Derzeit wird hinter den Kulissen darüber diskutiert, ob es in der Lehre zum Landwirt/in EFZ künftig keine, eine oder zwei Fachrichtungen Bio geben soll.

Kommen keine Fachrichtungen?

Die Schweizer Bergheimat ist besorgt, denn es gebe «Hinweise darauf», dass in der Bildungsrevision eher eine vollständige Integration der Biolandwirtschaft in den konventionellen Bildungsgang beabsichtigt sei und die Bio-Fachrichtungen nicht umgesetzt werden sollen. Dies schreibt sie in einer Stellungnahme, die sie neben der bei der Revision federführenden Organisation der Arbeitswelt (ODA) Agri Ali Form auch an die BauernZeitung gesandt hat.

Zwei Fachrichtungen

Die Schweizer Bergheimat fordert in der landwirtschaftlichen Grundbildung «mindestens zwei Bio-Fachrichtungen sowie mittel- bis längerfristig eine eigenständige Bio-Ausbildung». Die anspruchsvolle biologische Bewirtschaftung eines Betriebs erfordere eine spezifische Ausbildung, ist die Organisation überzeugt.

«Es braucht neue Wege»

Abo Wie viel Bio in der Grundbildung? «Wir wollen die Landwirtschaft nicht spalten» Monday, 30. May 2022 Angesichts von Klimawandel, Umweltschäden, Biodiversitätsverlust, Insektensterben sowie Pandemie und Krieg seien auch in der Ausbildung neue Wege gefordert. «Die vollständige Integration der Biolandwirtschaft in die konventionelle landwirtschaftliche Grundbildung steht im Widerspruch zum Grundsatz, dass jede Fachorganisation die Inhalte der Fachrichtung gestalten soll», hält die Bergheimat fest. Werde diese Bildungshoheit nicht gewährleistet, würden die Erwartungen von Lernenden, welche sich bewusst auf Bio ausrichten wollen, «kaum zufriedengestellt».

Genügend Lektionen und Bio-erfahrene Lehrpersonen

Man anerkenne die Bestrebungen der ODA, die Biolandwirtschaft in den ersten beiden Ausbildungsjahren der landwirtschaftlichen Grundbildung zu integrieren. Voraussetzungen dafür seien, dass für die Vermittlung der Bio-Bildungsinhalte eine angemessene Lektionenzahl zur Verfügung stehe und Lehrpersonen «mit fundierter Bio-Erfahrung» eingesetzt würden.

Darauf aufbauend gewährleisteten die angestrebten Bio-Fachrichtungen im dritten und allenfalls künftig im vierten Lehrjahr, dass die Lernenden nach ihrer Ausbildung eine «standortangepasste und kreislaufbasierte Biolandwirtschaft» betreiben könnten.

Bio Suisse will Fachrichtung

Bei Bio Suisse verweist man auf Anfrage darauf, dass an der Herbst-Delegiertenversammlung 2021 das Zielpapier Bio-Grundbildung ohne Gegenstimme angenommen worden sei. Ein Ziel sei die Vermittlung des Biolandbaus in eigenen Fachrichtungen. «Wir sind davon überzeugt, dass eine eigene Bio-Fachrichtung gerechtfertigt ist und werden mit der ODA und dem Schweizer Bauernverband ein weiteres Spitzengespräch führen», erklärt Mediensprecher David Herrmann.

«Zu kleine Klassengrössen»

Die Befürchtung der Kantone bei zu vielen Fachrichtungen sei allerdings verständlich: «Wenn es zu viele Fachrichtungen gibt, werden die Klassengrössen zu klein und dies unabhängig von einer Bio-Fachrichtung beim Beruf Landwirt/in.»

David Herrmann hält weiter fest, vor der Gründung der ODA habe es eine eigene Berufsorganisation für den Biolandbau mit einem eigenen Beruf gegeben. Diese sei aufgegeben worden, mit der Bedingung, innerhalb der ODA ein eigenständiges und sichtbares Bildungsangebot für den Biolandbau anzubieten.

«Dieses Ziel streben wir mit einer eigenen Bio-Fachrichtung weiterhin an und möchten dies mit allen Beteiligten gemeinsam erreichen.»

Gemeinsam weiter

Petra Sieghart, Bildungsverantwortliche beim Schweizer Bauernverband, sagt auf Anfrage, der Entscheid über die Bio-Fachrichtungen stehe nach wie vor aus.

Eine Abspaltung der Bio-Organisation, die im Falle keiner Fachrichtung ihre eigene Ausbildung lancieren könnten, sei keinesfalls erwünscht. «Wir wollen die Landwirtschaft nicht spalten», so Sieghart (siehe Interview).