Erst 2023 lancierten Emmi und Coop den Haferdrink mit Bio-Suisse-Knospe. Damit könne Schweizer Landwirten ein neues Wachstumsfeld zugänglich gemacht werden, hiess es damals an einer gemeinsamen Medienorientierung von Emmi und Coop in der Mittelland-Molkerei in Suhr. Der Dreiklang vegan – nachhaltig – regional könne mit inländischem Bio-Hafer bedient werden, meinte damals der Vertreter von Coop

Hafer in EU-Bio-Qualität 

Mit Knospe Jede siebte «Milch» ist vegan – jetzt auch aus Schweizer Bio-Hafer Wednesday, 26. April 2023 Damit scheint Schluss zu sein: Ab diesem Herbst stammt der Bio-Haferdrink von Coop nicht mehr aus der Schweiz, sondern aus Italien. Offenbar wurde der Auftrag in Europa neu ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam ein italienischer Hersteller, wie Recherchen der BauernZeitung ergaben. Emmi hatte das Nachsehen, trotz attraktiverer Offerte an Coop und trotz Optimierung des Geschmackes. Damit werde künftig für diesen Haferdrink auch Hafer in EU Bio-Qualität verwendet, dort seien die Regeln aber weniger streng als bei Bio-Suisse. Das Schweizer Kreuz wird wohl demnächst von der Verpackung verschwinden.  

«Hohe kulinarische Anforderungen»

Wie passt das zur Nachhaltigkeits-Strategie von Coop? Die bleibe grundlegender Bestandteil der Geschäftstätigkeit, schreibt der Grossverteiler auf Anfrage. Coop sei weiter bestrebt, einen hohen Bio-Anteil im eigenen Sortiment anzubieten. Die Neuausrichtung des Bio-Haferdrinks erfolge auch vor diesem Hintergrund. Der Entscheid habe kulinarische Gründe, auch deshalb sei die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückgeblieben. «Trotz unterschiedlichen Bemühungen konnten die hohen kulinarischen Anforderungen mit Schweizer Bio-Hafer nie vollends erfüllt werden.» Die verbesserte Rezeptur mit Bio-Hafer aus der EU habe zudem den Vorteil, dass glutenfreie Bio-Haferdrinks angeboten werden könnten, dies habe bisher nicht garantiert werden können. «Das Angebot an Schweizer Bio-Hafer werden wir mit anderen Produkten ausbauen», schreibt Coop weiter. Weiterhin würden bei Coop zwei Produkte von Emmi Beleaf mit Schweizer Hafer angeboten, zudem gebe es in vielen Filialen den Jucker-Haferdrink aus Schweizer Produktion. Haferdrink Prix Garantie gibt es bei Coop schon heute aus Italien, allerdings nicht in Bio-Qualität. 

Emmi nutzt Schweizer Hafer

Emmi setze bei den eigenen Haferdrinks der Marke Beleaf weiterhin konsequent auf Schweizer Hafer, von IP-Suisse. Damit werde eine regionale Alternative zu importierten Produkten geboten und gleichzeitig die lokale Wertschöpfung in der Landwirtschaft gestärkt, lässt der Milchverarbeiter auf Anfrage verlauten. Zahlen zu Mengen und Marktanteil einzelner Produkte, auch zum Umfang des nun bei Coop verloren gegangenen Auftrages, gibt Emmi allerdings nicht bekannt. Dieser dürfte aber nicht unbedeutend gewesen sein. 

Speisehafer-Markt ist gesättigt 

Bio-Hafer wird in der Schweiz vor allem von der Genossenschaft Biofarm vermarktet. Vor Jahren habe es dafür einen grossen Boom gegeben, entsprechend gross waren auch die Preiserwartungen der Bauern, sagt Hans-Georg Kessler von Biofarm. Bis 2022 erhielten die Produzenten als Richtpreis lediglich 77 Franken pro Zentner. Dann habe in Verhandlungen eine Erhöhung durchgesetzt werden können. Heute liegt der Preis für Bio-Speisehafer bei 87.-/dt, davon wird allerdings noch ein Rückbehalt von 1,5 Franken für die Förderung von Körnerleguminosen abgezogen. Das Potenzial für Bio-Speisehafer in der Schweiz wäre allerdings gross und liege sicher bei 5000 t, meint Kessler. Er weist auf die guten Anbaueigenschaften mit wenig Dünger und Pflanzenschutzmitteln hin. Importierter Bio-Hafer sei aber sehr günstig erhältlich und der Importdruck nehme zu. «Für Veganer spielt Bio und Import keine Rolle.» Bei Haferdrinks werde vor allem auf den Preis geachtet, sagt Kessler. 

Wenig Hafer für Drink 

Der meiste Bio-Hafer werde zu Haferflocken verarbeitet. In Haferdrinks mache der Anteil Hafer nur 12 bis 14 Prozent aus. Kessler schätzt, dass von den jährlich rund 2700 t Bio-Hafer etwa 300 t in die Haferdrink-Produktion fliessen. Das mache wohl gegen 70 ha aus. Es sei viel mehr erwartet worden, «der Drink wurde aber nie zum Renner», sagt Kessler. 

Nährwert ist gering 

Emmi bestätigt, dass seit 2022 im pflanzlichen Segment eine gewisse Marktsättigung spürbar sei. Das sagte Emmi-Chefin Ricarda Demarmels auch in kürzlichen Interviews: Weltweit wachse der Markt zwar noch, aber langsamer. Barrieren seien der höhere Preis und das Geschmackserlebnis. Und viele Menschen würden erkennen, dass der ernährungsphysiologische Wert von pflanzlichen Alternativen geringer sei als bei konventionellen Kuhmilchprodukten. Auch Agroscope wies in einer Studie von Juni 2025 darauf hin, dass Haferdrinks in Sachen Gesundheit schlecht abschneiden. Weil sie viel Zucker, viele Kalorien und zahlreiche Zusatzstoffe enthalten. Bei der Nährwertqualität bestehe noch viel Potenzial gegenüber Milchprodukten, schrieb Agroscope. 

Kleiner Marktanteil 

Im Handel gibt es derzeit noch ein grosses Sortiment an Haferdrinks. Bei Coop hätten die veganen Milchalternativen schon 2020 einen Anteil von 10 Prozent des Gesamtumsatzes von Milch ausgemacht. Seit 2023 stagniere der Anteil bei 17 Prozent, heisst es im Plant Based Food Report von Coop von Januar 2025. Haferdrinks machen über die Hälfte der veganen Milchalternativen aus. Schweizweit werden mit Milchersatzprodukten rund 73 Mio Franken umgesetzt, was lediglich rund vier Prozent am Gesamtmarkt ausmache.