Anfang Januar 2021 hat Lukas Glauser die Pacht eines Betriebs in Wichtrach übernommen. Die Ausgangslage war offen, die Zukunft ungeschrieben. Die Betriebsfläche umfasst lediglich zehn Hektaren und gehört somit eher zu den kleineren Betrieben. Um dennoch eine hohe Wertschöpfung zu erreichen, hatte der gelernte Landwirt und Landmaschinenmechaniker eine klare Vision: Er wollte die auf dem Hof produzierten Lebensmittel direkt verkaufen. Da der Biobetrieb an einer viel befahrenen Strasse liegt, bot sich die Eröffnung eines Hofladens geradezu an.
Schwieriger als erwartet
Um Kosten zu sparen, plante Lukas Glauser zunächst, selber einen kleinen, einfachen Laden zu bauen. «Ich hatte erst frisch mit der Bewirtschaftung des Betriebs begonnen und wollte zuerst schauen, ob sich ein Hofladen überhaupt bewährt», erklärt er. Die Umsetzung des Projekts gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, denn das Bauernhaus, das zum Pachtbetrieb gehört, ist ein schützenswertes Objekt. Von der Denkmalpflege wurden strenge Auflagen gestellt und der Hofladen musste baulich zum Bauernhaus passen. Sollte zudem das Heizen des Ladens im Winter möglich sein, wäre ausserdem eine gute Isolierung des Ladens erforderlich. Schnell wurde dem Landwirt klar: Das Projekt wird teurer als anfangs erwartet.
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Folglich musste der Hofladen besonders erfolgreich sein, damit sich die Investitionen auch lohnen. Neben dem Verkauf der hofeigenen Produkte entschied sich der Landwirt daher, das Sortiment durch zugekaufte Produkte zu ergänzen. «Ich möchte meinen Kunden ein möglichst breites Sortiment bieten und den Laden so attraktiv machen», so der Hofladenbesitzer.
Setzt auf Schweizer Bio
Seit nunmehr drei Jahren hat der Selbstbedienungsladen seine Türen täglich von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends geöffnet. Im vollständig aus Holz gebauten Hofladen werden überwiegend Schweizer Bioprodukte angeboten. Obwohl heute oft auch ausländische Bioprodukte angeboten würden, da diese günstiger sind, verzichtet der überzeugte Biolandwirt nach Möglichkeit darauf. «Ich möchte meiner Linie treu bleiben», betont Glauser. Das eigene Sortiment ergänzt der Betriebsleiter grösstenteils mit Produkten von Bauernhöfen und Unternehmen aus den umliegenden Gemeinden. Insgesamt werden 160 Produkte im Hofladen angeboten, davon werden hundert auf dem Betrieb selbst produziert.
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Von Schwester und Köchin Karin Glauser werden ein Grossteil der hofeigenen Erzeugnisse zu den unterschiedlichsten Endprodukten weiterverarbeitet. Der Biohof gehört zu Glausers Biobaumschule in Noflen. Aus den Beeren, die als Nebenprodukt der Beerensträucherproduktion anfallen, zaubert Köchin Karin eine Vielzahl von Produkten wie Glace, Sirup und Konfitüren. Auch überschüssige Eier finden ihre Verwendung: Sie werden zu Meringues und Teigwaren verarbeitet. Ebenfalls ein Teil des Gemüses wird auf dem Biohof selbst angebaut, und die kleine Mutterkuhherde liefert Rindfleisch.
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Ein Unfall brachte die Tomaten
Eine besondere Geschichte steckt hinter dem Tomatenanbau auf dem Glauserhof. Dieser begann nach einem unglücklichen Unfall. Bei einer Auslieferung von Sträuchern bei einem Kunden war Vater Ruedi Glauser beim Rückwärtsfahren in den Verkaufsstand voller Tomatensetzlinge gefahren. Da in der Baumschule während der Sommermonate ohnehin ein Tunnel leer stand, der in den Wintermonaten zur Lagerung von kälteanfälligen Sträuchern genutzt wurde, kaufte der Vater dem Kunden den gesamten Stand an Tomatensetzlingen ab. «Seitdem bauen wir auf dem Glauserhof auch Tomaten an», sagt der Landwirt und lacht. «Meine Schwester in der Küche freut sich immer sehr auf die Tomatenernte, dann kann sie endlich wieder Sugo herstellen», so Glauser weiter. Auch bei den Kunden findet dieser grossen Anklang – besonders in Kombination mit den selbstgemachten Teigwaren.
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Neben den sieben Mutterkühen gehören auch rund 200 Zweinutzungsrassen-Hühner zum Biobetrieb. In mobilen Hühnerställen weiden diese zwischen den Baumreihen auf dem Hof. Auch die Nachzucht der Hühner erfolgt mit einer eigenen Mutterherde. Die Eier der Hühner werden im sogenannten «Huhn im Glück»-Abonnement angeboten. Jeweils einmal pro Woche können die Kunden in einer der vielen Schubladen des antiken Apothekerschranks ihre fünf Eier, die «ihr» Huhn wöchentlich legt, abholen. Sollte ein Kunde seine Eier innerhalb von zwei Wochen nicht abholen, werden diese von Schwester Karin zu Teigwaren verarbeitet und dem Abonnenten am Ende des Abos übergeben. Zusätzlich zu den Eiern erhalten die Abonnenten zum Abostart das Fleisch des Bruderhahns, der auf dem Betrieb mit aufgezogen wird. Am Ende des Abos erhalten sie «ihr» Huhn als Suppenhuhn. Mit diesem Konzept möchte der Landwirt seinen Kunden ein besseres Bewusstsein für die Hühnerhaltung vermitteln.
Bauernhofcharme beim Einkauf
Herausfordernd sei die Kalkulation der Frischeprodukte. Die Schwierigkeit sei bei nicht haltbarem Gemüse, Früchten und Verarbeitungsprodukten. Bestellt oder produziert man zu wenig, ist der Artikel schnell ausverkauft und der Kunde enttäuscht. Hat man jedoch zu viel, stelle sich die Frage, wie man den Überschuss verwerten kann. Zur Vermeidung von Foodwaste werden mit überschüssigen Frischeprodukten täglich leckere Mittagsgerichte für die 15 Mitarbeitenden der Baumschule kreiert», so Lukas Glauser.
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Bei der Inneneinrichtung des Hofladens vertraute Lukas Glauser auf das Geschick seiner Partnerin, der Meisterfloristin Martina Beutler. Die Produkte werden mit Liebe zum Detail im Laden präsentiert, was diesem einen einladenden Bauernhofcharme verleiht. Neben Glauser und seiner Partnerin arbeitet noch eine weitere Mitarbeiterin im Hofladen. Zusammen wendet das Team, abzüglich der Zeit in der Küche, täglich ungefähr drei Stunden für den Laden auf – mehr, als der Hofladenbesitzer ursprünglich geplant hatte. «Eigentlich wollte ich einen einfachen und günstigen Hofladen», gibt er zu, fügt aber schmunzelnd hinzu: «Dafür haben wir jetzt einen wirklich schönen Laden.»
