Abo Der Preisdruck steigt: In Zukunft könnte die Produktion von Milchpulver bei der Cremo zu einem Problem führen.  Milchverarbeiter Preiszerfall und hohe Kosten bei der Cremo Friday, 8. December 2023 Cremo schreibt trotz steigender Umsätze immer noch ein Defizit. Im Jahr 2023 verzeichnete der zweitgrösste Milchverarbeiter der Schweiz einen Verlust von 20,3 Millionen Franken. Laut einer Mitteilung von Cremo ist das Defizit unter anderem auf die geringere Nachfrage nach Käse, den starken Franken und Konkurrenz durch Billigimporte zurückzuführen. Darüber hinaus habe die Einstellung der Aktivitäten am Standort Lucens VD zu einer negativen Wertberichtigung von 4,4 Millionen Franken geführt, wodurch sich der Verlust 2023 entsprechend erhöht habe.  

Der Umsatz stieg 2023 um 12,3 Millionen auf rund 525 Millionen Franken. Grund dafür ist laut Cremo ein Anstieg der übernommenen Milchmenge um 7 Prozent auf 360 Millionen Kilogramm. Dabei ging die Menge der zur Verkäsung bestimmten Milch zurück. Sie machte nur noch 7,3 % der Gesamtproduktion und 23 % des Umsatzes aus. Pulver machte 26,2 % der Produktion und 17,1 % des Umsatzes aus (siehe Grafik). Generalsekretär Thomas Zwald glaubt trotz der jüngsten Turbulenzen an die Zukunft der Pulvermilchproduktion.

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Agri: Sie standen Ende 2023 kurz vor dem Bankrott, vor allem aufgrund von Liquiditätsmangel. Dies war zum Teil auf Schwierigkeiten beim Absatz von Pulvervorräten zurückzuführen. Wie sind Sie aus dieser Sackgasse heraus-gekommen?

Thomas Zwald: Ende 2023 diagnostizierten wir ein ernsthaftes Liquiditätsproblem, das sich im Frühjahr 2024 materialisiert hätte, wenn wir nichts unternommen hätten. Wir haben daher mehrere Massnahmen zur Vermeidung dieses Problems festgelegt, darunter eine verbesserte Lagerverwaltung und den Zwangsverkauf von Pulver auf dem internationalen Markt zu Marktpreisen, die natürlich unter dem Schweizer Preisniveau liegen.

Im vergangenen Jahr hatte Cremo angekündigt, auf die Vermarktung von Lactoferrin zu setzen. Wie weit ist dieses Projekt fortgeschritten?

Das Projekt entwickelt sich positiv. Wir haben unsere Produktionsgeschwindigkeit erreicht. Zur Erinnerung – Cremo ist das einzige Unternehmen in der Schweiz, das dieses anspruchsvolle Produkt herstellt.

Letztes Jahr hatte Cremo angekündigt, dass sie vielleicht auch in das Geschäft mit pflanzlichen Getränken einsteigen wolle. Ist das noch aktuell?

Ja, wir stellen derzeit Pflanzendrinks für drei private Labels her, die auf dem Markt gut etabliert sind. Diese Art von Partnerschaft ermöglicht es uns, unser Know-how im Bereich der Herstellung von flüssigen Produkten zu nutzen.

Cremo hat angekündigt, von einer Volumenstrategie wegzukommen und sich auf Marken zu konzentrieren. Bedeutet dies auch das Ende der Milchpulverproduktion?

Nein, es steht nicht zur Debatte, die Pulverproduktion aufzugeben, da wir über ein grosses Know-how und die notwendigen Industrieanlagen verfügen. Hinzu kommt, dass die Pulverproduktion eng mit der Butterherstellung verbunden ist. Was die Produkt- und Markenprojekte betrifft – ja, wir haben einige Ideen für neue Produkte. Die Verstärkung der Marketingabteilung wird es uns ermöglichen, innovativ zu sein und zu einer Marken- und Produktstrategie überzugehen.

Ihre Tochtergesellschaft Petit Crémier verkauft Produkte, die nicht an Cremo angeschlossen sind, zum Beispiel laktosefreie Milch von Emmi. War dies schon immer eine gängige Praxis?

Ja, das war schon immer eine gängige Praxis. Man muss bedenken, dass Petit Crémier im Feinkosthandel tätig ist und diese Produkte insbesondere an Hotellerie, Gastronomie und Cafés liefert. Um die Nachfrage der Kunden bestmöglich zu befriedigen, muss eine Palette von Milchprodukten angeboten werden, die auch Produkte anderer Hersteller umfasst. In Zukunft soll das Sortiment optimiert, die Komplexität reduziert und der Anteil an Cremo-Produkten erhöht werden.