«Offenbar setzt sich niemand seitens des Inforama für die Bio-Schule ein», konstatieren der Ehemaligenverein der landwirtschaftlichen Schulen Schwand und Bäregg und die Schweizer Bergheimat. Das sei bereits 2019 in einer Reportage der SRF «Rundschau» deutlich geworden. Anders sieht es auf Act.campax aus, wo eine Petition an den Berner Regierungsrat bereits über 3000 Unterstützer(innen) gefunden hat.
Ein Wunsch der Schulabgänger
Die Bio-Abschlussklassen hatten Mitte Juni 2022 an die Direktion des Inforamas ihr Anliegen um ein Fortbestehen der Bio-Schule gerichtet. Daraufhin startete der Ehemaligenverein eine Petition zur Rettung der Bio-Schule Schwand, wie es auf Anfrage der BauernZeitung heisst. Mitte August dieses Jahres sei im SRF Regionaljournal ein strategisch-räumliches Betriebskonzept für das Inforama erwähnt worden, das grundsätzlich eine Aufgabe des Standorts Schwand vorsehe, aber noch nicht Regierungsrat verabschiedet worden sei. Der Ehemaligenverein und die Bergheimat sind beunruhigt, denn aus ihrer Sicht ist diese Bio-Schule zentral, um eine fundierte Ausbildung für angehende Bio-Landwirt(innen) zu gewährleisten und sie vor Anfeindungen zu bewahren.
Als Minderheiten Mobbing ausgesetzt
Vor 20 Jahren wurden am Inforama gemischte Klassen mit Bio- und konventionellen Lernenden geführt, wie es heute noch in anderen Landwirtschaftsschulen der Fall ist. «Lernende, die auf den Biolandbau ausrichten wollen, sind in diesen Klassen in aller Regel in der Minderheit», geben der Ehemaligenverein und die Bergheimat zu bedenken. Damals wie heute gebe es Berichte von fehlendem Interesse der konventionellen Lernenden an der Bio-Landwirtschaft und Bio-Lehrlinge waren oder seien abwertender Haltung oder sogar Mobbing ausgesetzt. In der Realität herrsche nicht die nötige gegenseitige Offenheit, um in gemischten Klassen für eine angenehme Lernatmosphäre zu sorgen.
Sinnvolle Inhalte und fundierte Fachpersonen
Die beiden Organisationen argumentieren neben sozialen Aspekten auch mit fachlichen Fragen. So bestünden zwischen Bio- und konventioneller Landwirtschaft unterschiedliche Denk- und Herangehensweisen und es mache schlicht keinen Sinn, dass Bio-Lernende Dinge wie chemischen Pflanzenschutz, Mineraldüngereinsatz oder die Berechnung der Kraftfutterfütterung nach Futterplan usw. lernen müssen.
«Für eine solide Bio-Ausbildung braucht es eine angemessene Lektionenzahl und praxisorientierte, erfahrene Lehrkräfte», sind der Ehemaligenverein und die Bergheimat überzeugt. Die ganzheitliche Denkweise müsse in den Lerninhalten und den Unterrichtsmaterialien verankert und von den Schulen getragen werden. Würden die Inhalte von einer Lehrperson ohne Bio-Erfahrung abgehandelt, leide die Unterrichtsqualität.
«Die bestehende Bio-Ausbildung wurde hauptsächlich von Personen in Zweitausbildung mit einem hohen Frauenanteil absolviert. Diesen Personen soll weiterhin ein Angebot zur Verfügung stehen», wird die Absicht umrissen. Es gehe nicht um einen Machtkampf. Vielmehr wolle man denjenigen Personen gerecht werden, die bewusst eine Bio-Ausbildung wünschen.
Im Ernstfall weitere Schritte prüfen
Als nächstes wollen der Ehemaligenverein und die Bergeheimat die Wirkung ihrer laufenden Petition, die Verabschiedung des strategisch-räumlichen Betriebskonzepts für das Inforama und die Ergebnisse der aktuellen Bildungsreform abwarten. «Sollte sich zeigen, dass gar keine oder nur eine ungenügende Lösung für die Inforama Bio-Schule realisiert wird, müssten weitere Schritte geprüft werden», stellen sie in Aussicht. Man sei diesbezüglich mit verschiedenen Organisationen in Kontakt.
