Der Agronom aus dem bernischen Wattenwil hat keine Zeit für Leerläufe. «Ich habe es gerne gäbig», sagt der Landwirt. Deshalb entschied er sich bereits im Jahr 2015 für einen Melk- und Fütterungsroboter. Mittlerweile stehen im Stall von Wasems bereits drei rote Roboter und die Zahl der Milchkühe ist von 35 auf gut 80 gestiegen. In jedem Abteil des Gebäudes stehen Kühe – jede Ecke wird genutzt.

Nie zu wenig, aber auch nie zu viel Futter auf dem Futtertisch

«Der Kuh muss es langweilig sein», ein weiterer Grundsatz von Bernhard Wasem. Er spricht dabei sein Fütterungssystem an. Die Komponenten dürfen nicht stark variieren, die Mischung verändert sich über das Jahr nicht gross, das Angebot muss immer da sein – besonders nachts, so die Idee. Aus diesem Grund arbeiten Wasems seit dem Jahr 2015 mit dem automatischen Fütterungssystem Vector A4.

Betriebsspiegel Familie Wasem

Name: Bernhard Wasem 
Ort: Wattenwil, Oberes Gürbetal BE
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Eltern von Bernhard Wasem 
Ackerfläche: 30 ha
Viehbestand: ungefähr 80 Kühe, einige Kälber bis halbjährig, Aufzucht (extern)

In der Futterküche mischt der Siloblockschneider die verschiedenen Komponenten in der angedockten Maschine zusammen. Über eine Leitung fliesst Wasser und in einer anderen Maismehl in das Silo-Mais-Heu-Gemisch. Dann rückt der elektronisch angetriebene Fütterungsroboter aus und fährt entlang der Spur parallel zur Futterachse ans andere Ende des Stalls.

Die Kühe kennen den Ablauf. Wenn der summende Vector kommt, gibts frisches Futter. Dieser misst jeweils die Höhe des noch verbleibenden Futters und gibt entsprechend Material nach. «So hat es nie zu wenig, aber auch nie zu viel Futter auf dem Futtertisch», sagt Bernhard Wasem. Der Roboter entscheidet selber, wann er ausrückt. «Ich nenne das: System sorglos», sagt er.

«Das ist sicher die Luxusvariante»

«Zwei Melkroboter für 70 bis 80 Kühe sind sicher die Luxusvariante – die Kühe können immer Melken gehen –, aber die Ausgeglichenheit und der vermiedene Stau beim Roboter lohnen sich allemal», sagt der Agronom. Die nötige Stallzeit habe sich deutlich reduziert, nur der Strombedarf sei nicht zu unterschätzen. Wasems haben ein Notstromaggregat – gebraucht haben sie es aber noch nie.

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Dossier Automatische Melksysteme AMS Melkroboter von DeLaval, Lely, GEA, Lemmer Fullwood (Merlin), Boumatic und System Happel in der Praxis Monday, 2. November 2020 Wegen der intensiven Bewirtschaftung will Bernhard Wasem, dass die Fütterung ohne grossen menschlichen Zeitaufwand läuft. Nicht nur die Verkäufer, auch der anwendende Landwirt ist überzeugt, dass die Kühe mit dem System Vector mehr und besser fressen, besonders auch die rangniederen Tiere, beobachtet Wasem. Das Management könne auf die schwankende Anzahl Kühe, die Witterung, die Zusammensetzung je Phase und die Zeit angepasst werden, erklärt Bernhard Wasem. Gleichzeitig betont er, dass das System lediglich unterstützend sei. «Die Entscheidungen liegen immer noch beim Betriebsleiter.»

«Beim Bure keine Zeit verlauern»

Für Bernhard Wasem ist Arbeitseffizienz ein zentrales Stichwort, aber es ginge nicht darum, «möglichst wenig zu arbeiten», betont er. Vielmehr gehe es darum, beim «Bure keine Zeit zu verlauern» und: Die auswärtige Arbeit ist ein wichtiger Horizont-Öffner. Obwohl er den Vorteil sieht, den ganzen Tag auf dem Betrieb eingebunden zu sein, ist Wasem froh um die berufliche Abwechslung.

«Die Entscheidungen liegen immer noch beim Betriebsleiter.»

Bernhard Wasem über den Einsatz von intelligenten Systemen im Stall.

«So sehe ich immer Neues.» Die Gespräche mit Lieferanten, anderen Landwirten oder Personen von ausserhalb der Landwirtschaft geben ihm Perspektive und einen willkommenen Austausch, sagt er. Ein weiterer Vorteil: «Die auswärtige Tätigkeit erhöht automatisch den Druck, den Betrieb möglichst effizient zu planen.» Aber das ginge natürlich nur, wenn man gute Leute auf dem Betrieb hat, die aushelfen, so Wasem. Er beschäftigt seinen Vater, der ihm regelmässig im Stall hilft.

«14 Stunden am Tag zu arbeiten, geht für mich nicht auf»

«Früher war derjenige ein Held, der bis abends spät gearbeitet hat. Das hat sich meiner Meinung nach geändert. Arbeit ist wichtig und gibt bestenfalls einen Sinn, aber es gibt auch Familie und Freizeit und Hobbys. Und es sollte einmal Feierabend geben – auch für einen Landwirt.» Mit dieser Haltung fühlt sich Wasem manchmal allein.

Sich selber Fragen zu stellen, kann unangenehm sein, weiss der Berner. Darum belassen viele alles beim Alten. Das sei eben auch das Problem. «Wenn Betriebe wachsen, dreht oftmals alles nur noch und man findet gar keine Zeit, das System zu hinterfragen. 14 Stunden am Tag zu arbeiten, geht für mich nicht auf», ist der Landwirt entschlossen.

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