Angehende Landwirt(innen) lernten zu wenig über den Klimawandel, berichteten schon Medien.
In der Branche gibt es weiter Stimmen, die finden, die Tierhaltung (insbesondere die Milchproduktion) werde im Unterricht zu stark gewichtet, Pflanzenbau und Betriebswirtschaft kämen hingegen zu kurz.
Und Organisationen im Bio-Bereich fordern vehement mehr Bio in der Grundbildung. Die BauernZeitung hat bei landwirtschaftlichen Berufsbildungszentren nachgefragt, wie sie diesen Herausforderungen begegnen.
Aktuelle Themen aufnehmen
Aktuell drückt eine Hitzewelle auf Europa, es ist nicht die erste diesen Sommer. Solche Wetterextreme würden im Unterricht behandelt, sagt Reto Spörri, Leiter Bildung Landwirtschaft an der Liebegg im aargauischen Gränichen: «Das gehört zum Grundauftrag jeder Lehrperson.» Die Lernenden kämen mit den aktuellen Herausforderungen aus der Praxis in den Unterricht und hätten die Erwartung, dass dieser sich ihren Gegebenheiten anpasst.
«Die Lehrpersonen gestalten ihren Unterricht immer mit Tagesaktualitäten aus. Insbesondere, wenn es den Lebensalltag der Schüler(innen) so direkt betrifft», sagt auf Anfrage auch Kevin Koch, Direktor der Berner Inforamas.
«Kritik gibt es in der Tat»
Das Interesse der Lernenden am Thema Klimawandel sei gross, auch weil die Landwirtschaft stark davon betroffen ist, ergänzt Erik Meier, Leiter Grundbildung Landwirtschaft und Tierberufe am Zürcher Strickhof.
Zur gelegentlichen Kritik, das Thema Klimawandel komme in der Grundbildung zu kurz, sagt Kevin Koch vom Inforama: «In der Tat gibt es diese Kritik. Und dennoch werden Themen wie Biodiversität, Nachhaltigkeit oder Klimawandel in mehreren Fächern immer wieder explizit behandelt. Ich gehe davon aus, dass gerade diese Themen in der laufenden Revision der beruflichen Ausbildung noch viel stärker gewichtet werden.»
Reto Spörri von der Liebegg hält fest: «Wenn man einfach und nüchtern den Bildungsplan durchliest, entsteht der Eindruck, das Thema Klimawandel sei in der beruflichen Grundbildung zu wenig abgebildet. Diese Ansicht kann ich aber nicht teilen, denn das Thema ist in allen Fächern integral an verschiedenste Bildungsziele geknüpft.»
Er nennt ein Beispiel: Die Lernenden müssen eine standort-angepasste Grasmischung auswählen können. Wenn die Thematik des Klimawandels nicht mitberücksichtigt werde, wären die Lernenden nicht in der Lage, dieses Bildungsziel zu erreichen.
«Fliesst stark ein»
«Die Thematik des Klimawandels fliesst bereits heute stark in den relevanten Lernzielen und Handlungen des Bildungsplans ein, sei es im Pflanzenbau oder in der Tierhaltung», sagt seinerseits Erik Meier. Im dritten Lehrjahr werde das Thema nochmals in einem separaten Kapitel des Fachs Arbeitsumfeld unterrichtet. Zudem werde der private Umgang der Lernenden mit dem Klimawandel auch im allgemeinbildenden Unterricht behandelt.
Auch agrarpolitische Themen wie die Massentierhaltungs-Initiative werden im Unterricht durchgenommen. Die Liebegg etwa führt zusammen mit dem Verein Discuss-it mit den Lernenden reale Debatten mit Personen aus dem Pro- und Contra-Komitee durch.
Von allem etwas
Zur Gewichtung verschiedener Produktionszweige sagt Reto Spörri: «Die landwirtschaftliche Grundausbildung ist – wie es der Name sagt – eine Grundausbildung und soll von allem etwas enthalten. Die Spezialisierung erfolgt dann zu einem späteren Zeitpunkt mit Besuch der höheren Berufsbildung.»
Trotzdem solle die Grundbildung sich den verändernden Rahmenbedingungen anpassen. Ob die laufende Bildungsrevision diesen gerecht werde, «kann ich nicht beurteilen». Die detaillierten Bildungsziele seien noch nicht bekannt. «Ich gehe aber stark davon aus, dass die Bildungsreform diese Themen aufnimmt und einbaut. Das ist aus meiner Sicht sogar ein Muss-Kriterium.»
Erik Meier fügt an: «Es ist ein klares Ziel der Revisionen der Grundbildung, auf Entwicklungen im Beruf zu reagieren und die Lehrpläne entsprechend anzupassen.»

