«Der grüne Teppich brachte und bringt den Milchproduzenten 45 Millionen Franken Mehreinnahmen pro Jahr – das ist nicht nichts», rief SMP-Präsident Boris Beuret letzte Woche in Gonten in Erinnerung. Davon hätten Produzenten von Molkereimilch wie auch von Käsereimilch profitiert, sagte Beuret am Herbstmitgliedertreffen der Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost (VMMO).
Mehrwert mit Klimarechner?
Bis Ende September haben sich 75 Prozent aller Milchviehbetriebe für den grünen Teppich angemeldet. Bei der Käsereimilch sei es schwieriger, so Beuret, dort sind erst 70,3 Prozent der Mengen angemeldet. Bei der Molkereimilch sind es 91 Prozent.«Es müssen alle mitmachen, es gibt keinen Plan B», stellte der SMP-Präsident klar.
Ein Teilnehmer wollte daraufhin wissen, wie man mit dem grünen Teppich auf den Alpen umgehe. Markus Berner, Geschäftsführer der VMMO, entgegnete: «Wenn alle Milch auf der Alp verwertet wird, besteht grundsätzlich keine Pflicht.» Berner warnte jedoch, dass man ohne Anmeldung für den grünen Teppich ein Risiko eingehe. Denn sobald Teile der Milch ins Tal geliefert werden, würden sie nicht mehr abgenommen.
Bezüglich Weiterentwicklung des grünen Teppichs kündigte Beuret an, dass man verschiedene Klimarechner am Testen sei. «Wir wissen, dass wir nachhaltig sind, aber wir können das heute nicht mit Zahlen belegen», erklärte Beuret. Er sieht darin gute Chancen, den Standard grüner Teppich noch besser zu machen. Für Beuret ist aber klar, am Ende brauche es auch einen Zuschlag.
«Wir machen nichts, was den Produzenten keinen finanziellen Mehrwert bringt.»
Boris Beuret, Präsident SMP
SMP gegen alle Kürzungen im Agrarbudget
[IMG 2] Doch nicht nur über den grünen Teppich wurde in Gonten diskutiert. Boris Beuret kam auch auf die Agrarpolitik und die anstehenden Verhandlungen über das Verordnungspaket 2023 zu sprechen. Mit den linearen Kürzungen aller Direktzahlungen um 2,2 Prozent und zusätzlichen Reduktionen würden Rindviehhaltungsbetriebe doppelt bestraft. «Dass der BTS-Beitrag von 90 auf 75 Franken gekürzt werden soll, ist skandalös und inakzeptabel», ärgerte sich Beuret und versprach, dass die SMP dagegen ankämpfen werde.
Beuret erwähnte den Bericht zur Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050 des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Dem Bericht zufolge sollen Herr und Frau Schweizer 30 Prozent mehr Milchprodukte konsumieren. «Das ist positiv für uns. Aber dafür braucht es Massnahmen und keine Kürzungen im Agrarbudget», sagte Beuret. Der Landwirtschaftssektor sei der einzige Sektor ohne Ausgabenwachstum in den letzten 20 Jahren, rechnete er vor. Es könne und dürfe nicht sein, dass die Landwirtschaft jetzt für die anderen Sektoren sparen müsse.
Kein Grund zur Richtpreissenkung
Dass die Milch in der Strategie des Bundes einen hohen Stellenwert hat, lässt den SMP-Präsidenten hoffen, dass nach schwierigen Jahren für die Milchproduzent(innen) ein Wendepunkt erreicht ist. «Die Milchproduktion im Grasland Schweiz ist standortgerecht und nachhaltig – das ist im Grundsatz anerkannt, soll nun aber bekannter gemacht werden», sagte Boris Beuret. Darauf zielt die neue Swissmilk-Kampagne ab, die am VMMO-Treffen ebenfalls vorgestellt wurde.
Bezugnehmend auf die Richtpreisverhandlungen der BOM, die am 17. November 2023 stattfinden, hielt er fest: «Die 81 Rappen für A-Milch sind gut, könnten aber höher sein, denn die Produktionskosten sind extrem gestiegen.» Für ihn gebe es keinen Grund, im Inland den Richtpreis für A-Milch zu senken.
Käsemarkt unter Druck
Als katastrophal bezeichnete VMMO-Geschäftsführer Markus Berner die Situation auf dem Käsemarkt. Von Januar bis August wurden 44'138 t Käse exportiert, das sind 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum stiegen die Importe auf 50 023 t, was einem Plus von 1,3 Prozent entspricht. Die Inflation in Europa und der Ukrainekrieg hätten zu einem anderen Kaufverhalten geführt. Die Leute könnten oder wollten sich Schweizer Käse nicht mehr leisten.
«Bezüglich den Importen haben wir es alle selber in der Hand, Markenbotschafter für unsere Schweizer Käse zu sein», betonte Berner. «Es braucht keinen Parmesan für die Spaghetti. Sbrinz ist genauso gut.»

