Was bevorzugen Sie, ein konventionelles Stück Urner Alpkäse oder einen Schweizer Käse mit dem Bio-Label?

Urban Camenzind: Der Urner Alpkäse mit seiner grossen Vielfalt ist eine Leidenschaft von mir. Darum ziehe ich diesen einem Biokäse aus dem Tal vor. Die Urner bewirtschaften ihre Alpen sehr naturnah, vielfach schon sehr nahe am Bio-Label.

Von den über 500 Urner Landwirtschaftsbetrieben werden weniger als 50 nach den Bio-Richtlinien bewirtschaftet. Der Kanton Graubünden hat bei einer ähnlichen Topografie hingegen einen Bio-Anteil von über 50 Prozent. Wie erklären Sie sich das? [IMG 2]

Ähnlich wie im Bündnerland ist auch in Uri die Milchviehhaltung stark verankert. Bei uns fehlen jedoch lokale Biomilch-Verarbeiter. Die ZMP ist zwar an Biomilch interessiert, allerdings bevorzugt diese Lieferanten, die auch im Sommer Biomilch abliefern. Die Alpwirtschaft ist aber für die eher kleineren Urner Betriebe zu bedeutend und die Milch geht über den Winter in den konventionellen Kanal. Dazu kommt die grosse Leidenschaft der Urner Familien für die Alpwirtschaft. Auf die Alpzeit zu verzichten, um im Winter von den besseren Biomilchpreisen zu profitieren, kommt für die wenigsten infrage.

Urner Alpkäse ist für seine Vielfalt bekannt, Urner Bio-Alpkäse ist aber noch wenig verbreitet. Warum versuchen die Urner Älpler nicht, mit einer Umstellung auf den Biolandbau ihre Einkommenssituation durch eine höhere Wertschöpfung zu verbessern?

Abo Der aktuelle Vorstand von Bio Uri: Edith Aschwanden, Franz Herger, Monika Kempf und Sämi Indergand (v. l.). Bio Uri Der Biolandbau hat es schwer im Urnerland Saturday, 23. March 2024 Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Urner Alpkäse ein exklusives Produkt ist und eher zu günstig vermarktet wird. Das hat aber ebenfalls viel mit Traditionen zu tun. Für den Urner ist Alpkäse ein traditionelles Grundnahrungsmittel, das tagtäglich auf den Tisch kommt. Das bedeutet aber auch, dass viele Urner Konsumenten nicht bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen. Der Urner-Alpkäse-Konsument ist nicht vergleichbar mit einem Käseliebhaber in städtischen Gebieten, der Käse in kleineren Mengen und als exklusive Delikatesse hochpreisig einkauft. Dazu kommt, dass wir in Uri zwar jährlich 200 Tonnen Alpkäse produzieren, in unserem Kanton aber nur 38 000 Menschen leben. Bei diesem Verhältnis ist der Preisdruck entsprechend hoch.

In welchen Bereichen sehen Sie Potenzial für Bioprodukte von Urner Bauernbetrieben?

Der Urner selber ist noch nicht der grosse Bio-Konsument. Bei der lokalen Bevölkerung sehe ich damit für die Urner Bauern im Moment noch wenig Potenzial, mit dem Bio-Label mehr Wertschöpfung zu generieren. Anders sieht das vereinzelt in Ferienregionen wie Andermatt aus, wo sicher eine Nachfrage nach exklusiven Produkten wie Biofleisch oder Biokäse besteht. Potenzial gäbe es für Urner Bioprodukte sicher auch in städtischen Regionen wie Luzern oder Zug. Ein Marktaufbau in solchen Gebieten benötigt aber viel Ausdauer und ist auch personalintensiv. Da bevorzugen es viele Urner Älpler, ihre Produkte effizient in der Region, dafür etwas günstiger zu vermarkten.