Weidegras ist und bleibt das günstigste Futtermittel für Wiederkäuer. Dem gegenüber stehen je nach Weidesystem ein hoher Zeitaufwand und hohe Materialkosten für das Zäunen. Aber wie in vielen Bereichen der Landwirtschaft hat auch hier das Smart Farming in den letzten Jahren Einzug gehalten. Patricia Fuchs von Agroscope stellte an der AGFF-Strickhof-Tagung am 5. April 2022 in Bertschikon das virtuelle Zaunsystem der Firma Nofence vor.

Akkustische und elektrische Signale

Mit dem virtuellen Zäunen werden bestimmte Teilbereiche einer Weide ausgegrenzt. Die Kuh trägt ein Halsband mit einem GPS-Sender und einer mobilen SIM-Karte, die mittels App an ein Smartphone gekoppelt wird. Der Bauer kann mit dieser App auf einer Satellitenkarte die Weideflächen erfassen, diese in Koppeln einteilen und so einen unsichtbaren Zaun erstellen.

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Übertritt die Kuh die virtuelle Grenze, sendet das Gerät akustische Warnsignale in Form einer Tonskale mit zunehmender Frequenz – ähnlich wie der Piepton bei der Einparkhilfe des Autos. Läuft die Kuh weiter und überschreitet die «Warnzone 1», gibt das Halsband zusätzlich einen elektrischen Impuls ab. Dieser ist laut Fuchs 25-mal schwächer als der Impuls eines Elektrozauns.

Es folgen zwei weitere, drei Meter breite Warnzonen, in deren Bereich das Halsband piept und elektrische Impulse aussendet. «Wenn die Kuh immer noch weiterläuft, deaktiviert sich das System automatisch», führte Fuchs aus. Die Kuh erhält dann keine akustischen Warnsignale und elektrische Impulse mehr. Der Landwirt wird über das Smartphone benachrichtigt und kann das Tier orten. Kehrt die Kuh in das virtuelle Weidegebiet zurück, aktiviert sich das System wieder von selbst.

Stall in die Weidezone miteinbeziehen

Abo Kuhsignale Die Weide verrät einiges über den Stall Wednesday, 6. October 2021 Die Kuh trägt das Halsband mit dem GPS-Sender permanent, deshalb muss auch der Stall in die Weidezone miteinbezogen werden. Die Kosten für das Halsband betragen 310 Franken. Hinzu kommt eine Nutzungsgebühr, die abhängig von der Anzahl Tiere und Weidetage ist. «Bei 25 Tieren und 180 Weidetagen beträgt diese Nutzungsgebühr pro Halsband 80 Franken», erläuterte Patricia Fuchs.

Das System ist für Koppelweiden gut geeignet. Aber auch in schwer zugänglichen Gebieten wie auf den Alpen hat es seine Vorteile. Virtuelle Zaunsysteme sind heute dort verbreitet, wo die Weidewirtschaft eine grosse Rolle spielt, zum Beispiel in Norwegen, Grossbritannien oder in Australien. In der Schweiz sind die Halsbänder gemäss Tierschutzgesetz (noch) verboten.