Rund 70 Bäuerinnen und Bauern, deutlich mehr als erwartet, wollten letzte Woche an einem gemeinsamen Anlass der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) und der Luzerner BBZN mehr wissen über die Chancen und Risiken der Biomilchproduktion. Darunter waren auch einige erfahrene Produzenten, und nach den Informationen und Diskussionen meinten doch einige Teilnehmer, dass sie den Schritt zu einer Umstellung prüfen würden. Das sei auch nötig, betonte André Bernet von den ZMP, zumal es derzeit kaum noch Umsteller gebe und die Menge an Biomilch rückläufig sei. Siehe dazu auch: Der Weg ist frei für neue Biomilchbauern .
Biomarkt wächst
Andererseits seien die Marktaussichten gut, wie Sara Hesseling, Head Marketing Dairy von Emmi, betonte. Die Ausgabenentwicklung für Bio sei trotz verhaltener Konsumstimmung positiv und die Marktanteile würden steigen. «Bio-Konsumenten sind weniger preissensibel, die Nachfrage ist stabiler und es gibt weniger Schwankungen.» Während die Absätze bei konventionellen Milchprodukten und Käse in den letzten Jahren stagnieren würden, könne im Biosegment ein leichtes, aber stetiges Wachstum beobachtet werden. Zwar stünden Bioprodukte im Spannungsfeld zwischen Preis und Regionalität, vor allem bei Eigenmarken würden Bioprodukte aber eine Differenzierung erlauben. Nachhaltigkeit – dazu gehörten neben Stichworten wie Bio auch Regionalität, Recycling, wenig Verpackung, wenig Food Waste und viel Transparenz – zähle zu den Megatrends beim künftigen Konsumverhalten. Emmi setze deshalb in den nächsten Jahren auf mehr Biojoghurt und -quark, Bio-Milchdrinks, Biokäse, aber auch Bioprodukte in neuen Formaten und Verpackungen. «Emmi braucht mehr Biomilch, um die steigende Nachfrage mittel- und langfristig decken zu können», betonte Hesseling.
Umstellung jetzt prüfen
Das werde aber seine Zeit brauchen, zumal die Umstellungsfrist von zwei Jahren den Biobauern Zeit, Geduld und Geld abverlange, wie seitens der Referenten zu erfahren war. André Bernet wies aber darauf hin, dass ab 2027 ganz sicher Milch in den Biokanal liefern könne, wer sich bis August dieses Jahres für die Umstellung anmelde. Er äusserte sich überzeugt, dass viele Betriebe, vor allem in Grünlandregionen, mit wenig Aufwand umstellen könnten. Offensichtlich gebe es aber derzeit noch einige Hemmnisse. Diese wurden in der Podiumsdiskussion angesprochen. Unsicherheiten, Angst vor Neuem, fehlendes Vertrauen, mögliche Investitionen, arbeitswirtschaftliche Gründe, Auflagen und teure Kontrollen von Bio Suisse, Nebenerwerb, bestehende Betriebsstrukturen mit Schweinehaltung oder eine funktionierende Milchverarbeitung zu Käse und mehr wurden genannt.
Gute Biomilchpreise
Demgegenüber wies ZMP-Geschäftsführer Pirmin Furrer auf die überdurchschnittlich guten Milchpreise hin, welche ZMP für Biomilch zahle. «Und Wartelisten für den Einstieg in den Biomilchkanal wird es demnächst keine mehr geben.» Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass das Signal der guten Nachfrage für Biomilch beachtet werden sollte. Sehr wohl könne eine Umstellung eine grosse Herausforderung sein, «Angst vor Neuem» sollte aber kein Kriterium für zukunftsorientierte Unternehmer sein. Auf dem Podium wurde deshalb diskutiert, wie Milchproduzenten motiviert werden könnten, in den Biomilchkanal zu wechseln. Unterstützung biete unter anderem der Luzerner Aktionsplan Biolandbau, so mit einem kostenlosen Coaching für interessierte Milchbauern.
Besser früher umstellen
Die anwesenden Biomilchproduzenten wiesen darauf hin, dass sie die Umstellung nie bereut hätten, wirtschaftlich besser fahren und ihre Betriebe viel zufriedener führen würden. «Das Einzige, was wir bedauern, ist, dass wir nicht schon früher auf Bio umgestellt haben», meinte stellvertretend Raphael Heini aus Neuenkirch. ZMP-Präsident Thomas Grüter, selber Biomilchproduzent, betonte im Schlusswort, dass aufgrund seiner Erfahrungen Bio im Kopf beginnen müsse. Es brauche eine Bereitschaft zu Veränderungen, und das sollte mit der ganzen Familie besprochen werden. Viele Blacken in den Wiesen und Weiden oder die bestehende Schweinehaltung dürften kein Hemmnis sein. Er rief dazu auf, die Herausforderung zu wagen: «Habt keine Angst vor einer Umstellung.