Am 24. Oktober 2022 fand in Glarus ein Medienanlass zur Wolfsproblematik auf den Glarner Alpen statt. Eingeladen hatten die Fachkommission für Grossraubtiere und der Glarner Bauernverband. Der Anlass stiess nebst den Printmedien auch bei Radio- und TV-Sendern auf Interesse.
Fachkommission Grossraubtiere so nötig wie noch nie
Thomas Elmer stellte die Fachkommission als Informations-, Aufklärungs- und Medienstelle vor, die auch juristische Beratung, Erarbeitung politischer Forderungen und Begleitung nach Wolfsvorkommnissen abdeckt.
In dem rund einem Jahr, seit die Fachkommission für Grossraubtiere im Einsatz steht, wurde durch die rasant wachsende Wolfspopulation die Notwendigkeit der Anlaufstelle deutlich.
Die Zahlen und Fakten des Sommers 2022 präsentiert Fritz Waldvogel, Präsident des Glarner Bauernverbandes. 2021 gab es im Kanton zehn Risse und fünf vermisste Schafe.
«Was 2022 passierte, hatten wir zwar befürchtet. Wir haben aber nicht damit gerechnet, dass das Ausmass so gross sein würde.»
Fritz Waldvogel, Präsident Glarner Bauernverband
Nachweisbar belegbar sind 90 Risse an Schafen und Ziegen. Als viel die schlimmere Zahl bezeichnete Waldvogel die Zahl der vermissten Tiere auf denAlpen, die von Wolfsübergriffen betroffen waren. Mit 120 nicht aufgefunden Tieren gingen im vergangenen Alpsommer 210 Nutztiere im Zusammenhang mit Wolfsangriffen verloren.
Regierung hat nicht reagiert
Am stärksten betroffen war die Elmer Schafalp Wichlen, welche im Frühjahr als «nicht zumutbar schützbar» beurteilt wurde. Bisher gab es in dem Gebiet keine Wolfsregulierung. An dieser Stelle erwähnte Fritz Waldvogel die ausbleibende Reaktion des Kantons zur Regulierung des Rudels sowie die fehlende Kommunikation über die dessen nachweisliche Vermehrung. «Geldzahlungen lösen das Problem nicht», zählte Waldvogel die Nebeneffekte der rasant wachsenden Situation auf und verwies auf die enormen bürokratischen Hürden.
«Der Bauer muss beweisen, dass es der Wolf gewesen ist – dass es nicht der Wolf gewesen ist, beweist niemand.»
Fritz Waldvogel zum administrativen Aufwand bei Wolfsrissen
Zum Begriff Herdenschutz nahm André Siegenthaler, ebenfalls von der Fachkommission, Stellung. Die Forderungen – sei es technisch mit Strom, die topografische Begebenheit oder mit Herdenschutzhunden – seien teilweise unrealistisch. Zu den Schutzhunden sagte er, dass diese ausgebildet mit Verzögerung erhältlich und für einen Grossteil des Jahres von der Gesellschaft auf Grund der Lärmbelastungen untragbar sind.
Forderung nach rascher Regulation
Die Forderung, dass die Glarner Regierung sich öffentlich zur heimischen Landwirtschaft bekennt und diese schützt, überbrachte Thomas Elmer direkt an den anwesenden Landamman Benjamin Mühlemann.
«Geschätzter Herr Landamman, ich fordere Sie an dieser Stelle auf, dass die Glarner Regierung eine klare Position einnimmt. Wenn zu Gunsten der Glarner Alp- und Landwirtschaft, dann setzen Sie und Ihr Gremiun sich bitte vehement dafür ein, dass eine rasche Regulation möglich wird.»
Thomas Elmer, Landwirt und Mitglied der Kommission Grossraubtiere
Weiter seien Möglichkeiten zur Regulation umgehend umzusetzen, denn zur bereits im Mai erreichten Schadensschwelle sei bisher kein Abschussgesuch gestellt. Auch die Abwicklung der Entschädigung sowie die Kommunikation seitens der Jagdverwaltung sollten geordnet und zeitnah geregelt werden.
Älpler und Kommissionsmitglied Urs Kamm aus Filzbacherwähnte einige, mit langen Titeln versehene Unterlagen: Für die zwei Herdenschutzhunde auf seiner Alp zählte er über zehn unterschiedliche Formulare, Checklisten, Ratgeber und Risikobeurteilungen auf – ein enormer administrativer Aufwand. «Was jetzt passiert, darf nicht sein. Das ist unser zu Hause, unsere Lebensgrundlage und diejenige vieler Familien.» Wenn man jetzt nicht eingreife, würden die Bauernfamilien viel verlieren, auch Traditionen.
Rückhalt für die Bauern in der Bevölkerung
Die IG für einen wolfsicheren Lebensraum hat die Sorgen der Bevölkerung aufgegriffen und eine Unterschriftensammlung lanciert. Die IG unterstützt die Bauern und Älpler im Kampf gegen die Überpopulation von Wolf und ist entstanden aus besorgten Bürgerinnen und Bürger aus Glarus Süd. Barbara Vögeli aus Engi informierte, die Besorgnis in der Bevölkerung nach den Geschehnissen im Sommer und dem bevorstehenden Winter sei gross. Innert kürzester Zeit haben über 3000 Personen die Petition unterschrieben.
«Wir aus der nicht-bäuerlichen Bevölkerung möchten nochmals unterstreichen, dass unsere Forderung ganz klar eine Regulation des Wolfsbestandes ist.»
Ruedi Rhyner, Mitglied der IG für einen wolfsicheren Lebensraum
Dann übergaben sie die 3228 Unterschriften an Benjamin Mühlemann. Es würden zwar laufend noch Unterschriften dazukommen, so Vögeli, «aber wir nutzen diese Plattform und übergeben die bisherigen Unterschriften mit grossem Nachdruck unserem Landamman».


