Er wisse kaum von Bauprojekten, die verschoben würden, sagt Martin Küng von der Genossenschaft landwirtschaftliches Bauen (GLB) Aargau. Und Sistierungen gab es keine: «Die Bauern Bauen trotz höherer Kosten gleichwohl.» Die Preise hätten sich gegenüber den extremen Ausschlägen im Frühjahr wieder etwas beruhigt. Allerdings seien energieintensive Materialien wie Zement oder Stahl nach wie vor deutlich teurer als noch vor einem Jahr. Und das werde wohl so bleiben.
Mehr Reserven planen
Die Liefertermine könnten aber recht gut eingehalten werden. Teils gebe es zwar leichte Verzögerung beim Bauen wegen der Finanzierung, stellt Küng fest. Bei höheren Baukosten würden die Kreditkassen die Tragbarkeit der Projekte eben nochmals genau prüfen.
Noch vor einem halben Jahr riet Küng den Kunden, mit Bauen eher zuzuwarten, wenn dies möglich sei. Wegen der damals massiven Kostensteigerungen für Baumaterialien, aber auch weil die Auftragsbücher der GLB voll sind. Damals wurde davon ausgegangen, dass landwirtschaftliche Bauten 15 bis 25 Prozent teurer geworden sind als vor der Krise.
Das sei auch aktuell noch so, bestätigt Adrian Hitz, Geschäftsführer Landwirtschaftliches Bau- und Architekturbüro (LBA) in Brugg AG. Für die meisten bereits gestarteten Bauprojekte gebe es kaum mehr ein Zurück, da gelte «Augen zu und durch», trotz höherer Kosten. Sistierungen oder Verschiebungen von grösseren Projekten sind auch ihm nicht bekannt. Und auch er stellt fest, dass häufig die Tragbarkeit der Investition wegen der Teuerung neu gerechnet werden müsse. «Es sollten mehr Reserven eingebaut werden», rät Hitz. Allenfalls müsse bei Bauprojekten auch abgespeckt werden, was allerdings nicht so einfach sei und zu einer Neuplanung führen könne.
Längere Fristen
Grundsätzlich habe sich die Situation gegenüber dem Frühjahr aber wesentlich beruhigt, sowohl bezüglich Lieferterminen von Materialien wie auch bei vielen Preisen, bestätigt auch Hitz. Das gelte für Stahl und Beton wie auch für den Holzbau. Wobei diesbezüglich regionale Unterschiede feststellbar seien, je nach Holzherkunft. Im Frühjahr seien viel Hysterie und Spekulation im Spiel gewesen, und einige Lieferanten hätten sich wohl mit Verweis auf die Krise ungerechtfertigt bereichert, indem höhere Preise durchgedrückt werden konnten. Längere Lieferfristen als früher üblich seien gleichwohl einzurechnen, je nach Material.
Hitz stellt fest, dass die Bauwilligkeit der Landwirtschaft ungebrochen sei. Dies gelte vor allem für Betriebe mit guter Existenzgrundlage und Perspektiven für die Zukunft.
Pius Bucher von der Krieger AG im luzernischen Ruswil bestätigt die Aussagen, wonach sich die Preise für Rohmaterialien wie Stahl und Holz wieder etwas beruhigt hätten beziehungsweise stagnieren oder gar sinken. Technische Einrichtungen für die Innenmechanisierung wie Motoren, Gülletechnik, Heutechnik, Melktechnik würden künftig aber teurer. Und es seien auch Lieferverzögerungen feststellbar. «Die Ware ist zwar verfügbar, aber nicht so schnell.»
Bauern sind verunsichert
Grundsätzlich stellt Pius Bucher eine grosse Unsicherheit und Zurückhaltung bei den Investitionen fest. Viele würden die Abstimmung über die Massentierhaltungs-Initiative abwarten. Sorgen bereiten aber auch die tieferen Erlöse wegen der Trockenheit und die sich abzeichnende Futterknappheit. Auch die wieder etwas gestiegenen Hypozinsen würden bremsend wirken, so Bucher.
Lange Lieferfristen für Einrichtungen und Landtechnik
Einige Importeure von Landtechnik würden derzeit gar keine Preise mehr publizieren, dies aufgrund der langen und teils ungewissen Lieferfristen, weiss Roman Engeler vom Schweizer Verband für Landtechnik. Und er stellt fest, dass die Preise derzeit «flott» erhöht würden. Viele Hersteller hätten in der Tat Lieferprobleme, vor allem für einzelne Komponenten. Zwar werde versucht, auf neue und mehr Lieferanten aus der Region zu setzen statt auf solche aus Asien. Für Chips und weitere Elektronik-Bestandteile sei dies aber nicht einfach. Teils würden Komponenten oder Ersatzteile aber auch von Händlern gehortet, aus Angst vor fehlendem Nachschub.
Kostengrenzen setzen
Roman Engeler rät, bei Maschinen Kostengrenzen zu setzen und nicht jeden Preis zu akzeptieren, sonst könnte dies viele Betriebe finanziell in Schieflage bringen. Vor allem Gülletechnik sei frühzeitig zu bestellen. Hier sei die Nachfrage europaweit aufgrund verschärfter Umweltvorschriften besonders hoch. Er weist auf die Verlängerung zur Einführung des Schleppschlauch-Obligatoriums in der Schweiz hin, welche begründet werden konnte mit Lieferschwierigkeiten für die Gerätschaften. Die Zeit sollte nun für frühzeitige Bestellungen genutzt werden.
Zu frühen Bestellungen für Grünlandtechnik rät auch Hanspeter Hitz von Pöttinger Schweiz AG. Die Lieferproblematik sei anhaltend, die Fristen dauern von einigen bis zehn und mehr Monaten. «Es wird auch künftig mit langen Lieferfristen zu rechnen sein», ist Hitz überzeugt. Eher beruhigt habe sich die Situation bei den Preisen, nach markanten Sprüngen im Frühjahr. «Die Preise bleiben aber auf hohem Niveau, generell für die Landtechnik.» Die Nachfrage sei aber ähnlich hoch wie in Vorjahren, bereits habe Pöttinger aufgrund der langen Fristen viele Bestellungen für 2023 erhalten.
Bauern sind investitionswillig
Von Schwankungen und Unsicherheiten berichtet auch Fabrice Tâche von Serco Landtechnik AG. Die Preise hätten sich auf hohem Niveau eher stabilisiert. Bei Traktoren und Landmaschinen ab der Stange müsse derzeit mit Lieferfristen von rund sechs Monaten gerechnet werden. Momentan sei davon auszugehen, dass Hersteller weitere Preissteigerungen an den Markt weitergeben werden. Bei geplanten Investitionen solle deshalb nicht zugewartet werden.
Die Investitionswilligkeit der Bauern sei nach wie vor gegeben, viele möchten die neueste Technik installieren, stellt Guido Thürig von DeLaval fest. Die Preis- und Liefersituation sei aber nach wie vor angespannt. Bei den Preisen für Rohkomponenten sei zwar seit den Sommerferien eine gewisse Entspannung feststellbar, aber auf hohem Niveau. Für die Stalltechnik müsse mit Lieferfristen von rund sechs Monaten gerechnet werden. Den Bauern rät er, vorausschauend zu planen und flexibel zu sein aufgrund der weiterhin unsicheren Lage.
Marcel Schwager, Verkaufsleiter bei Lely, stellt eine Beruhigung bei den Preisen fest, nachdem diese im Frühjahr zügig hochschnellten. Nun seien die zwar höher als im Vorjahr, aber eher stabiler geworden. Auch die Lieferthematik sei weniger schwankend. Während früher die Fristen drei Monate betrugen, müsse heute aber mit sechs Monaten gerechnet werden. Priorität habe für Lely vor Neuauslieferungen eine gute Service-Gewährleistung für bestehende Kunden, auch bezüglich Ersatzteilen.

