«Wenn man unseren Betrieb lediglich als Pferdepension wahrnimmt, bildet das nicht die gesamte Realität ab», sagt Stefan Schreiber, er ist der noch-Betriebsleiter der Stone Ranch auf dem Tafeljura. Tatsächlich ist der Bio-Betrieb in der aargauischen Enklave viel mehr als «nur» eine Pferdepension. Neben der Betreuung der durchschnittlich 30 Pferden, betreibt die Familie Schreiber auf knapp 70 Hektaren eine 150-köpfige Angusherde, Bio-Ackerbau und eine vielfältige Eventgastronomie, die beim Ranch-Zmorge beginnt und über Rinderarbeit mit Pferden, Lassowerfen bis hin zu Country-Hochzeiten führt.

Als Bauernjunge ein Karl-May-Fan

Der Name «Stone Ranch» ergab sich vor 15 Jahren, inspiriert von diversen Kanada- und USA-Aufenthalten des Betriebsleiters Stefan Schreiber. Schon als Kind war der Schweizer Cowboy Karl May Fan. «Ich wollte als Bueb immer Cowboy werden», sagt der charismatische Aargauer. «Aber man sagte mir früh, ich solle nicht Landwirt lernen; da gibts kein Geld und keine Ferien – und genau das habe ich dann gemacht». Mit Kreativität und einem spürbaren Unternehmersinn hat die Familie Schreiber den ursprünglich 5-ha-Klein- Betrieb «passiv», wie er sagt, auf 70 Hektaren Betriebsfläche im Verlauf der Jahre erweitern können. Im Nebenerwerb war er jeweils im Sportgeschäft und im Skifreestyle tätig, wo er damals auch seine Frau Helene kennengelernt hat.

Ranch mit allem drum und dran

Zusammen mit Sohn Silvan Schreiber betreiben sie den vielfältigen Bio-Betrieb im Fricktal, mit jährlich rund 900 mm Niederschlag. Der Hauptbetriebszweig ist die Black Angus- Zucht, Produktion und deren Vermarktung. Daneben läuft der Bio-Ackerbau, eine Photovoltaik-Anlage, die Betreuung der eigenen und der Pensionspferde, und Eventgastronomie mit Seminarraum und Hofladen, wie oben erwähnt.[IMG 2]

«Es hat fünf Metzger gedauert, bis wir den richtigen fanden, der zu uns und unseren Anforderungen für die Verarbeitung unseres Ranchbeefs passt, meint Schreiber. Nun hätten sie aber einen «Metzger mit Berufsstolz» gefunden, und so vermarkten wir einen grossen Teil der Tiere im Hofladen und in der Gästebewirtung. Zu kaufen gibt aber nicht Brustspitz oder Lenden, sondern «Special Cuts» wie Flat Iron, Tomahawk, Dry aged Côte de Boeuf oder Porterhouse Steak. «Die Leute mögen das », beobachtet der Bio-Landwirt. Neben den Fleischspezialitäten gibt es hausgemachte Pastavarietäten, Bio Eier, frisches Brot, Bio-Kartoffeln, Geschenkkörbe und weitere Bio-Produkte von anderen Biobetrieben.

Betriebsspiegel Stone Ranch
 
Arbeitskräfte: Stefan, Helene, Silvan und Eliane Schreiber mit drei Lernenden und Aushilfen für die Eventgastronomie.
Ort: Wegenstetten AG
Betriebsfläche: 70 ha
Viehbestand: 150 Swiss Angus Tiere, 30 Pferde

Als Weidebeef werden die Swiss-Black-Angustiere mit 18 bis 20 Monaten geschlachtet. Die Stone Ranch erreicht «hohe Schlachterlöse», weil Black Angus Fleisch «Topfleisch» ist, ist Stefan Schreiber überzeugt. Oft erzielen sie die H3 bis C3 Klassierung, dafür sei das Schlachtgewicht weniger hoch. Monatlich werden die Tiere durchgewogen und in Sortiergruppen eingeteilt. Zudem beobachten sie das Rindvieh genau auf das Verhalten. Schreibers setzen auf die Züchtung von ruhigen, weidetauglichen, mittelrahmigen Tieren mit tiefem Erhaltungsbedarf, die auch mit weniger regelmässigen Menschenkontakt – und mit Hilfe des «Low Stress Stockmanships» gut handelbar sind. 

In die Zuchtentscheide fliessen auch Faktoren wie die Rückenmuskelfläche und das intramuskuläre Fett, die sogenannte Marmorierung. Künstlich besamt wird ein Anteil von rund einem Drittel. Die Stone Ranch verkauft junge Rinder, Kühe und Zuchtbullen. Stefan Schreiber sagt, wir achten bei der Wahl von Zuchtkühen auf ähnliche Eigenschaften, wie bei der Auswahl von Milchkühen. Dazu gehören eine gute Fruchtbarkeit und Langlebigkeit, ein gutes Fundament, ein guter Eutersitz, ein starkes Zentralband und eine optimale Ausrichtung der Zitzen.

An diesem Tag der Hofbesichtigung findet gleichzeitig der Praxiskurs zum Thema nachhaltigem Weidesystem von Regenerativ Schweiz statt. Weil Schreibers mit dem System Hochgrasbeweiden, einer abgeänderten Form von Mobgrazing arbeiten, nahmen sie die Anfrage an, den Kurs bei ihnen auf dem Betrieb durchführen zu lassen.

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Die Kühe im Sudangras

Im Fricktal beweidet die Angusherde in verschiedenen Gruppen Sudangras und Kunstwiesen bestehend aus mehrjährigen Luzerne-Rotklee-Knaulgras-Mischungen. Schreibers verwenden dafür die Mischung UFA-King-Gold mit einer mittleren Gülleverträglichkeit und gut geeignet ist für trockene und durchlässige Böden. Das Sudangras wird aufgrund des Blausäuregehalts erst ab einer Höhe von 60 cm beweidet. Die Familie Schreiber weidet mit bedarfsgerechtem Beweidungssystem. Älteres Gras ist für Galtkühe oder Aufzuchtrinder, und Jüngeres Gras für die laktierenden Kühe. Stefan Schreiber räumt ein, dass diese Weide Methode für Rindvieh optimal sei, es aber den Mäusebefall fördern könne. Damit Greifvögel wie Turmfalken, Mäusebussarde und die Schwarzen und der Roten Milane ruhen und nach Mäusen Ausschau halten können, brauche es Hochstammbäume und Sitzstangen.

Keine Stallarbeiten im Sommer

Mit diesem System muss das Graswachstum genau beobachtet werden, damit es funktioniert. Je nach Witterung wird ein bis zweimal täglich Weide umgezäunt. «Das ist zwar ein Arbeitsaufwand, dafür verbringen die Tiere den ganzen Sommer auf der Weide (oder auf der Alp), wodurch keine Stallarbeiten anfallen», erklärt Schreiber ihr Management. Durch die 24 Stunden Vollweide, entfällt das zufüttern von Grün- oder Konserviertem Futter, Einstreuen fällt weg, sowie die Hofdüngerausbringung entfällt, alles ebenfalls weitere Kostensenkende Faktoren.

Die zu weidenden Parzellen werden am Rande immer mit zwei Elektrodrähten eingezäunt, die Unterteilungen jeweils nur mit einer Elektrodrahtlitze. Dadurch können die jüngeren Kälber unter dem einen Litzendraht durchschlüpfen und sich im noch unbeweideten Teil der Parzelle aufhalten. Dort können sie in Ruhe das beste noch frische Gras fressen. Sehr wichtig ist auch der rückseitige Draht, der sogenannte Backfence. Dieser verhindert, dass die Tiere die bereits abgeweidete Fläche nochmals betreten und dadurch den Wiederaufwuchs der abgefressenen Pflanzen nochmals abfressen, was die Grasnarbe stark schwächen würde.

Zugefüttert mit Heu oder Silage wird nur zu Beginn der Weidesaison, bis die Vegetation wirklich eingesetzt hat. Auch die Abkalbungen sollten gemäss Schreiber, wenn immer möglich, draussen auf der Weide stattfinden. Das stärke das Immunsystem augenblicklich und er beobachtet dadurch weniger Gesundheitsprobleme bei den Kälbern.

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Eine Ranch ohne Pferde?

Was wäre eine Ranch ohne Pferde? Auf der Stone Ranch werden Quarterhorse und Freiberger gezüchtet, die von Silvan Schreiber für «cattle work», also für die Arbeit mit den Rindern ausgebildet werden. Die Pferdemistabsauganlage fördert den trockenen Pferdemist direkt auf den Misthaufen. Später wird der Mist am Feldrand kompostiert. Für die Mistaufbereitung und somit für optimale Verrottung des Mists werden Strohhalme im Prozess geknickt, und mit den Pferdebollen vermischt. Dadurch entsteht ein aufbereitetes, gut Kompostierbares Hofdüngerprodukt.

Auch im Ackerbau auf der Stone Ranch steckt viel Überlegung. Schreibers bewirtschaften alle Ackerkulturen mit Untersaaten in die Hauptkulturen, ausser bei den Bio-Kartoffeln. Auf dem Betriebsrundgang zeigt Stefan Schreiber eine Maisparzelle, die auch mit einer Kunstwiesenuntersaat einigermassen gut gelungen ist, wie er sagt (siehe Bild). Beim Getreide in weiten Reihen haben wir gute Erfahrungen mit Untersaaten gemacht, mit dem Vorteil, dass kurz nach Ernte der Hauptkultur bereits geweidet werden kann, erläutert der Aargauer auf dem Betriebsrundgang.

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