Das Thema Kälbergesundheit stand 2024 im Zentrum der Weiterbildungsaktivitäten von Bio Schwyz. In Zusammenarbeit mit Rindergesundheit Schweiz wurden in Arbeitskreisen praktische Lösungsansätze für gesündere Kälber gesucht. Abgeschlossen wurde das Projekt Kälbergesundheit, welches von Bio Suisse finanziell unterstützt wurde, mit einem Vortrag der Tierärztin Helen Huber.
Kleine Kälber besonders umsorgen
Als wichtigste Punkte für eine gute Kälbergesundheit bezeichnete Helen Huber eine zeitige und ausreichende Kolostrumgabe, dank genügend Milch Tageszunahmen von über 750 g von der zweiten bis zur zehnten Lebenswoche, eine ausreichende Selenversorgung, die Tränkehygiene und ein an das junge Kalb angepasstes Stallklima. «Die idealen Temperaturen liegen bei einem kleinen Kalb zwischen 15 und 25 Grad Celsius», so Helen Huber. Entsprechend müssten die Kälberställe an die kalten Wintertage in der Schweiz angepasst werden.
Widersprüche in der Praxis
Dass die Umsetzung dieses Punktes auch eine Herausforderung sein kann, betonte ein Biobauer in der Diskussion: «Einerseits benötigen kleine Kälber zwar genügend Wärme, andererseits müssen diese gemäss Vorschriften ab dem 10. Lebenstag auch an kalten Wintertagen Auslauf haben.» Das sei doch ein Widerspruch, so der Landwirt.
Der harte Job der Kontrolleure
Solche Widersprüche seien nicht nur für die betroffenen Bauern unangenehm, sondern auch für die Kontroll-Organisationen, erklärte Christoph Gerber in seinen Ausführungen. «Vorschriften werden aber nicht von den Kontrolleuren, sondern von der Politik gemacht», so der Regionalleiter von Bio-Inspecta. Die bäuerlichen Organisationen hätten es in der Hand, in den Vernehmlassung zu Richtlinienanpassungen Einfluss zu nehmen. «Es darf nicht sein, dass die Kontrolleure infolge nicht praktikabler Vorschriften auf den Betrieben unverschuldet zu Blitzableitern werden.»
Ohnmacht bei den Bauern
Christoph Gerber ging in seinem Referat einerseits auf die häufigsten Mängel im Kontrolljahr 2023 ein (Kasten), anderseits versuchte er auch auf die Anliegen der Biobauern im Zusammenhang mit dem Kontrollsystem einzugehen. Dass sich Betroffene bei Kontrollen nicht immer fair behandelt fühlen und dadurch auch eine gewisse Ohnmacht aufkommen kann, war aus verschiedenen Voten zu spüren. «Ab und zu ist es halt so, dass zwei Köpfe einfach nicht zueinander passen», so Christoph Gerber. Wenn das Zwischenmenschliche zwischen Bauer und Kontrolleur gar nicht funktioniere, sollten betroffene Landwirte mit Bio-Inspecta Kontakt aufnehmen und es würden Lösungen gesucht.
Vier Kontrollen innert Wochen
Christoph Gerber zeigte auch Verständnis für den Unmut von Betroffenen, welche innerhalb von einigen Wochen bis vier Kontrollen über sich ergehen lassen müssen. «Wenn privatrechtliche Labels, unangemeldete Tierschutzkontrolle des Veterinärdiensts und die Biokontrolle zusammenkommen, werden die gleichen Dokumente innerhalb von kurzer Zeit dreimal geprüft. Gab es in den Vorjahren auf dem Hof Mängel, kann es sogar noch zu einer zusätzlichen Kontrolle kommen.» Er begreife zwar den Frust von betroffenen Betriebsleitern, aber auch der vierte Kontrolleur mache nur seine Arbeit.
Zeit für Planbilanz nutzen
Im Jahr 2025 gibt es für Grünlandbetriebe gemäss Christoph Gerber keine grösseren Änderungen in den Bio-Suisse-Richtlinien. Betroffen seien Biobauern aber natürlich auch vom Wegfall des bisherigen Toleranzbereichs von 10 Prozent für Stickstoff und Phosphor in der Suisse-Bilanz. «Betriebe mit hohen Tierzahlen und solche, die bereits im Vorjahr bei über 100 Prozent lagen, sollten die kommenden Tage unbedingt für eine Planbilanz nutzen», riet Christoph Gerber.
Die häufigsten Mängel
Bei nur 2 % der 6000 Bio-Inspecta-Kontrollen im Jahr 2023 gab es bedeutende Beanstandungen. Einerseits seien fehlende Kurstage bei der Bio-Umstellung oder fehlende oder fehlerhafte Dokumente wie der Biodiversitäts-Check festgestellt worden. Anderseits hätte es erneut Verfehlungen bei Gewässerschutzvorschriften oder im Bereich Tierschutz gegeben. «Sickersaftaustritt bei der Hofdüngerlagerung oder verschmutzte Tiere sind zwar nicht häufig anzutreffen, anhand von diesen Einzelfällen werden wir Bauern aber beurteilt», so Christoph Gerber. Gerade bei Tierschutz-Fällen seien meist menschliche Schicksale im Spiel.
