Eringerkühe, Schwarznasenschafe oder Schwarzhalsziegen – so stellt man sich einen Landwirtschaftsbetrieb im Wallis vor. Nicht so bei der Familie Bernhard und Elisabeth Gemmet in Ried-Brig. Auf ihrem Betrieb steht neben der Mutterkuhhaltung vor allem der Ackerbau mit den speziellen Kulturen wie Wildblumen, Kürbisse, Dinkel, Rhabarber oder Braugerste im Mittelpunkt. Als Saatzuchtbetrieb wurden früher auch die seltenen Getreidesorten Emmer und Walsergerste angebaut und leisteten in der Vergangenheit so einen wichtigen Beitrag für den Erhalt dieser Sorten.
Ein guter Entscheid
Seit fast 40 Jahren bewirtschaften Bernhard und Elisabeth Gemmet ihren Betrieb nach den Bio-Richtlinien. «1985 haben wir auf Bio umgestellt», hält der Betriebsleiter fest. Nicht nur aus Überzeugung, sondern weil man auch Biokräuter für Ricola produzieren wollte. Zehn Jahre lang habe man für das Schweizer Traditionsunternehmen Pfefferminze, Salbei und Schafgarbe angebaut. Aber Bernhard Gemmet probiert gerne neue Sachen aus, sein Sohn Johannes, welcher den Betrieb nächstes Jahr mit seiner Frau Natalie Gemmet übernehmen wird, tut es ihm gleich. Seit fünf Jahren gedeihen auf ihren Feldern auch Speise- und Zierkürbisse. «Die Nachfrage ist gross», freut sich der Junior-Chef und mit dem Verkauf über den benachbarten Gemüsegärtner entstand eine gute Zusammenarbeit. Jeweils am ersten Samstag im Oktober findet auf ihrem Hof ein Kürbisfest statt. «Über 400 Besucherinnen und Besucher dürfen wir jeweils begrüssen», freuen sich Gemmets. Dieses Fest biete eine gute Gelegenheit, um einen Teil ihrer Kürbisse verkaufen zu können. Aber noch eine weitere Spezialität wird auf dem Betrieb angebaut: 100 Stöcke Rhabarber sorgen für viel Arbeit und einen soliden Kundenstamm.
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Mit der Vermehrung von Wildblumen ist man seit einem Jahr mit einem weiteren neuen Betriebszweig unterwegs. Die Palette reicht von Flaumhafer über die aufrechte Trespe, bis zum Wiesenbocksbart, Witwenblume und der Salbei. «Ich sehe hier ein grosses Potenzial», ist Johannes Gemmet überzeugt. So werde einheimisches Saatgut immer wie stärker nachgefragt, erst recht, da die Anlegung von Biodiversitätsförderflächen vor allem mit einheimischen Gräsern und Kräutern erfolgen soll. «Um an das Basissaatgut zu kommen, müssen wir zuerst auf extensiven Wiesen den Wildblumensamen pflücken», erzählen sie. Danach werde das Saatgut zu Hause in Saatkisten ausgesät, in Töpfchen pikiert und nach der Anzucht die jungen Pflänzchen im Frühling gepflanzt. «Anfang Sommer ernten wir dann den Samen und verkaufen das Saatgut an unseren Partner für die Weiterverarbeitung», sagt die Betriebsleiterfamilie.
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Das berühmte Brot
[IMG 2]Als Walliser Betrieb kommt man aber nicht darum herum, auch Roggen für das berühmte Walliser Roggenbrot anzubauen. Das ist bei der Familie Gemmet nicht anders. «Seit einem Jahr pflanzen wir auf Wunsch der Dorfbäckerei Artis in Ried-Brig nicht nur Roggen, sondern auch Dinkel an», so der Senior-Chef. Und seit drei Jahren werde auch Braugerste für die eigene kleine Biersorte angebaut. «Dieses Projekt steckt aber noch in den Kinderschuhen», beschwichtigt Johannes Gemmet, der mit einem Freund den Anstoss zum eigenen Bierbrauen gegeben hat. Um im Wallis erfolgreich Ackerbau betreiben zu können, spielt die Bewässerung eine wichtige Rolle. Wer und wie viel in welchem Zeitraum bewässern darf, erfolge genau nach Plan der Gemeinde. Das Wasser für die Bewässerung fliesst dabei von den Bergen über eine grosse Leitung ins Tal. In den Dörfern sorgt ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, mit unterirdischen Leitungen und oberirdischen Wasserkanälen, für die Verteilung. Mit Sprinklern und mit stauen von offenen Wasserkanälen, werden die Felder und Äcker so bewässert.
Die Rasse passt
Obwohl auf dem 30 ha grossen Betrieb der Ackerbau im Vordergrund steht, möchte man auf die sieben Aubrac-Mutterkühe mit den Kälbern und Jungtieren nicht verzichten. «Diese Rasse passt genau auf unseren Betrieb», sind sie überzeugt. Wegen der extensiven Haltung seien die Tiere erst mit 22 Monaten schlachtreif. «Das Fleisch ist sehr zart und begehrt bei der Kundschaft», freuen sie sich. Auf jeden Fall hat der Betrieb Gemmet mit seinen verschiedenen Betriebszweigen und Nischen den richtigen Weg gefunden, um auch in Zukunft im Wallis bauern zu können.
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