«Die Situation ist heute deutlich besser als zur gleichen Jahreszeit vor einem Jahr», sagte Daniel Flückiger, Geschäftsführer von Mutterkuh Schweiz, an der Regionaltagung des Vereins in Zollikofen BE über die Marktsituation der beiden Labels Natura-Beef und Natura-Veal. Der aktuelle Stau beim Natura-Veal sei momentan aus Sicht von Mutterkuh Schweiz noch zu bewältigen, so der Geschäftsführer.
Menge aktuell nicht lieferbar
Anders sieht es beim Natura-Beef aus: «Wenn ihr Natura-Beef liefern wollt, dann ist jetzt eine sehr gute Zeit dafür», so Daniel Flückiger. Aktuell kann die bestellte Menge laut Vianco-Direktor Urs Jaquemet nicht geliefert werden. Gründe dafür seien das gute Weihnachtsgechäft und die frühen Ostern dieses Jahr. Ein weiterer Faktor für das knappe Angebot sei zudem, dass der Detailhändler Coop erstmals die von Mutterkuh Schweiz geschätzten Mengen akzeptierte, während diese in vorherigen Jahren immer weiter unten angesetzt wurden. Diese gelte es nun auch zu liefern, so Jaquemet.
«Vorher hat Mutterkuh Schweiz jeweils um diese Jahreszeit immer zu viel geliefert und im Moment ist die Situation gerade so, dass man die Tiere nicht hat», sagt der Direktor. In den nächsten Wochen gehe es darum, alles daran zu setzen, um die gewünschte Menge liefern zu können, so Jaquemet. Der Direktor zählt jedoch auf die Produzenten und ist überzeugt, dass die ausgemachte Menge erreicht werden kann.
Der Knackpunkt ist die Saisonalität
Anders sieht die Situation beim Veal aus. Hier sei das Angebot aktuell gross. Der Knackpunkt sei die Saisonalität, so Urs Jaquemet. Im vergangenen Jahr sei man mit Natura-Veal erstmalig aufgrund des zu hohen Angebots in eine Problemphase geraten.
Während man beim Natura-Beef aufgrund des relativ stabilen Preises die Tiere gut erst zwei Wochen später mit ein paar Kilo mehr schlachten könne, sei die Lage beim Natura-Veal kritischer. Wird die Gewichtsgrenze von 150 Kilogramm Schlachtgewicht überschritten, gelangt das Tier in den Natura-Beef-Kanal. Aufgrund des tiefen Schlachtgewichts fällt der Erlös deutlich tiefer aus.
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Während man im vergangenen Jahr 11 643 Natura-Veal an Coop habe liefern dürfen, sei für dieses Jahr eine Menge von 13 600 abgemacht. «Wir haben offensiv offeriert, denn wir wollen in diesem Programm wachsen», so Jaquemet. Mit 330 bis 340 Veals pro Woche, die man geschätzt habe, sei die Produktion in den letzten Monaten gut aufgegangen. Nach Ostern sei man nun jedoch in einer Phase, in der Bell die Obergrenze bei 300 Stück setze, so Jaquemet. Der Direktor geht davon aus, dass man in den nächsten Wochen mit den zugesicherten 300 Stück die anfallenden Veal vermarkten könne. Eines sei sicher: Die Saisonalität, welche den Problempunkt darstelle, müsse ausgeglichen werden.
Es bleibt Luft nach oben
Während Veal im ersten Halbjahr reichlich vorhanden ist, bleibt in der zweiten Jahreshälfte Luft nach oben. Das Abkalben im Sommer sei alles andere als einfach, so der Direktor, doch: «Wenn wir im Sommer nicht mehr Veal produzieren können, werden wir auch im Frühling nicht mehr liefern können», erklärt er. Hier appelliert Urs Jaquemet an jeden Mutterkuh-Produzenten, die Lieferung eines Veals nach Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Dazu müsse auch nicht direkt die gesamte Produktion auf Veal umgestellt werden. «Jeder hat einmal eine Kuh, die abgeht oder geschlachtet werden sollte. Warum dann nicht die Kuh behalten und sie zusammen mit dem Veal nach fünfeinhalb Monaten schlachten? Oder einer jungen Erstkalbin das Kalb mit fünf bis sechs Monaten als Veal absetzen und so der Kuh noch einmal Zeit für ihre Entwicklung geben?», erläuterte der Vianco-Direktor, wie die Produktion in die Betriebe eingebaut werden kann.
Auch die wachsende Wolfsproblematik erschwere es, insbesondere auf den Sömmerungsbetrieben, der Saisonalität entgegenzuwirken. «Wer im Sommer auf dem eigenen Betrieb abkalben lassen kann, soll dies unbedingt machen, denn diese Kälber sind gefragt», betonte deshalb Jaquemet vor den Mutterkuhhaltern.
Marktkommentar von Daniel Flückiger, Geschäftsführer Mutterkuh Schweiz:
Wie sind die langfristigen Perspektiven der Mutterkuhhaltung? Langfristige Voraussagen sind schwierig. Je nach Krisen kommt alles anders. Nehmen wir an, dass wir von solchen Ereignissen verschont bleiben. Wird in Zukunft weniger Fleisch konsumiert? Alle reden über diesen Trend, aber am Markt merkt man bis jetzt wenig davon. Der Pro-Kopf-Konsum von Rindfleisch ist stabil. Wird weniger Labelfleisch gekauft? Manchenorts vielleicht. Mutterkuh Schweiz ist bis jetzt nicht betroffen.
Der Absatz von Tieren aus den Mutterkuh-Schweiz-Programmen ist immer gestiegen und hat 2023 eine neue Rekordmarke erreicht. Zu Natura-Beef, Natura-Veal und Swiss-PrimBeef sind andere Marken wie das Origine Weiderind und Premium Beef bei Transgourmet hinzugekommen. Insgesamt rechnen wir damit, dass Fleisch aus Mutterkuhhaltung auch künftig gefragt ist. Gleichzeitig gibt es einige Herausforderungen. Wir arbeiten daran, die Saisonalität von Angebot und Nachfrage besser aufeinander abzustimmen.
Wir lassen neue Betriebe teilweise nur für bestimmte Programme zu. All das mit dem Ziel, eine möglichst wirtschaftliche Verwertung der Schlachttiere, flüssige Lieferungen und stabile Preise zu gewährleisten. Betriebe, die in die Mutterkuhhaltung einsteigen wollen, informieren sich am besten direkt und frühzeitig bei Mutterkuh Schweiz
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