Die Umstellung zum Biolandbau vor bald 20 Jahren sei auch für ihn ein Prozess gewesen, der Zeit benötigt habe, erklärt Willi Ambauen in seinem neuen Stall hoch über dem Engelbergertal. Doch je länger er zusammen mit seiner Frau Vreni nach den Richtlinien der Knospe gearbeitet habe, umso offensichtlicher seien für ihn die Vorzüge dieser Wirtschaftsweise geworden. Dank dieser Überzeugung begann er auch vor zehn Jahren, sich im Verein Biobauern Ob- und Nidwalden zu engagieren.

Stabile Mitgliederzahlen bei den Biobauern Ob- und Nidwalden

2014 übernahm der heute 55-Jährige das Präsidentenamt der Biobauern Ob- und Nidwalden, an der diesjährigen GV (Kasten) gab er dieses nun ab. «Unsere Mitgliederzahlen sind während dieser Zeit trotz Strukturwandel stabil geblieben, was grundsätzlich positiv ist», so Willi Ambauen. Er gibt aber auch zu, dass das Wachstum im Biosegment und damit auch die Nachfrage nach Schweizer Biolebensmitteln angesichts der politischen Diskussionen eigentlich bedeutend grösser hätte sein sollen. «Viele Konsumenten verhalten sich an der Ladentheke leider zu wenig konsequent. Dennoch gibt es für die Schweizer Landwirtschaft keine Alternative, als sich noch stärker in Richtung einer nachhaltigen Landwirtschaft zu entwickeln.»

Druck von der Marktseite her für nachhaltige Produktion

Der Druck dazu komme nicht nur aus der Politik. Auch von der Marktseite her würden, wie beispielsweise im Milchsektor mit dem Grünen Teppich, Entwicklungen in diese Richtung gefordert und durchgesetzt. Gerade für die Milchviehhaltung sei das aber auch eine Chance.

Die Tierhaltung werde in den kommenden Jahren noch stärker unter Druck kommen. Doch während es für die intensive Schweine- und Geflügelhaltung, ausser der aktuell noch bestehenden Nachfrage, wenig gute Argumente gebe, habe die Rindviehhaltung gute Karten in der Hand, meint Ambauen. Denn erstens könnten Wiederkäuer Gras von nicht ackerfähigem Land zu Milch und Fleisch veredeln und damit zur nachhaltigen Ernährung der Bevölkerung beitragen. Und zweitens sei er auch überzeugt, dass Weidetiere bei einer angepassten Bewirtschaftung zu einem Humusaufbau beitragen könnten, was wiederum CO₂ in den Böden binde.

Diese zwei Argumente würden jedoch nur stechen, wenn den Wiederkäuern keine Ackerprodukte gefüttert würden. Seine eigenen 20 Milchkühe füttert er, mit Ausnahme von 20 kg Kleie pro Tier, seit sechs Jahren ausschliesslich mit betriebseigenem Futter. «Mittlerweile bin ich überzeugt, dass eine standortangepasste Kuh ohne Kraftfutter besser funktioniert. Es gibt kaum mehr Gesundheitsprobleme bei den Tieren.»

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Höchstens 5000 kg Milch pro Kuh und Jahr

Entscheidend sei aber die Leistungsbereitschaft der Tiere: «Mein Ziel ist es, pro Kuh und Jahr 5000 kg Milch zu erreichen. Ja nicht mehr, denn dies ist die Menge, die wir mit unserem Grundfutter erfüttern können, ohne dass die Tiere unterversorgt sind.» Um diesen Richtwert zu erreichen, paarte Willi Ambauen in den vergangenen Jahren seine BS-Kühe mit Original Braunvieh an. Nicht selten setzte er dabei auf Munis mit einer negativen Milchmengenvererbung, wie beispielsweise Milton Materazzi, der einen Zuchtwert Milch von fast minus 400 kg aufweist.

Zehn Jahre Nutzungsdauer der Milchkühe im Durchschnitt

Trotz der tiefen Jahresmilchleistung liegt die Lebenstagsleistung dank der langlebigen Tiere mit 10,8 kg über dem regionalen Schnitt. Der Dreijahreswert bei der Nutzungsdauer der abgehenden Kühe steht bei über zehn Jahren. Laut Willi Ambauen entwickelt sich die Viehzucht in der Schweiz immer noch in eine falsche Richtung. «Der Irrglaube, dass höhere Jahresmilchleistungen auch zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen führen, ist immer noch weitverbreitet. Bei dieser Thematik muss auch an vielen landwirtschaftlichen Ausbildungsstätten noch ein Umdenken stattfinden.» Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die intensive Milchproduktion mit viel Kraftfutter und hohem Energiebedarf trotz steigender Preise nicht wirtschaftlicher werde.

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Ein Teil der Bio-Mehrpreise blieb auf Betrieben

Biobetriebe, die fast ausschliesslich mit betriebseigenem Futter und einem hohen Weideanteil arbeiten würden, hätten hingegen von den gestiegenen Milchpreisen der Vergangenheit profitieren können. «Klar sind wir auch von den höheren Dieselkosten betroffen, dennoch ist uns von den 9 Rappen Mehrpreis, den wir seit 2022 erhalten, etwas geblieben.» Trotz nur 5000 kg Jahresmilchmenge kommt er dank tiefen Direktkosten und dank den guten Preisen auf einen Deckungsbeitrag von 4000 Franken. Unter der Berücksichtigung aller Abzüge erreichte er 2023 franko Sammelstelle einen ausbezahlten Milchpreis von 81 Rappen.

Biohof Leimi, Grafenort

19,7 ha Land gehören zum Betrieb Leimi der Familie Vreni und Willi Ambauen. Seit drei Jahren besteht mit einem 7 ha gros­sen Nachbarbetrieb eine ÖLN-Ge­meinschaft. Im dreijährigen Laufstall stehen rund 20 Milchkühe, mehrheitlich ROB-Tiere. Seit zwei Jahren wird die muttergebundene Kälberaufzucht praktiziert. Die Kälber verbringen den Tag bei den Kühen, nachts kommen sie in die grossen Kälberiglus. Der Leistungsschnitt der Milch­kühe liegt bei gut 5000 kg Jahresleistung und etwas unter 11 Liter Lebenstagsleistung. Bis auf etwas Kleie, Viehsalz und Mineralsalz wird nur betriebseigenes Futter von den Naturwiesen verfüttert. Beim Futterbau werden nutzungselastische Bestände mit möglichst wenig Italienischem Raigras angestrebt. Das Schnittintervall liegt meist bei über sechs Wochen. Ein Drittel der LN sind BFF-Flächen. Während der Vegetation wird möglichst viel geweidet.

Biolandbau soll Pionierrolle weiter wahrnehmen

Auch wenn Willi Ambauen nun sein Präsidentenamt abgegeben hat, wird er die Entwicklung im Biolandbau weiterhin mitverfolgen. «Die demokratische Entscheidungsfindung an der Bio-Suisse-Delegiertenversammlung ist zwar vorbildlich, macht aber die Abläufe und die Entwicklung teils auch etwas träge», so seine Beobachtungen beim nationalen Verband. Zudem dürfe das Regelwerk nicht noch umfangreicher werden. Bio müsse sich weiterentwickeln und sich nicht an anderen Produktionssystemen orientieren. «Die Biobauern sollen zukünftig ihre Pionierrolle wieder vermehrt wahrnehmen», so Ambauen.

Bruno Barmettler ist neu Biopräsident

50 Biobäuerinnen und -bauern nahmen Ende Februar an der Generalversammlung der Biobauern Ob- und Nidwalden im Culinarium Alpinum in Stans teil. Dabei wurde Bruno Barmettler aus Ennetbürgen zum neuen Präsidenten und somit zum Nachfolger von Willi Ambauen gewählt. In seinem Amt als Kassier bestätigt wurde Adrian Zumstein. Timo Pekgüçer von Bio Suisse informierte über die Vermarktungsplattform Biomondo. André Bernet von den Zentralschweizer Milchproduzenten ging in seinen Ausführungen auf den Milchmarkt ein, Lukas Unternährer von Viegut AG informierte über den Fleischmarkt.