Abo Triticale und Raps während der Blüte im Streifenanbau. Für die Spurführung braucht es ein RTK-Lenksystem. Versuche am FiBL Streifen als Schädling- und Krankheitsbarriere für gesunden Raps Monday, 28. August 2023 Je nach Schädlingsaufkommen und Witterungsverhältnissen steht mancher Landwirt im Frühling vor seinem Rapsfeld mit der Frage «Soll ich oder soll ich nicht?». Es gilt abzuschätzen, ob der Raps noch etwas hergibt oder die Fläche besser umgebrochen und mit Mais neu angesät wird. «Mit diesem Problem hat sich ein Landwirt an uns gewandt», schildert Mathias Christen, Berater mit Schwerpunkt auf Ölsaaten und Getreide am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL).

Nach dem Hacken gesät

Daraus ist ein Projekt zu Raps im Mischanbau entstanden, wobei eine zweite Kultur in der Ölsaat quasi als Reserve oder Versicherung dienen soll. 2022 wurde an drei Standorten (in der Westschweiz, im Aargau und im Kanton Zürich) Winterweizen in den Raps gesät, erklärt Mathias Christen. «Der Raps wurde mit der Einzelkornsämaschine auf 50 cm Reihenabstand ausgesät, der Weizen kam nach dem letzten Hackdurchgang in den Boden.» Man experimentierte mit mehreren Verfahren. An einem Standort kam eine normale Getreidesämaschine zum Einsatz – «Der Raps hat keinen Schaden genommen und sich erstaunlich gut entwickelt», so Christen. Andernorts wurde ein Saatstriegel verwendet: Um die Körner zwischen den Reihen ablegen zu können, war er alle 50 cm mit einem Prallteller und nachfolgend einem Striegel ausgerüstet.

«Es waren ideale Bedingungen für die Versuche.»

Mathias Christen, FiBL, zum Mischanbau im schwierigen Rapsjahr 2023.

Wegen des kalten und nassen Frühlings war heuer kein gutes Rapsjahr. Dafür herrschten ideale Voraussetzungen, um den Mischanbau zu prüfen. Ergebnisse gibt es aber bisher nicht, die Datenauswertung steht noch aus. An einem Standort seien weder der Raps noch der Winterweizen gut gewachsen. «Wir wollen noch prüfen, woran das gelegen haben könnte.» Auf den anderen zwei Parzellen konnte sich der Winterweizen gut etablieren und soweit abschätzbar den Raps kompensieren. «Das gibt dann natürlich nicht mehr 50 kg/a Ertrag beim Weizen, aber vielleicht noch 30 kg/a», schätzt Christen. Definitive Zahlen seien zum jetzigen Entwicklungsstand der Methode aber schwierig zu nennen.

Mit anderen Mischungspartnern 

Diesen Herbst ist geplant, die Versuche auf weitere Mischungspartner auszuweiten. Winterweizen passt zwar bezüglich Düngebedarf sehr gut zum Raps und kann vorhandene Nährstoffe verwerten. Fruchtfolgetechnisch ist die Kombination aber nicht immer ideal, da diese Kulturen in der Fruchtfolge oft nacheinander stehen. Hafer wäre in dieser Hinsicht besser. Gerste soll sogar einen positiven Effekt auf den Erdflohdruck in der Parzelle haben, ergänzt Mathias Christen. Dasselbe gilt auch für Ackerbohnen. Die Leguminose könnte bei einem Rapsausfall die vorhandenen Nährstoffe jedoch nicht ausnutzen. «Ich möchte mich breit umsehen, welche weiteren Möglichkeiten es gäbe – immer mit dem Grundgedanken der Zweitkultur als Reserve», erläutert der FiBL-Forscher.

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Zusammen ernten

Die Zweitkultur kann sich aber nicht nur bei einem Raps-Totalausfall auszahlen. Mathias Christen schwebt vor, Getreide und Raps zusammen zu ernten und dann zu trennen. «Die Sammelstellen sind dafür nicht eingerichtet», ist er sich bewusst. Das sei vor Jahren im Fall von Gemengen mit Ackerbohne und Hafer oder Erbse und Gerste allerdings nicht anders gewesen – und heutzutage ist die Trennung davon kein Problem mehr. So könnten dereinst aus dem Mischanbau z. B. 10 kg/a Raps und 30 kg/a Weizen resultieren, wobei sich die Anteile je nach Jahr und damit Schäden am Raps verschieben würden. In einem ersten Schritt ist zunächst aber die Idee, die anbautechnische Umsetzbarkeit von Raps im Mischanbau zu prüfen, hält Christen fest.


«Die alten Sorten hatten noch nicht diesen starken Duft»

[IMG 3]Die Idee zum Mischanbau von Raps und Winterweizen stammt von René Stefani. Der Biolandwirt aus Full-Reuenthal AG hat die Vermutung, dass die Rapsglanzkäfer vom Geruch der Rapspflanzen angezogen werden. «Die alten Sorten von vor 20 Jahren hatten noch nicht diesen starken Duft», erinnert er sich. Mit einer anderen Pflanze wollte Stefani den Käfer verwirren. Sie sollte möglichst ebenfalls stark duften, einjährig sein und mit der schnellen Entwicklung des Rapses im Frühling mithalten können. Diese ideale Pflanze hat der Biolandwirt nicht gefunden. Stattdessen säte er Weizen in den Raps, um bei einem Ausfall trotzdem noch einen gewissen Ertrag zu haben.

Abo Die verwendbare Produktion der letzten acht Jahre: Die waagrechte Linie zeigt die Anbaufläche, die sich zwischen rund 20 000 und 25 000 ha bewegt. Ölsaaten-Markt Der Anbau von Raps wäre ausbaubar, der Deckungsbeitrag attraktiv Monday, 28. August 2023 Drei Jahre zählen
Mehr Probleme als der Rapsglanzkäfer machte dem Landwirt in den letzten Jahren – mit Ausnahme von 2022 – der Stängelrüssler. Ähnliches höre er auch von konventionell arbeitenden Kollegen, sagt René Stefani. Er habe lernen müssen, dass man beim Bio-Rapsanbau immer drei Jahre zusammenzählt. So sollte der Ertrag im Durchschnitt bei etwa 20 kg/a liegen. «In einem Jahr haben wir nur 8 kg/a, in einem anderem 41 kg/a», schildert Stefani die starken Schwankungen. Je nach Wetter kann auch das Unkraut Überhand nehmen, wenn es zu nass zum Hacken ist.

Faszinierend und gesucht
René Stefani baut neben Raps auch Sonnenblumen an. «Das ist eine gute Kultur», meint er. Sie habe weniger Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen, dafür gehen die Tauben an die jungen Pflanzen oder fressen die Kerne aus den Blütenköpfen. «Das ist aber nicht so gravierend, wir haben generell gute Sonnenblumenerträge.»

Trotz der Schwierigkeiten produziert Stefani seit vielen Jahren Raps. Er findet die Pflanze faszinierend. Insbesondere, dass sie auf den Verlust des Haupttriebs mit neuen Seitentrieben reagiert, die noch für Ertrag sorgen können. «Und Raps wird gebraucht», verweist er auf die Nachfrage am Markt. Im Herbst startet Stefani gemeinsam mit dem FiBL mehrere Versuche, Raps zusammen mit Roggen, Gerste oder Weizen anzubauen.