«Besamt eure Kühe wenn möglich mit Stieren, die A2 vererben», betonte Verwaltungsratspräsident Ruedi Bigler vor den Milchlieferanten der Aaremilch AG. In anderen Ländern sei man schon viel weiter als in der Schweiz, so schreibe beispielsweise in Pakistan gar der Staat vor, dass man nur noch A2-Stiere einsetzen dürfe. «Diese Milch ist für die Konsumenten allgemein besser verträglich», betont Ruedi Bigler auf Nachfrage der BauernZeitung. Auch er züchtet seine Herde rein auf A2, auch wenn er bisher seine Milch nicht als solche abliefern kann. Aus logistischen Gründen, wie auch andere Betriebe, welche bereit wären A2-Milch zu liefern, allerdings keinen Abnehmer finden.
Aufwändige Nische
Derzeit ist jedoch die Aaremilch AG die einzige Organisation, die A2-Milch sammelt. Das ist mit Aufwand verbunden, da sie nicht mit anderer Milch vermischt werden darf. So muss nicht nur der Landwirt seine Herde rein auf A2 züchten, auch der Milchverarbeiter muss seine Anlagen sauber putzen, bevor er A2-Milch abfüllt. Damit die Logistik nicht zu teuer wird, müssen die Höfe, die solche Milch liefern, alle in kurzer Fahrdistanz liegen.
Aaremilch wäre bereit
«Aktuell liefern drei Betriebe die A2-Milch, die in der Naturparkkäserei Diemtigtal als A2-Urmilch abgefüllt wird», teilt der Geschäftsführer der Aaremilch AG, Reto Burkhardt, mit. So hat die Aaremilch im vergangenen Jahr 613 000 kg A2-Milch vermarktet. Laut Burkhardt leicht weniger als im Vorjahr. Der Absatz sei über die letzten Jahre aber gleichbleibend. «Sollte in der Schweiz, wie es in vielen anderen Ländern bereits der Fall ist, das Bewusstsein für den Mehrwert der A2-Milch endlich steigen, wird die Aaremilch bereit sein, liefern zu können», betont Burkhardt.
Im Detailhandel bietet derzeit lediglich Migros Aare A2-Milch an. Auch in Zürich und Basel hatten einige Filialen sie in den Regalen, jedoch nur vorübergehend. «Damit A2-Milch aus der Nische heraus kommt, braucht es auch an der Verkaufsfront engagierte Personen», betont Ruedi Bigler.
Wenig Wissen vorhanden
Migros Aare habe viel Werbeaufwand betrieben und der Absatz sei auf tiefem Niveau stabil. «In der Schweiz ist A2-Milch noch zu wenig bekannt», so Ruedi Bigler. Nicht nur der Konsument wisse oft nicht, wozu diese Milch gut sei, auch in der Milchbranche wisse man wenig darüber. Die Nachfrage bei Coop und Emmi zeigt: Hier dürfte sich in naher Zukunft keine Türe für A2-Milch auftun. So schreibt Emmi: «Emmi hat bereits vor einigen Jahren die Herstellung von A2-Milch geprüft. Aktuell nehmen wir keine spürbare Nachfrage nach A2-Milch wahr. Wir beobachten die Entwicklung laufend, sehen aktuell aber keinen Handlungsbedarf». Auch Coop betont, man beobachte den Markt, habe aber bezüglich A2-Milch keine Pläne.
Bessere Verträglichkeit
Derzeit bekommen die Landwirte je Kilo vermarkteter A2-Milch einen Mehrpreis von 15 Rappen. Aufgrund der teuren Logistik muss der Konsument deutlich tiefer in die Tasche greifen als etwa für Bio-Milch. Doch wer «normale» Kuhmilch nicht verträgt, der hat gute Chancen, dass er A2-Urmilch trinken kann. So macht es für Ruedi Bigler Sinn, wenn dereinst alle Milch A2 wäre. Denn Nachteile gibt es keine, im Gegenteil. «Es könnte gut sein, dass wir dann wieder deutlich mehr Trinkmilch verkaufen, da sie wieder von mehr Menschen vertragen wird.
Flächendeckend wäre einfach
So muss die A2-Milch auch nicht zwingend mit einem Mehrpreis für die Produzenten abgegolten werden, denn ist die Herde einmal umgestellt, ist die Produktion mit keinem Mehraufwand verbunden. Würde in der Schweiz flächendeckend nur noch A2-Milch produziert, wäre auch die Logistik nicht mehr teurer. Auch bei den Stieren kann Ruedi Bigler Entwarnung geben: «Es gibt von allen Rassen genügend Stiere, die A2 vererben. Lässt man sich für die Umstellung genügend Zeit und setzt konsequent nur noch solche Stiere ein, dann verliert man nichts vom Zuchtfortschritt», ist er überzeugt.
Was ist A2-Milch
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Migros vermarktet in der Schweiz als einziger Detailhändler reine A2-Milch unter dem Namen «A2-Urmilch». Diese Milch unterscheidet sich in der Zusammensetzung ihres Proteins dem Beta-Kasein und ist deshalb in der Regel verträglicher für die Konsumenten. Wer Kuhmilch nicht verträgt, der leidet nämlich nicht in jedem Fall an einer Unverträglichkeit der Laktose, sondern reagiert oft auf das enthaltene Protein. Wird nicht selektiv auf das A2-Beta-Kasein gezüchtet, ist die Tankmilch in der Regel eine Mischform aus A2- und A1-Beta-Kasein.
Man geht heute davon aus, dass in Kuhmilch ursprünglich nur das A2-Beta-Kasein enthalten war. Dieses Protein ist aus 209 Aminosäuren aufgebaut. Der Unterschied zu A1-Beta-Kasein besteht nur gerade in einer einzigen veränderten Aminosäure an 67. Stelle der Kette.
Am weitesten verbreitet ist die Urform des Proteins bei den Rassen Jersey, Guernsey und Brown Swiss. So zeigt der Blick in den Munikatalog bei diesen Rassen denn auch am meisten reinerbige Stiere. Aber auch bei allen anderen Rassen gibt es sie, die reinerbigen A2/A2-Vererber. Bei Kälbern kann der Kaseinstatus mit einem Gentest festgestellt werden.
Beim Laktosegehalt unterscheiden sich die beiden Milchformen übrigens nicht, dennoch vertragen viele Menschen die reine A2-Milch deutlich besser als das in Europa übliche Gemisch von A1 und A2. Übrigens ist auch Ziegenmilch reine A2-Milch – wie etwa auch Schaf- oder Büffelmilch. Das erklärt auch, warum diese oft von Menschen vertragen wird, die auf Kuhmilch mit Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen reagieren.