen laufen deshalb auch mit Biodiesel aus Frittieröl-Resten. Wir sind offen, neue Dinge auszuprobieren und möchten uns stets verbessern. Deshalb haben wir mitgeholfen, das Jutenetz zu testen.
Betriebsspiegel Schneeberger & Berger
Urs Schneeberger und Urs Berger mit Familien
Ort: Oberbottigen BE
Ackerfläche: 50 ha
Viehbestand: 1100 Mastschweine
Kulturen: Kartoffeln, Weizen, Gerste, Raps, Zuckerrüben, Mais, Kunstwiese
Arbeitskräfte: 26 Festangestellte, 5 Lernende (2 davon in Landwirtschaft, 3 Landmaschinenmechaniker), einige Aushilfen
Weitere Betriebszweige: ÖLN-Gemeinschaft Ackerbau mit Partner, Lohnunternehmen (diverse Erntearbeiten für Mais, Gras und Getreide), Getreidesammelstelle, Landmaschinen-Werkstatt, Kommunalarbeiten
