Nachdem Glanzkäfer etliche Blütenknospen angefressen haben und je nach Region Schnee den Raps niedergedrückt hat, ist einmal mehr klar: Raps ist eine wertvolle, aber auch anspruchsvolle Kultur. Laut dem Strickhof lohnt es sich aus finanzieller Hinsicht aber trotz möglicher Schäden «praktisch nie», einen Bestand vorzeitig umzubrechen. Denn so gingen der hohe Einzelkulturbeitrag und allfällige Landschaftsqualitäts- oder Produktionssystembeiträge verloren, bei einer Grünfläche als Ersatz zusätzlich der Beitrag für offene Ackerfläche.
Geringerer Stickstoffbedarf
Die Alternative wäre, statt Raps von Anfang an eine pflegeleichtere Kultur anzubauen. Aktuell werden bzw. wurden Sonnenblumen gesät – eine Ölsaat, die als extensiv gilt und als wärmeliebende Kultur vom Klimawandel profitieren könnte. Sowohl Raps als auch Sonnenblumen eignen sich für den Anbau nach Wintergetreide, wobei bei Letzteren der Boden über den Winter mit einer Gründüngung geschützt werden sollte. Nach der Saat und speziell bei feuchter Witterung wie heuer brauchen Sonnenblumen Schutz vor Schnecken. Dafür kommt die Kultur mit weniger Stickstoff aus als Raps, ist ein guter Hofdüngerverwerter, bringt denselben Einzelkulturbeitrag wie Raps und auch die Möglichkeit für Landschaftsqualitätsbeiträge. Der Anbau ist allerdings das eine, die Nachfrage das andere.
Nachfrage steigt
«Die Rahmenvereinbarung zwischen dem Schweizerischen Getreideproduzentenverband (SGPV) und Swiss Olio ist eine Verpflichtung für beide Seiten», erläutert Swiss-Granum-Direktor Stephan Scheuner das System. Die Ölmühlen verpflichten sich, die vereinbarten Mengen zu übernehmen. Basierend auf der Vereinbarung teilt der SGPV den Produzenten ihre Produktionsmengen zu. Wie der SGPV informiert, bleiben die Mengen in der Rahmenvereinbarung mit Swiss Olio für 2025 beim Raps stabil, steigen aber bei den Sonnenblumen deutlich an (um 6000 t auf 26 000 t). «Dank dieser höheren Verarbeitungsmöglichkeiten sind neue Produzenten willkommen und Flächenerhöhungen ohne Probleme möglich», schreibt Rahel Emmenegger, stellvertretende Geschäftsführerin des SGPV. Die Nachfrage steigt also, weiteres Anbaupotenzial für Sonnenblumen wäre gegeben, jedoch auch die Konkurrenz durch Importe. Gemäss SGPV gibt es für Ölsaaten-Einfuhren keine Mengenbeschränkung und keine Richtpreise. Die Schweizer Produzentenpreise seien daher stark von den internationalen Börsen abhängig. Trotz des im Vergleich zur Importware höheren Preises setzt z. B. Zweifel Pomy Chips auf Schweizer Öl.
Zweifel prüft Szenarien
«Seit 2018 produzieren wir unsere Chips und Snacks mit Holl-Rapsöl», sagt Zweifel-Mediensprecherin Anita Binder. Rund 90 % der jährlich von Zweifel verarbeiteten knapp 3000 t Rapsöl stammten aus der Schweiz. «Der Grund für den Umstieg von Sonnenblumen- auf Rapsöl war ursprünglich, dass wir nicht genügend Schweizer Ware beziehen konnten», so Binder. Dass der Rapsanbau schwieriger wird, scheint auch Zweifel wahrzunehmen. Man prüfe verschiedene Szenarien, um auch in Zukunft genügend Rohstoffe höchster Qualität aus dem Inland kaufen zu können. «Wir untersuchen auch andere Möglichkeiten und beobachten weiterhin Entwicklung sowie Anbaubereitschaft der verschiedenen Kulturen», sagt die Sprecherin. Sonnenblumenöl sei dabei sicher auch ein Thema.
Gespräche über Sonnenblumen laufen auch beim Verein Schweizer Rapsöl. «Wir haben die Frage aufgenommen, ob es Kommunikationsaktivitäten zum Schweizer Sonnenblumenöl bräuchte», erklärt Stephan Scheuner. Seit rund 20 Jahren macht der Verein Schweizer Rapsöl auf die Vorzüge dieses Produkts aufmerksam und stärke so Image und Wahrnehmung von Rapsöl, worauf die Partner der Wertschöpfungskette aufbauen könnten. «Spruchreif ist allerdings noch nichts», so Scheuner zu den ersten Diskussionen im Bereich Sonnenblumen.

