Zuchtkühe gesext besamen, die restlichen Tiere mit Mast anpaaren. Mit dieser Strategie können Milchviehbetriebe verhindern, dass sie viele männliche Milchrassenkälber erhalten und diese unterpreisig vermarkten müssen. Diese Möglichkeiten haben Biobetriebe nicht. Bereits zwei Mal wurden Anträge betreffs der Zulassung von gesextem Sperma auf Biobetrieben von der Bio-Suisse-Delegiertenversammlung abgelehnt.
Reinrassige Anpaarungen für genügend Nachzucht
«Damit ich genügend weibliche Zuchttiere für die Aufzucht erhalte, besame ich meine Kühe fast ausschliesslich mit Brown-Swiss-Stieren», erklärt Biolandwirt Walti Windlin aus Kerns. Dieses Jahr gab es aus gut 20 Abkalbungen dennoch nur 5 weibliche Zuchtkälber. Die männlichen Kälber gelangen über den Handel in den konventionellen Markt. «Da meine Tiere grösstenteils Ende August und im September abkalben, sind die Preise für die reinen Milchrassenkälber noch nicht ganz so tief wie aktuell, die wirtschaftlichen Einbussen sind aber dennoch bedeutend», so der Obwaldner Biobauer weiter.[IMG 2]
Infolge der Differenz zwischen dem AA-Preis und dem Preis für reine Milchrassenkälber löst er auch im September rund 500 Franken weniger pro Kalb. «Es tut schon weh, wenn man ein Kalb, an das man noch 150 Liter Biomilch vertränkt hat, für gut 200 Franken verkaufen muss. Dadurch verlieren wir auf unserem Betrieb viel Wertschöpfung.» Da relativ viele Biobauern mit Braunvieh arbeiten würden, habe das Verbot von gesextem Sperma für die Rasse ebenfalls negative Auswirkungen. «Dadurch werden beim Braunvieh weniger Zuchtkühe gesext angepaart, was den Zuchtfortschritt und die Entwicklung der Rasse negativ beeinflusst», erklärt Walti Windlin, der auch Präsident des Obwaldner Viehzuchtverbandes ist.
Vorteile für Zweinutzungsrassen
Besser sieht die Situation bei Biobetrieben aus, die mit Zweinutzungsrassen arbeiten. Über die Sommermonate lösen Kälber von Doppelnutzungsrassen wie Original Braunvieh bei der entsprechenden Qualität AA-Preise. Steigt das Angebot auf dem Tränkermarkt gegen Herbst an, können im Handel aber höchstens noch die AA-Kuhkalb-Preise realisiert werden. Sind die OB-Kälber vom eher milchbetonten Schlag, sind gemäss Marktkennern sogar diese Preise schwierig zu realisieren.
