Beat Dändliker arbeitet seit fünf Jahren auf dem Betrieb von Urs Zumbach in Büren an der Aare BE. Er sagt: «Ich habe das Glück, dass ich das machen kann, was ich wahnsinnig gerne tue.»
Der 37-Jährige ist in Hombrechtikon ZH auf einem Milchwirtschafts- und Obstbaubetrieb aufgewachsen. Sein Bruder übernahm den Hof. Beat lernte erst Zimmermann, begann als 27-Jähriger die landwirtschaftliche Lehre und arbeitet seither als landwirtschaftlicher Mitarbeiter. Vergangenes Jahr konnte er sein Meisterlandwirt-Diplom entgegennehmen. Die Betriebsstudie und der Businessplan beschäftigten sich mit der Weiterentwicklung von Zumbachs Betrieb.
Flache Hierarchie
Urs Zumbach führt die Buchhaltung und macht die Aufzeichnungen. Aber ansonsten gibt es kein fixes Organigramm oder eine strenge Hierarchie. «Im Tagesgeschäft fällen wir die Entscheide gemeinsam und verteilen die Arbeit – so ist es sehr abwechslungsreich», sagt Beat Dändliker. Miteinbezogen wird auch der Dritte im Bunde, Severin Welz (19), der im vergangenen Jahr die Lehre abgeschlossen hat und auf dem Betrieb mitarbeitet.
Die Drei, mit ihren verschiedenen Altersstufen, ergänzen sich gut. Urs Zumbach, der Älteste, ist der Erfahrenste vor Ort. Im Mittelfeld ist Beat Dändliker, der sein Fachwissen aus der Betriebsleiterschule und seine Expertise aus der Betriebsstudie und dem Businessplan teilt, sowie der Jüngste, der mit Enthusiasmus und frischem Wind den Alltag belebt. Auf den 44 ha wächst vor allem Mais, Weizen und Gerste sowie auf 3,5 bis 4,5 ha Frischspinat. In zwei Ställen werden 120 Muttersauen und 850 Mastschweine gehalten.
«Der einzige Vorteil als Angestellter: Ende Monat hat man gleichwohl seinen Lohn.»
Beat Dändliker
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Die Schweinebranche hat mit den Tiefstpreisen im vergangenen Jahr schwierige Zeiten durchgemacht. «Der einzige Vorteil als Angestellter: Ende Monat hat man gleichwohl seinen Lohn», sagt Dändliker. Er wohnt mit seiner Partnerin Sonja und den vier Kindern (13, 6 Jahre und einjährige Zwillinge) im Dorf. Intensiv ist das Familienleben, aber auch auf dem Betrieb ist einiges los. Modische Work-Life-Balance ist hier eine Illusion. Familie und Arbeit bestimmen den Alltag. «Das ist o. k. so. Die Familie ist das Wichtigste im Leben und ich liebe meine Arbeit», sagt Dändliker.
Investieren in Arbeitseffizienz
Zurzeit sind Dändlikers Fähigkeiten als Zimmermann gefragt: «Wir bauen einen neuen Abferkelstall. Das Dach ist gedeckt, nun sind die Stalleinrichtungen dran.» Im September soll der Stall einzugsbereit sein. «Dann sind wir bereit, wenn die Krise ausgestanden ist», sagt Dändliker. «Seitens der Erträge sind wir dem Markt ausgeliefert. Hingegen an den Kosten können wir drehen – in erster Linie bei der Arbeitseffizienz, und dafür sind manchmal Investitionen erforderlich», sagt Dändliker und denkt an die Zukunft.
Management-Buy-out in Planung
Angedacht ist, dass sich Beat Dändliker am Betrieb beteiligt. Urs Zumbach hat keine Kinder. Wie Dändliker das Finanzielle stemmen soll, steht noch nicht abschliessend fest. «Für Starthilfe bin ich zu alt und als Angestellter habe ich kein Anrecht auf einen zinslosen Investitionskredit.» Geplant ist, eine Aktiengesellschaft oder GmbH zu gründen und dass sich Dändliker nach und nach immer mehr beteiligt. «Wir haben heute Risiken in der Landwirtschaft, die man als Privatperson kaum mehr tragen kann. Es gilt, die Familie zu schützen, deshalb eine juristische Person», fasst er zusammen.
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In der übrigen Wirtschaft nennt sich diese Betriebsübergabevariante «Management-By-out». Das gibt es in der Landwirtschaft selten. Aber die Bauernbetriebe werden immer grösser, komplexer und verschlingen viel Kapital. «Die heutige Gesetzgebung kommt mit der strukturellen Entwicklung nicht mit», sagt Dändliker. Aber auf der anderen Seite der Produktion herrsche Aktivismus. Alle vier Jahre drehe der Wind in der Agrarpolitik und jährlich folgten zig Verordnungsänderungen. Die Rechtssicherheit sieht er als stark strapaziert an. Das mache Zukunftsplanung und Investitionsentscheide sehr schwierig. Neubauten müssten ja auf zehn bis zwanzig Jahre amortisiert werden.
«Urs, mein Chef, ist offen und wir werden einen Weg finden.»
Beat Dändliker
Ausserfamiliär eine solche Übergabe aufzugleisen, ist also nicht leicht. «Urs, mein Chef, ist offen und wir werden einen Weg finden. Informell sind wir schon jetzt Partner und vertrauen einander. Wir sind auf Augenhöhe unterwegs, was ich sehr schätze», sagt Beat Dändliker.
Respekt und nochmals Respekt
Wo es doch so gut läuft, hat er einen Tipp für seine Kollegen, die ebenfalls in einem Anstellungsverhältnis sind? Er sagt: «Nie vergessen, dass es ein Arbeitsverhältnis bleibt, auch wenn man sich gut versteht, partnerschaftlich den Betrieb führt und freundschaftlich verbunden ist. Der Respekt muss ständig gewahrt sein. Dies im Gegensatz zu Familienbanden, wo es auch mal sehr heftig krachen kann und man trotzdem zusammen weiterkutschiert.»

