Über das Bauen mit Holz wurde in den vergangenen Jahren viel informiert und dafür geworben, das zahle sich nun aus, sagt Stephan Küng, Holzbau AG in Alpnach OW. Viele Bauherren – private und die öffentliche Hand – würden nun vermehrt auf Holz setzen und schon bei Wettbewerben entsprechende Vorgaben machen. Vor allem auch junge Architekten seien sehr holzaffin, «da wird noch ein grosser Schub kommen», ist Küng überzeugt. Und erfreulich sei, dass explizit Schweizer Holz verlangt werde. Das sei für die Vollholzbauweise, welche er anbietet, eigentlich auch Voraussetzung.

«Holz ist zwar gefragt, aber preislich ist keine Erholung spürbar.»

Richard Gasser, Riebli Forst AG, Giswil OW

Gesamtheitlich betrachten

Stephan Küng mahnt aber auch, dass die Waldwirtschaft die grosse Nachfrage bewältigen kann. «Die Qualitätsansprüche an Holz für den Bau sind hoch, im Wald gibt es nicht nur solche Qualitäten.» Gerade deswegen sei das Vollholzsystem sehr geeignet, weil so auch schlechtere Qualitäten, und auch Käferholz, verwendet werden könnten. Die Branche setze zudem darauf, dass nicht nur Fichten und Weisstannen, sondern vermehrt auch Buchen und Eschen im Holzbau verwendet würden.

Die Vollholzbauweise für Böden, Decken und Wände liegt im Trend (Beispiele hierfür sind das Zuger Bauernhaus der Hürlimanns oder der Stall von Andreas Elliker). Dabei setzt Küng auf sogenannte Holzpur-Elemente. Kreuzweise werden Bretter, auch Käferholz ist möglich, geschichtet und ohne Leim zusammengedübelt.

[IMG 3]

Holz zum Bauen ist gefragt, das bedingt regelmässige Nutzung der Wälder: Seilkraneinsatz an steilen Lagen. (Bild Riebli Forst AG)

Allerdings wird das System erst von wenigen Holzbaufirmen angeboten. Mit der zunehmenden Nachfrage bekomme auch Mondholz eine grössere Bedeutung, weil dies zur gesamtheitlichen Betrachtungsweise passe. Dazu gehören auch Aspekte wie Auswahl der richtigen Bäume, Holz als Lebewesen, Exklusivität, Nachhaltigkeit, Regionalität, geringer Energieverbrauch, chemiefreies Bauen und mehr. Wer verleimte Platten wolle, der interessiere sich kaum für das Thema Mondholz.

Küng weist darauf hin, dass Mondholz witterungsbeständiger und weniger anfällig für Pilz- und Schädlingsbefall ist. Deshalb müssten die richtigen Bäume zum richtigen Zeitpunkt ausgewählt werden, und es brauche mehr Zeit. «Das ist wie gut gelagertes Fleisch, das auch eine höhere Qualität aufweist.»

«Wer einfach nur verleimte Platten will, interessiert sich kaum für Mondholz.»

Stephan Küng, Holzbau AG, Alpnach OW

 

Den Wald regelmässig pflegen und Holz nutzen

Dass Mondholz ein zunehmendes Kundenbedürfnis ist, stellt auch Geschäftsführer Richard Gasser von der Riebli Forst AG aus Giswil OW fest. Dabei werde vom Kunden klar vorgegeben, an welchen Tagen das Holz zu nutzen sei.  «Das hinterfragen wir nicht.» Dann werde nicht gefällt, sondern geringelt.    «1000 m3 sind rasch geringelt, Fällen und Aufrüsten braucht mehr Zeit», begründet Gasser. Erst nach einigen Monaten der Austrocknung werden die Bäume dann gefällt. Bei der Aufrüstung sei in der Tat spürbar, dass dieses Holz trockener und weniger von Schädlingen befallen sei und auch weniger «nadle». Seit rund einem Jahr arbeitet die Riebli Forst AG mit Holzbauer Küng zusammen. Erst wenige Holzschläge waren Mondholz. «Der Trend ist aber klar spürbar», sagt Gasser und verweist auch auf die höheren Preise, die für Mondholz bezahlt werden. 

10 Prozent des Umsatzes sind Mondholz

Gasser rechnet damit, dass dieses Jahr gegen 3000 m3 Mondholz gerüstet werden, das seien bereits 10 Prozent des Holzumsatzes.  Wobei zu beachten sei, dass vor allem Fichten und Weisstannen als Mondholz verwendet werden. Das Forstunternehmen beschäftigt 15 Mitarbeitende und ist vor allem in der Zentralschweiz tätig, aber auch in Zürich, Solothurn, Bern, Baselland und im Wallis. Angeboten wird die ganze Palette von Gebirgsholzerei mit Seilkrananlagen bis zur vollmechanisierten Holzerei mit  Vollernter und Forwarder,  ebenso wie die Transportlogistik und Holzvermarktung. Rund zwei Drittel mache die Seilkranholzerei aus. Die komme nicht nur im Gebirge zum Einsatz. «Auch im Talgebiet gibt es viele steile Waldparzellen», erklärt Gasser. Er ist erfreut, dass Holz zum Bauen wieder mehr gefragt ist, und explizit Schweizer Holz verlangt werde.

Früher wurde mehr exportiert

Positiv sei für die Waldeigentümer auch, dass mehr Massivholzbauten erstellt werden, was deutlich mehr Holz benötige als wenn nur einige Balken und Ständer verbaut würden.Dabei könne auch Käferholz verwendet werden. Gasser erklärt, dass sich die Absatzkanäle in den vergangenen 15 bis 20 Jahren verändert hätten, früher sei noch mehr Holz exportiert worden.

Waldpflege nicht vernachlässigen

Die Marktsituation sei nach wie vor angespannt. Holz sei zwar gefragt, aber preislich sei keine Erholung spürbar.  Offenbar gebe es in Europa immer noch ein grosses Angebot. Wichtig ist für Gasser, dass die Waldeigentümer trotz Preisschwankungen regelmässig Holz nutzen, die Waldpflege sollte nicht vernachlässigt werden. Zuwarten könne sonst zum Bumerang für Waldeigentümer werden, wenn beispielsweise Stürme oder Käfer schlagreifes Holz schädigen und so Werte vernichtet werden.

 

Die richtigen Mondtage

Grundsätzlich sei wichtig, dass Holz während der Saftruhe vom September bis Februar geerntet werde. Je nach erwünschter Wirkung, beispielsweise wenig Pilzbefall oder wenig rissanfällig, seien auch die Mondtage verschieden auszuwählen. Entscheidend sei abnehmender und «nidsigänder» Mond. Und Küng setzt auf das Element Erde statt Wasser sowie auf die «Wurzelphase» und die «Pflanzzeit». So werden die richtigen Mondtage aufgrund langjähriger Erfahrungen gemäss dem Kalender von Maria Thun definiert. Nur an diesen Tagen beauftragt Küng die Forstunternehmen zur Nutzung der ausgewählten Bäume. Weil es für Bauprojekte häufig grosse Mengen braucht, werden diese aber nicht sofort gefällt, sondern meist «geringelt». Damit wird der Saftstrom unterbrochen. Die Bäume bleiben danach noch mehrere Monate stehen, damit sie über die Krone und Nadeln verdunsten können. Dabei werde nicht nur Wasser ausgeschieden, sondern auch Inhaltsstoffe, die sonst im Baum Nahrung für Schädlinge bieten, erklärt Küng. Auch falls Bäume zu Mondtagen direkt gefällt würden, sollten diese nicht aufgerüstet, sondern mit Ästen ruhengelassen werden, um die gleiche Wirkung zu erreichen.

Diese Zusammenhänge selbst Förstern zu erklären und sie und die Säger darauf hinzuweisen, dass solches Holz nicht mehr gespritzt werden müsse, sei nicht immer einfach. 

 

Die Wirkung von Mondholz

Schon den Griechen und Römern waren die Qualitäten von Mondholz bekannt. So wurde solches für den Schiffbau verwendet, weil länger haltbar und widerstandsfähiger gegen Schädlinge. Auch unsere Vorfahren waren häufig der Meinung, dass bei abnehmendem oder Neumond geschlagenes Holz besonders widerstandsfähig gegen Fäulnis und Wurmbefall und auch witterungsbeständiger sei.

Mond beeinflusst das Trocknungsverhalten

Erst die Untersuchungen von ETH-Professor Ernst Zürcher brachten dann aber wissenschaftliche Erklärungen zu diesen Vermutungen. So wies Holzwissenschaftler Zürcher vor rund 20 Jahren nach, dass das Trocknungsverhalten und die Dauerhaftigkeit von gefälltem Holz nicht mondphasenneutral ist. Ausschlaggebend sei das Wasser im Holz für die höhere Beständigkeit. Dabei gebe es zwei Arten von Wasser: freies Hohlraumwasser in Röhren und Hohlräumen und andererseits gebundenes Wasser in Zellwänden.  Bei der Trocknung des gebundenen
Wassers zieht sich Holz zusammen (Schwund). Freies Wasser bewirkt keine Volumenveränderung, gebundenes sehr wohl. Bei zunehmendem Mond gehen Wassermoleküle aus den Zellwänden in die Hohlräume, bei abnehmendem Mond gehen sie in die Zellwände zurück. Holz bei abnehmendem Mond geerntet, habe mehr gebundenes Wasser, ziehe sich bei der Trocknung stärker zusammen, werde dichter, druckfester, widerstandsfähiger gegen Schädlinge. Der Dichtevorteil von Mondholz liegt gemäss Zürchers Untersuchungen bei 5 bis 7 Prozent.