Früher galt: Wer eine Maschine kaufte, besass sie – und konnte damit arbeiten, solange sie funktionierte. Reparaturen übernahm der Betrieb selbst oder ein von ihm ausgewählter Mechaniker. Die einmaligen Anschaffungskosten waren hoch, aber die Kontrolle lag weitgehend in den eigenen Händen.
Heute verändert sich dieses Verhältnis grundlegend: Immer mehr Hersteller bieten Maschinen, Software und Dienstleistungen nicht mehr zum Kauf, sondern im Abonnement an.
Nutzer statt Besitzer
Dieses Modell ist international bekannt als «Subscription Economy» – übersetzen lässt sich dieser Begriff etwa mit «Abo-Ökonomie». Folgende Merkmale zeichnen die «Subscription Economy» aus:
- Nutzung statt Besitz: Im Zentrum der «Subscription Economy» steht die Trennung von Nutzung und Eigentum. Kunden zahlen nicht für das dauerhafte Eigentum an einem Produkt, sondern für dessen zeitlich begrenzte Nutzung.
- Wiederkehrende Zahlungen: Statt eines einmaligen Kaufpreises entstehen laufende Kosten in Form monatlicher, quartalsweiser oder jährlicher Zahlungen. Das reduziert kurzfristig die Investitionskosten, schafft aber dauerhafte finanzielle Verpflichtungen. Die Gesamtkosten über einen längeren Zeitraum sind oft schwer kalkulierbar und hängen von Vertragsdauer, Leistungsumfang und eventuellen Preisänderungen ab.
- Verknüpfung mit Dienstleistungen: Abomodelle beinhalten häufig Zusatzleistungen wie Wartung, Support, Software-Updates oder Systemerweiterungen. Der Anbieter bleibt in der Verantwortung für Funktionsfähigkeit und Weiterentwicklung des Produkts. Für den Nutzer bedeutet das geringeren eigenen Aufwand, aber auch eine starke Bindung an den Anbieter.
- Steuerung und Abhängigkeit: Viele abonnementbasierte Systeme, etwa Software oder Maschinenkomponenten, funktionieren nur bei einem aktiven Vertrag. Bei Zahlungsverzug oder Vertragsende kann die Nutzung eingeschränkt oder gesperrt werden. Die Kontrolle über das Produkt liegt damit nicht mehr vollständig beim Kunden.
- Flexibilität und Bindung: Abomodelle gelten als flexibel, da sich Leistungen anpassen oder modular erweitern lassen. In der Praxis stehen dem oft feste Vertragslaufzeiten, automatische Verlängerungen und komplexe Kündigungsfristen gegenüber. Zudem enthalten viele Verträge Klauseln, die dem Anbieter Preisänderungen oder Leistungsanpassungen ermöglichen. Diese vertragliche Bindung kann die vermeintliche Flexibilität deutlich einschränken.
- Erhebung von Daten: Der zentrale Aspekt der «Subscription Economy» ist die Erhebung, Analyse und Nutzung von Daten. Die Daten werden dazu eingesetzt, die Produkte an die jeweiligen Kunden besser anzupassen. Der Kunde hat je nach Produkt mehr oder weniger den Überblick, welche Daten erhoben, wie sie gespeichert und wofür sie genutzt werden.
Berühmte Beispiele
Die Nutzung von Abomodellen geht bis in das 17. Jahrhundert zurück, als die ersten Zeitungen und Zeitungsabonnements entstanden. Im 19. Jahrhundert verbreiteten sich weitere Beispiele aus der Privatwirtschaft:
- Power by the hour: Ein von Rolls-Royce, einem Hersteller von Flugzeugturbinen, Anfang der 1960er-Jahre entwickeltes Abomodell, bei dem Airlines nicht mehr Turbinen kauften, sondern lediglich einen Preis für die tatsächliche Nutzung bezahlten.
- Druckluft zum Festpreis: Eine vom deutschen Hersteller Kaeser Kompressoren angebotene Betriebslösung. Unter dem Markennamen Sigma Air Utility bekommt der Kunde eine massgeschneiderte Kompressorlösung. Die Abrechnung erfolgt pro bezogenem Kubikmeter Druckluft.
Starke Zunahme ab 2010
Ab den 2010er Jahren wuchs die Bedeutung der «Subscription Economy» stark.
Haupttreiber waren die Digitalisierung, die Einführung von Cloud-basierten Diensten – also Lösungen, bei denen die Daten auf einem zentralen Server gespeichert werden – und die zunehmende Vernetzung von Maschinen und Geräten sowie der daraus resultierende Zugriff auf Echtzeitdaten. Auch in der Landwirtschaft kamen zu diesem Zeitpunkt vermehrt Aboprodukte wie RTK-Korrektursignale (PLM RTK+ von New Holland), Telematiklösungen (Telematics Advanced von Claas) und Ferndiagnoseprogramme (JDLink Connect von John Deere) auf den Markt.
Die Abo-Modell-Palette
Heute ist das Aboprinzip in vielen Bereichen allgegenwärtig. Dabei lassen sich verschiedene Typen von Abomodellen unterscheiden, die sich hinsichtlich Besitzverhältnis, technischer Abhängigkeit und Geschäftslogik deutlich voneinander abgrenzen. Die folgende Übersicht zeigt typische Ausprägungen:
- Funktionale Enstperrung: Der Benutzer besitzt die Maschine, die Produkte oder Funktionen sind technisch bereits installiert bzw. vorhanden, aber erst nach Bezahlung nutzbar – entweder einmalig oder laufend. Das Produkt funktioniert auch ohne Zahlung, allerdings ohne sämtliche Funktionen.
- Produkt zur Nutzung: «Hardware as a Service»; die Maschine bleibt Eigentum des Anbieters, der Kunde zahlt für Nutzung, Service und Wartung im Paket. Eigentum, Risiko und Support liegen beim Anbieter. Meist ist die Maschine ohne begleitendes Abo nur eingeschränkt nutzbar.
- Software-abhängige Produkte: Bei «Software-defined Products» ist die Software nicht nur eine Ergänzung, sondern zentraler Bestandteil des Produkts. Dieses entfaltet seine volle Funktionalität nur über regelmässige Updates oder Online-Anbindung. Ohne die Software beziehungsweise die Zahlung ist das Produkt unbrauchbar oder massiv eingeschränkt.
- Zugang zu Daten: «Data as a Service»; hier bezahlt der Benutzer einen Zugang zu spezifischen Datenquellen. Diese sind unabhängig von der genutzten Hardware.
Vor- und Nachteile
Die «Subscription Economy» verspricht Flexibilität und technischen Fortschritt ohne hohe Anfangsinvestitionen. Für viele Betriebe ist das attraktiv: Statt Maschinen oder Software zu kaufen und zu besitzen, zahlen sie laufende Gebühren und erhalten dafür als Nutzer Zugriff auf aktuelle Technik, regelmässige Updates und oft auch Wartung und Support. Die Kosten sind planbarer, und der Einstieg in neue Systeme fällt leichter.
Doch die laufende Bindung bringt auch Nachteile mit sich. Viele Funktionen sind nur nutzbar, solange das Abo aktiv ist – wird nicht mehr gezahlt, endet auch die Nutzung. Besitzrechte entfallen, die Kontrolle über Technik und Daten liegt oft beim Anbieter. Hinzu kommen, je nach Anbieter, intransparente Vertragsbedingungen, automatische Verlängerungen und Preisänderungsklauseln, die eine verlässliche Kalkulation erschweren. Über längere Zeiträume kann das Abomodell teurer werden als der klassische Kauf.
Zwischen Einmalzahlung und laufenden Kosten
Wie sieht die Situation bei den Abomodellen in der Schweizer Landwirtschaft aus? Die BauernZeitung hat sich bei fünf grossen Traktoranbietern, Fendt, John Deere, Deutz-Fahr, New Holland und Claas, nach ihren Aboprodukten erkundigt. Konkret wollten wir von ihnen wissen, welche Produkte sie im Angebot führen, die der «Subscription Economy», also Abomodellen, entsprechen, und welche Bedeutung sie diesen Produktmodellen auch in Zukunft beimessen. Antworten bekamen wir von John Deere und Fendt.
Einmalige Zahlungen bei Fendt
Laut Michael Kern, Verkaufsleiter Fendt bei der GVS Agrar, bietet Fendt die Mehrheit seiner unter die «Subscription Economy»-Definition fallenden Produkte als einmalig zahlbare Optionen an. Ausnahmen seien zum Beispiel die GPS-Nutzung sowie das Produkt «Telemetrie» – eine Software, die Maschinendaten erfasst und auswertet. Die ersten fünf Jahre «Telemetrie» seien kostenlos, anschliessend müsse man für eine weitere Nutzung zahlen.
Ein stark wachsender Markt
Laut Stefan Peter, Leiter Produktgruppe digitale Technologien bei Robert Aebi, ist die Nachfrage nach Produkten der «Subscription Economy» stark zunehmend. John Deere biete dementsprechend auch eine breite Palette an Abolösungen an. Ein Beispiel dafür sei das «Precision Ag Essentials»-Paket. Mit diesem kaufen Landwirte ein Hardware-Paket, mit dem sie ihre älteren Traktoren oder Traktoren anderer Hersteller fit für die Präzisionslandwirtschaft machen können. Mit der entsprechenden Hardware könnten Landwirte dann Zusatzoptionen dazubuchen, die ihren Bedürfnissen entsprächen. Mit einer «Guidance-Lizenz» (990 Franken pro Jahr, exklusive Mehrwertsteuer), erhalten sie Zugriff auf die automatischen Lenksystemprogramme «Autotrac», und «Autotrac Tim», die eine automatische Spurführung anhand der GPS-Position des Traktors ermöglichen. Bei höheren Ansprüchen an Präzision sowie verfügbare Daten können Landwirte die «Application-Lizenz» (1490 Franken im Jahr, exklusive Mehrwertsteuer) lösen. Diese schaltet weitere Optionen frei, wie zum Beispiel die Teilbreitenschaltung, die Satellitenkartenansicht oder «Autopath Boundaries», was eine komplette Spurplanung des gesamten Feldes erlaubt. Laut Stefan Peter schätzen viele Landwirte das Angebot, weil sie durch den Abocharakter die Funktionen freischalten können, die zu Ihrem Betrieb passen.

