Soweit es Mathias Christen (FiBL) bekannt ist, gibt es aus dem Ausland bisher keine Erfahrungen zum Anbau von Raps in Mischung mit einer Reservekultur. Anders sieht es aus für den Streifenanbau der Ölsaat, zu dem das FiBL 2022 einen Testversuch gestartet hat. «Mit einer Arbeitsbreite von neun Metern haben wir Raps und Wintergetreide im Wechsel gesät», erläutert Christen. In Deutschland gibt es für diese Kombination schon erste gute Erfahrungen. Im nächsten Jahr sollen Raps und Ackerbohne in Sechs-Meter-Streifen dazukommen. Die Idee ist eine Barrierewirkung der zweiten Kultur gegen Schädlinge und Krankheiten. Die Ackerbohnen könnten zusätzlich Nützlinge ins Feld locken. Das FiBL beobachtet im Projekt das Schädlingsaufkommen, die tatsächlichen Schäden am Raps, ausgewählte Nützlinge und die Erträge, um sie mit einer Referenzparzelle mit einer Rapsreinsaat zu vergleichen.
Ertragsverlust und Mehraufwand
Ähnlich gingen deutsche Forschende vor. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) stellte auf Streifenflächen mehr Vögel und Vogelarten fest, mehr Laufkäfer und Spinnenarten in Weizenstreifen, aber keinen Unterschied bei Rapsglanzkäfern. Ein Drittel der befragten deutschen Landwirte rechnete mit einem Ertragsverlust bis zu 5 Prozent in Raps und Getreide sowie zusätzlichen Arbeits- und Maschinenkosten von bis zu 100 Euro/ha im Raps bzw. bis 150 Euro/ha im Getreide. «Der Streifenanbau kann ein Baustein für den modernen Ackerbau sein, um die Artenvielfalt bei geringen Produktionsrückgängen zu erhöhen», so das Fazit bei der DBU.
Mehr Vögel – namentlich Lerchen – hat auch Landwirt Christian Pfister in Uster ZH beobachtet. Der Birkenhof der Familie Pfister nimmt am Projekt zum Streifenanbau teil, das von FiBL und Agroscope koordiniert sowie vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziert wird. In einem Youtube-Video erläutert Christian Pfister das Vorgehen und die ersten Erfahrungen nach einem Jahr Streifenanbau: Im Streifenfeld sei der Erdflohbefall tendenziell geringer gewesen als in der Reinsaat nebenan und auch beim Rapsglanzkäfer sei diese Tendenz sichtbar. Nur beim Stängelrüssler habe man keinen grossen Effekt feststellen können. Trotz des schwierigen Wetters fiel der diesjährige Rapsertrag erfreulicher aus, als zuerst vermutet: Laut FiBL-Forscherin Maike Krauss konnten etwa anderthalb Tonnen pro Hektare geerntet werden, auf dem Streifenfeld etwas mehr als in der Reinsaat. «Bei der Interpretation muss berücksichtigt werden, dass auf dem ganzflächig gesäten Feld gepflügt und in den Streifen gegrubbert worden ist», ergänzt Christian Pfister zu seinen Flächen.
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Erste Daten ermutigen
«Es braucht für eine stabile Aussage zudem Ergebnisse aus mehreren Jahren. Die ersten Daten ermutigen sehr. Wir bleiben dran», so die Projektleitenden Maike Krauss und Tobias Gelencsér. Das FiBL testet den Streifenanbau zusätzlich mit Kartoffeln und Zuckerrüben. Nach Testversuchen 2023 startet das Projekt im Frühling 2024. Das FiBL sucht dafür noch interessierte Biobetriebe für eine Zusammenarbeit. Für die Umsetzung braucht es allerdings eine präzise Spurführung mit einem RTK-Lenksystem, wobei im Rahmen des Projekts dabei unterstützt werden könne.
Das Projekt ist auf den Bio-Anbau ausgerichtet. «Aber die Resultate werden allen offenstehen», bemerkt Mathias Christen. Und beim Raps stehen konventionelle Produzenten je länger je mehr genau wie ihre Bio-Kollegen vor dem Problem, keine chemischen Mittel für den Pflanzenschutz mehr einsetzen zu können.

