Abo Stimmt die Tierqualität, lösen OB-Kälber bei guten Marktverhältnissen im Handel AA-Preise. Markt Viele männliche Milchrassenkälber im Biolandbau wegen Spermasexing-Verbot Friday, 17. November 2023 Die Tränkerpreise sind aktuell im Keller, milchbetonte Milchrassen-Tränkekälber gelten teils unter 3 Franken und vermehrt gelangen Tiere in den Wurstkälberkanal. Dies hat zwar einerseits saisonale Gründe, da viele Kühe abkalben. Andererseits gelangen immer weniger Tränker in die Kälbermast, während die Nachfrage aus der Grossviehmast relativ konstant bleibt.

Tieferer Kalbfleischkonsum

Durch den gesunkenen Konsum von Kalbfleisch, dieser ist von 3,2 kg im Jahr 2011 auf noch 2,1 kg im Jahr 2022 pro Person und Jahr zurückgegangen, reduzierte sich in den vergangenen fünf Jahren auch die Anzahl der jährlich in der Schweiz geschlachteten Kälber von 216'000 auf 191'000. Der Inlandanteil am Verbrauch blieb dabei ziemlich konstant bei 96 %. Die stockende Nachfrage aus der Kälbermast nach Tränkern hat auch damit zu tun, dass traditionelle Kälbermäster aus der Produktion ausstiegen. Stellten diese auf Mutterkuhhaltung um, kaufen sie, wenn überhaupt, nur noch vereinzelte Kälber für die Veal-Produktion zu. Beginnen Kälbermastbetriebe ihre Milch abzuliefern, benötigen sie nicht nur keine Kälber mehr, sondern verkaufen oftmals auch ihre eigenen Tränker, was die Marktverhältnisse regional beeinflusst.

Arbeitsintensive Kälbermast

Der Ausstieg aus der Kälbermast kann mehrere Gründe haben: Ein Hauptgrund ist sicher, dass dieser Betriebszweig sehr anspruchsvoll ist. «Die Tiergesundheit ist in der Kälbermast immer eine Herausforderung. Mit den zugekauften Tieren bringt man immer wieder Krankheitserreger in den Stall, was zu Problemen führen kann und nach einer intensiven Tierbetreuung verlangt», erklärt Beat Marty aus Unteriberg.

Hofabfuhr ist eine Arbeitserleichterung

Er stieg vor gut einem Jahr aus der Kälbermast aus und liefert die Milch seiner 15 Brown-Swiss-Kühe nun ab. Rund 30 Kälber mästete er vorher jährlich. «Die Kälbermast ist auch mit Tränkeautomat ein arbeitsintensiver Betriebszweig. Da ich noch auswärts arbeite, ist die Hofabfuhr für mich von der Arbeitsbelastung her eine Erleichterung», so Beat Marty. Für Kälbermastbetriebe, die ihre Kühe alpten, sei auch das Milchmengenmanagement anspruchsvoll. «Im Frühjahr, wenn alle Kühe z Alp gehen und noch nicht alle Kälber schlachtreif sind, und im Herbst, wenn die zugekauften jungen Kälber noch wenig Milch verwerten können, muss mit Milchpulver gearbeitet werden», so der Ybriger Viehzüchter. Undankbar sei auch jeweils gewesen, als er im Stall schöne schlachtreife Kälber hatte, diese aber infolge der Marktsituation vom Handel zurückgestellt wurden. Das hätte zu wirtschaftlichen Einbussen geführt. Der Kälbermarkt sei unberechenbar und anspruchsvoll.[IMG 3]

Dies mussten auch diejenigen Kälbermäster erfahren, die bis Ende 2020 für Naturafarm produzierten. Trotz teils grossen Investitionen in das Tierwohl wurde das Programm kurzfristig aufgegeben. Das führte bei Mästern zu einem Vertrauensverlust, weswegen gerade im Kanton Uri mehrere in die Industriemilchproduktion einstiegen. Der aktuelle Überschuss an Tränkekälbern führt dazu, dass vor allem milchbetonte Milchrassenkälber wieder vermehrt als Wurstkälber vermarktet werden. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf das Image der Kälber- und Tierhaltung. Die schlechten Preise decken zudem kaum mehr die Besamungskosten, geschweige den Wert der vertränkten Milch.

Was sind praktikable Lösungen? Eine wäre, die Kälber auf dem Geburtsbetrieb zu mästen. Mit dem Vorteil, dass die Tiere bedeutend weniger gesundheitliche Probleme haben als zugekaufte Kälber. Dadurch steigen Wirtschaftlichkeit und Tierwohl. Diese Variante ist für viele Betriebe infolge fehlender Platz- und Arbeitskraftressourcen keine Alternative.

Gesextes Sperma

Professionelle Milchproduzenten setzen mittlerweile immer stärker auf die Strategie, ihre besten Zuchtkühe mit gesextem Sperma und die restlichen Tiere mit Mastgenetik zu besamen. Toni Bamert aus Tuggen setzt dies sehr konsequent um: «Wir besamen alle unsere Tiere, mit welchen wir weiterzüchten möchten, zweimal gesext mit Holsteinstieren. Sind diese dann noch nicht trächtig, werden sie, wie auch der restliche Viehbestand, mit Mastrassen gedeckt», so der Präsident des Zentralschweizer Holsteinzuchtverbandes. Er setzt dabei stark auf die Rasse Inra. Kreuzungsprodukte aus Inra eigneten sich sowohl für die Kälbermast wie auch für die Grossviehmast und würden entsprechend gut nachgefragt. Toni Bamert schätzt zudem die guten Geburtsverläufe mit diesen Kälbern. [IMG 2]

Selber ausmästen

«Diese Strategie hat mehrere Vorteile: Erstens selektionieren wir so stark auf Fruchtbarkeit, zweitens erhalten wir weibliche Nachkommen aus unseren besten Kühen und drittens gibt es kaum noch männliche Milchrassenkälber, die unterpreisig vermarktet werden müssen», so Toni Bamert. Gibt es doch einmal ein reines Holstein-Stierkalb, mästet er es selber aus.