Was auf der Strasse und in der Gesellschaft geschieht, geht auch im Stall. Dank technischen Entwicklungen, aus Kostengründen sowie wegen des Umweltschutzes setzen immer mehr Betriebe vermehrt auf elektrisch betriebene Maschinen und Werkzeuge. Auch bei den Futtermischwagen steigt die Nachfrage nach den elektrischen an.
Grundüberlegungen vor einer Anschaffung
Zu den Grundüberlegungen, ob und wann sich der Einsatz eines Mischwagens lohnt, hat sich die BauernZeitung mit Christian Eggenberger, Berater für Energie und Landtechnik am Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) Arenenberg, unterhalten.
[IMG 2] Wann beziehungsweise für welche Betriebe lohnt sich überhaupt der Einsatz oder die Anschaffung eines Futtermischwagens?
Christian Eggenberger: In der Rindermast gehören Futtermischwagen zur Standardausrüstung. Bei den Milchvieh-betrieben sind es meist die grösseren Silobetriebe mit mehreren Futterkomponenten, die auf Futtermischwagen setzen. Die Anschaffungs- wie die Betriebskosten können je nach Typ hoch sein. Die Wirtschaftlichkeit muss darum mit der Zeiteinsparung sowie der besseren Milchleistung dank der optimierten Fütterung erreicht werden.
Wann braucht es welchen Typ auf meinem Betrieb? Welche Überlegungen muss ich als Landwirt tätigen?
Eine wesentliche Komponente ist die Auslastung. Betriebe mit hoher Auslastung oder überbetrieblichem Einsatz können sich eher Selbstfahrvarianten überlegen. Ein weiterer Punkt kann die Wendigkeit sein, wo Selbstfahrer Vorteile bringen können. Ansonsten ist die Traktorvariante häufig im Vorteil.
Was sind die Vorteile von elektrischen Futtermischwagen und wo stossen die Systeme an die Grenzen?
Ein grundsätzlicher Vorteil sind die wegfallenden Emissionen, vor allem im Stallbereich, sowie das ständige Bereithalten eines Traktors. In den weiteren Punkten muss unterschieden werden zwischen den akkubetriebenen und den über Kabel versorgten Typen. Die akkubetriebenen haben lange Ladezeiten, sind eingeschränkt in der Leistung sowie im Ankauf wesentlich teurer. Über Kabel versorgte sind günstiger, kompakter und wirtschaftlicher, haben, bedingt durch das Kabel, aber einen eingeschränkten Aktionsradius. Bezüglich der Leistung sind über Kabel versorgte Mischwagen den mit Diesel betriebenen ebenbürtig.
Wann lohnt sich für mich als Betrieb der Kauf eines elektrischen Futtermischwagens? Wann nicht?
Ein wesentlicher Vorteil ist sicher, wenn der Betrieb eigenen Strom produziert. In diesem Falle sind akkubetriebene Systeme besonders interessant. Elektrische Mischwagen habe Kostenvorteile im Unterhalt und den Energiekosten. Ein wesentlicher Faktor ist die Grösse und Leistung, die der Betrieb verlangt. Diese Faktoren gilt es abzuwägen.
Drei unterschiedliche Grundsysteme
Das Angebot an elektrischen Mischwagen nimmt stetig zu. Die aktuell auf dem Markt verfügbaren Systeme lassen sich in drei Grundkategorien einteilen.
Die Selbstfahrendenden mit Kabel
[IMG 3]
Bei diesem System wird der Futtermischwagen via Kabel mit Strom versorgt. Ein Anbieter eines solchen Systems ist die Firma Ballemax aus Bernhardzell. Auf Nachfrage der BauernZeitung gibt uns Inhaber und Gründer von Ballemax, Peter Künzli, Auskunft.
Begrenzte Reichweite: Dies sei, gemäss Künzli, aufgrund der Anbindung mit dem Kabel ans Stromnetz die einzige Schwäche dieses Systems.
Tiefere Kosten und Wendigkeit: Ansonsten überwiegen die Vorteile. «Man hat weniger Energiekosten, die Wartungskosten sind geringer und dadurch, dass die Maschinen kabelgebunden sind, stehen sie in der Regel unter Dach», so Künzli. Auch seien besonders die kleineren Modelle äusserst wendig. Sie eignen sich darum für ältere, enge Ställe.
[IMG 4]
Grösse und Preis: Schweizweit seien bereits rund 200 Mischer im Einsatz. «Die höchste Nachfrage haben wir nach den Einheiten mit einem Fassungsvermögen von 6 bis 10 Kubik», sagt Peter Künzli. Diese seien heu-und rundballentauglich, der Preis liege je nach Ausstattungsvariante zwischen 50 000 und 70 000 Franken.
Die Selbstfahrenden mit Akku
[IMG 5]
Einen autonomen Weg gehen die selbstfahrenden Futtermischer mit Akku. Einen solchen gibt es zum Beispiel von der Firma Siloking. Peter Aregger, Produktmanager bei der Firma Ott Landmaschinen AG, vertreibt den selbstfahrenden Futtermischer.
Autonomie: Das ist gemäss Aregger einer der grössten Vorteile dieses Systems. Dank des Akkus können mehrere Ställe angefahren werden. Auch verfüge er über eine Strassenzulassung sowie eine Fahrerkabine, welche den Fahrer vor der Witterung schütze.
Ausnützung Energie: Idealerweise kombiniert man den Mischwagen mit einer Dach-Solaranlage. Diese lädt das Fahrzeug während den Standzeiten auf. Dazu braucht es lediglich eine dreiphasige Stromzuleitung mit 16 Ampere.
[IMG 6]
Grösse und Preis: Bisher seien laut Peter Aregger schweizweit 16 Mischwagen dieses Typs im Einsatz. Am häufigsten werden solche mit 14 Kubik Fassungsvermögen nachgefragt. Je nach Mischung können pro Akkuladung 3 bis 5 Mischungen gemacht werden. Der Preis beginne bei 100 000 Franken und steige je nach Ausstattungsvariante an.
Die hybriden Mischwagen
[IMG 7]
Einen Mittelweg gehen die sogenannten hybriden Systeme. Bei diesen wird elektrisch stationär gemischt, die Ausbringung erfolgt angehängt am Traktor. Die Kurmann Technik AG vertreibt, neben den selbstfahrenden kabelgebundenen mit bis 40 Kubik Inhalt und 7500 kg Mischgewicht, auch solche hybriden Systeme. Kaspar Flühler, Verkauf Fütterungstechnik, gab der BauernZeitung dazu Auskunft.
Hybride Arbeitsweise: Das Mischen mit Strom spart Diesel und senkt so die CO2-Bilanz eines Betriebs. Das Ausbringen mit dem Traktor nutzt idealerweise bereits eine Ressource, die man auf dem Betrieb hat.
Nachrüstbarkeit: Der elektrische Mischantrieb kann auf bestehende BVL-Mischwagen mit bis zu 30 Kubik Fassungsvermögen aufgebaut werden.
[IMG 8]
Empfehlung: Die Kosten sind je nach aufgerüsteten Mischwagen unterschiedlich. Das günstigste Model mit einem Mischvolumen von 6,5 Kubik fange bereits bei 14 000 Franken an. Die Vielfalt der angebotenen Systeme sei gross. Kaspar Flühler empfiehlt eine Bestandesabklärung vor Ort sowie eine gründliche Beratung. Dadurch bekomme jeder Betrieb die auf ihn zugeschnittene beste Lösung.

