Er hatte einen guten Einstand in einem guten Marktumfeld, Stephan Wicki aus Winikon, Präsident des Biomilchrings ZMP (Zentralschweizer Milchproduzenten). Seit Mai letzten Jahres ist er im Amt, seit der Zeit also, als die Biomilchpreise zu ihrem Höhenflug starteten. Die Preiserhöhung war aber auch notwendig und wichtig, bekräftigt Wicki im Gespräch im Nachgang zur Generalversammlung von Anfang Woche.

Neue Fütterungsrichtlinien in Kraft

[IMG 2]Die Biomilchbauern hatten speziell mit steigenden Produktionskosten zu kämpfen. Denn zusätzlich zum bekannten Umfeld sind seit Anfang 2022 bei der Knospe die verschärften Fütterungsrichtlinien in Kraft. 100 Prozent des Biofutters stammt seitdem aus der Schweiz, was für Betriebe mit höheren Leistungen etwa die vertrauten Luzerne-Importe verunmöglichte. Der Kraftfuttereinsatz wurde von 10 auf noch 5 Prozent halbiert. «Eiweiss im Biosegment bleibt teuer», so Wicki. In der Konsequenz wurde eher weniger Biomilch produziert, einige Produzenten seien zu Suisse Garantie abgesprungen.

Neue Umsteller sind rar, die traditionellen Wartelisten für neue Produzenten im Moment kein Thema. Dies auch, weil die Preise bei Suisse Garantie ebenfalls anstiegen. Und natürlich haben «konventionelle» Betriebe einfach mehr Möglichkeiten, um mit Nachbarn unkompliziert zusammenzuarbeiten, so Stephan Wicki weiter. Kurzfristig sei der in den letzten Jahren erstmalige Rückgang der Biomilchmenge in der Schweiz aber kein Problem, mittelfristig müsse der Sektor aber weiter wachsen, damit die Marktversorgung gewährleistet bleibt. Überzeugte Biomilchbauern lassen sich von Preisschwankungen nicht beirren.

ZMP bezahlt besten Preis

Insbesondere nicht in der Zentralschweiz. ZMP bezahlten nach wie vor den besten Preis im Biosegment. Wobei sich die Milchpreise bei der Knospe (Molkereimilch, 120'000 kg ab Hof) weniger unterscheiden als etwa bei Suisse Garantie. Bei ZMP Bio lag der durchschnittliche Basispreis 2022 bei 89,8 Rappen, die Differenz zu Suisse Garantie ging um 0,9 Rappen zurück, beträgt aber noch immer stolze 24,8 Rappen.

Aktuell sei der Milchpreis wieder stärker unter Druck, vor allem bei Suisse Garantie. Stephan Wicki ist zuversichtlich, dass die Schweizer Konsument(innen) treuer und weniger preissensibel sind als etwa in Deutschland, wo der Markt bei Bio zum Teil einbrach. Auch werden Partner wie Coop – 2023 ist Jubiläum Naturaplan – neue Kampagnen lancieren. Bei den Zentralschweizer Biomilch-Produzenten hofft man, dass der Deklassierungsbeitrag von aktuell 5 Rappen, in Kraft seit Februar, reichen wird.

46 Mio kg aus der Region

Der Biomilchring ZMP zählte 2022 356 Mitglieder und damit 9 Mitglieder mehr als im Vorjahr. Die Jahresmilchmenge betrug gut 46 Mio kg oder durchschnittlich 130 521 kg pro Betrieb, wie dem Geschäftsbericht von André Bernet, ZMP, zu entnehmen ist. In Luzern sind die Biomilchbauern am grössten (149 661 kg), in Uri am kleinsten (62 405 kg). Mengenmässig kommt mit 46,7 % der grösste Teil aus Luzern, gefolgt von Obwalden mit 29 %.