Kürzlich machte ein neuseeländischer Tüftler Schlagzeilen. Der Bauer habe ein umweltfreundliches Ballenwickelmaterial entwickelt, welches «jedes Tier fressen kann», wie Grant Lightfoot gegenüber dem neuseeländischen Nachrichtenportal RNZ sagt. Das Netz besteht aus Jute-Fasern. «Es funktioniert wie am Schnürchen», sagt der Neuseeländer im Gespräch mit der BauernZeitung. Nachdem er letztes Jahr einen «Farm Innovation Award» gewonnen hatte, kam direkt schon die USA auf ihn zu und bekundete ihr Interesse am Produkt.

Weniger Abfall, weniger Plastik in den Kuhmägen, weniger Aufwand

Gefragt nach den Vorteilen, betont er den verminderten Arbeitsaufwand beim Einsatz vom abbaubaren Material, da das Netz nicht mehr manuell abgezogen werden muss. Auch weist er darauf hin, dass weniger Mikroplastik in die Umwelt und in die Kuhmägen gelangt und dass die Ballen länger zusammengehalten werden, weil das Jute-Netz die Ballen eben zusammenhält. Das Netz funktioniere für das Wickeln von Silage, Heu sowie Stroh, so der Erfinder. 

Wie sieht der Schweizer Markt aus?

Bisher koste eine Rolle Jute-Ballennetz fast doppelt so viel, wie herkömmlich hergestellte Polyethylen-Netze. Er beteuert; das Potenzial sei riesig. Er habe das Netz in fast jedem Ballenwickler ausprobiert. Wie sieht es ein Schweizer Händler von Rundballennetzen?

«Ich habe das Netz in fast jedem Ballenwickler-Modell getestet.»

Erfinder Grant Lightfoot aus Neuseeland.

Robert Zuber, von der Firma Läderach Agro, hat von diesem Jute-Faser-Netz noch nichts mitbekommen. Wenn sich dieses Produkt aber in der Praxis bewähre, werde es sich auf dem Markt etablieren, meint er. «Aktuell ist die Situation aber so, dass Naturfasern die technischen Eigenschaften einer Kunststofffaser nicht erreichen können. Dies kann einer Marktöffnung des neuen Produktes stark entgegenwirken», schätzt Zuber. Dies auch in Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Pressen, welche immer kompaktere Ballen produzieren. Stünden gleichwertige nachhaltigere Alternativen zur Verfügung, so würde der Markt diese auch aufnehmen, meint er.

«Aktuell ist die Situation so, dass Naturfasern die technischen Eigenschaften einer Kunststofffaser nicht erreichen können.»

Robert Zuber, Läderach Agro.

Schliesslich hat die Entsorgung der Kunststoff-Netze seinen Preis. Auch würden Faktoren wie der Preis, die Verarbeitung und der Umgang auf einer Presse respektive Kompatibilität mit den unterschiedlichsten Pressen sehr hoch gewichtet. In einem Markt wie der Schweiz hätten es neue Produkte oft schwierig, da die Anforderungen der Anwender sehr hoch sei, so der Fachmann. 

Bisher bietet die Firma Läderach Agro lediglich ein Produkt aus Naturfasern an:  Pressschnüre für Kleinballen. «Eine grosse Nachfrage danach existiert aber nicht», so Zuber.