An der Generalversammlung der Thurgauer Milchproduzenten (TMP) am 28. April 2022 gab Präsident Daniel Vetterli seiner Freude Ausdruck, dass die Milchpreise seit vier Jahren endlich wieder gestiegen sind. «Angesichts der hohen Produktionskosten und der aktuellen, gesunden Marktlage wäre eine weitere Preiserhöhung mehr als gerechtfertigt», sagte Vetterli.
Verhandlungen stehen unmittelbar bevor
Letztes Jahr beschäftigten den TMP der Kampf gegen die Agrar-Initiativen, das Schleppschlauch-Obligatorium, das im Thurgau seit dem 1. Januar 2022 gilt, und der Rechtsstreit mit ehemaligen Mitgliedern. Der TMP unterlag im Dezember vor Obergericht in einer Klage um die Rückerstattung von Marketingbeiträge an die SMP. Nun sollen Vergleichsverhandlungen zwischen den beiden Parteien stattfinden. Wie hoch die Schadensumme sein wird, konnte Vetterli nicht sagen. Er hofft, dass man bis Ende Jahr einen Schlussstrich unter die leidige Geschichte ziehen kann.
Die Rechnung 2021 schloss mit einem Verlust von rund 1,3 Mio Franken. Die TMP-Mitglieder stimmten der Rechnung sowie einer Rückstellung für die Kläger-Forderungen in der Höhe 1,4 Mio Franken zu. Damit der Verband auch zukünftig finanziellen Handlungsspielraum hat, steht der Verkauf von Bauland zur Diskussion. Die Mitglieder werden an der nächsten GV 2023 über einen entsprechenden Antrag abstimmen.
Mitglieder sagen Ja zum Planungskredit
Das Traktandum, das am meisten Zeit beanspruchte, waren die Liegenschaften. Der TMP ist unter anderem in Kreuzlingen in Besitz von zwei Liegenschaften (alte Molkerei) an bester Lage. Jürg Pengler, Inhaber der Immo H2J, informierte über ein gemeinsames Überbauungsprojekt der Immo H2J, der Raiffeisenbank Tägerwilen und der TMP an diesem Standort. Alle drei Parteien sind Besitzerinnen von Liegenschaften auf dem Areal.
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Auf dem Areal «zur Helvetia» ist eine Überbauung mit zwei Neubauten geplant. Dort sollen eine Markthalle, die Bankfiliale, Gewerberäume und Mietwohnungen entstehen. Pengler betonte bei der Projektpräsentation mehrfach, dass alle Partner von einer gemeinsamen Umsetzung profitieren würden. Derselben Meinung ist der TMP-Vorstand.
Der Präsentation folgte eine halbstündige Diskussion im Saal. Mehrere Anwesende störten sich daran, dass nur eine Liegenschaft der TMP, nämlich «Hafenstrasse 2», ins Projekt miteinbezogen wurde. Die zweite Liegenschaft «Hafenstrasse 4» soll mittelfristig vermietet bleiben. Markus Hausammann wandte ein: «So haben wir keine Sicherheit für die Entwicklung der Gebäude an der Hafenstrasse 4.» Er stellte den Antrag, dass auch dieses Grundstück in die aktuelle Planung miteinbezogen wird. Die Mitglieder stimmten dem Antrag einstimmig zu und gaben in einer zweiten Abstimmung grünes Licht für den Planungskredit von 500'000 Franken.
Emil Harder neu im Vorstand
Nach 21 Jahren im Vorstand wurde Fritz Stettler verabschiedet. Daniel Vetterli dankte Stettler für sein langjähriges Engagement und sein Fachwissen, das er in den Vorstand einbrachte.
«Ich verliere hier im Vorstand nicht nur meinen Vize-Präsidenten, sondern auch einen guten Freund.»
Daniel Vetterli, Präsident TMP
Stettler seinerseits sprach von einer wertvollen Erfahrung und dankte den Mitgliedern für das langjährige Vertrauen. And die Jungen gewandt, sagter er: «Es wird viel bestimmt in diesem Land. Engagiert euch in Verbänden und in der Politik, damit ihr mitbestimmen könnt. Damit stärkt ihr die Milchbranche und die Landwirtschaft.»
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Neu in den Vorstand gewählt wurde Emil Harder. Er wird auch neuer SMP-Delegierter, ebenso Reto Wohlfender. Die übrigen Vorstandsmitglieder und SMP-Delegierten wurden einstimmig wiedergewählt.
«Bemühungen zahlen sich aus»
Ueli Bleiker, Chef des Landwirtschaftsamts, kam in seinem Grusswort auf die neue Agrarpolitik zu sprechen. Die neue Direktzahlungsverordnung stelle die Milchviehbetriebe vor grosse Herausforderungen. Ein Weidebeitrag oder Beiträge für eine längere Nutzungsdauer bei den Kühen würden die tieferen Versorgungssicherheitsbeiträge bei Weitem nicht kompensieren. Bezüglich Ammoniakemissionen habe der Kanton Thurgau mit dem Massnahmenplans Ammoniak bereits gehandelt und sei anderen Kantonen einen Schritt voraus.
Die Erkenntnis der Schweizer Milchbranche für eine nachhaltige Produktion – Stichwort Grüner Teppich – erachtet Bleiker als wichtig. «Das ist die Voraussetzung, um die Konsumenten zu überzeugen, dass Milchbäuerinnen und Milchbauern nicht nur hochwertige Milch produzieren, sondern sich auch für Tierwohl, Biodiversität und eine klimafreundliche Landwirtschaft engagieren.» Er sei sich bewusst, dass die vielen Anforderungen für die Bauernfamilien teilweise belastend und mit hohem Aufwand verbunden sind. «Diese Bemühungen und Investitionen werden sich mittel- und langfristig auszahlen», ist er überzeugt.
Thurgauer Pioniergeist
Stephan Hagenbuch, Direktor der Dachorganisation Schweizer Milchproduzenten (SMP), gratulierte dem TMP zu seinem 125-jährigem Bestehen.
«Es waren turbulente Jahre. Viele Milchgenossenschaften wurden in dieser Zeit gegründet, viele von ihnen gibt es nicht mehr, den TMP schon.»
Stephan Hagenbuch, Direktor SMP
Die Thurgauer hätten sich von Beginn an auf nationaler Ebene für die Milchproduktion engagiert und waren bei der Gründung der SMP mit dabei. Bemerkenswert sei auch, dass das Rayon des TMP über all die Jahre gleich geblieben ist, während es in den übrigen Regionen der Schweiz starke Veränderungen und Zusammenschlüsse gab. Die Feierlichkeien finden am 11. Juni im Pentorama in Amriswil statt.

