Abo Im Vorkeimraum von Kartoffelbauer Daniel Erb keimen die Frühkartoffeln bei 8 bis 12°C, 85% Luftfeuchtigkeit und einer Dauerbelichtung. (Bilder Katrin Erfurt) Kartoffelbau Kartoffelbau: Einen Schritt voraus mit Vorkeimen Friday, 7. February 2020 «Das klassische Vorkeimen wird heute fast nur noch für Früh- und Pflanzkartoffeln praktiziert», sagt Olivier Zumstein vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. Bei der ersten Kategorie sei der Entwicklungsvorsprung gewünscht, um möglichst früh ernten zu können. Pflanzkartoffeln bildeten mehr Triebe und somit mehr Tochterknollen. Es sei aber darauf zu achten, nicht zu lange vorzukeimen, damit nur kurze, stabile Keime entstehen. Da Kartoffeln mit langen Trieben sorgfältig gelegt werden müssen und das Vorkeimen während 4–10 Wochen bei 10–12 Grad und diffusem Licht mit grossem Arbeitsaufwand verbunden ist, verzichten laut Zumstein mit Ausnahme der Früh- und Pflanzkartoffelproduzenten die meisten Betriebe heute darauf.

Umschütten sinnvoll

«Der Wärmeschock ist eine deutlich weniger arbeitsintensive Variante», hält Olivier Zumstein fest. Dabei werden die Kartoffeln aus dem Kühler innert 3–4 Tagen auf 15–18 Grad erwärmt. «Wichtig ist, dass die Erwärmung nicht zu rasch passiert, sonst können die Knollen ersticken», sagt der Fachmann. Der Wärmeschock könne im Lager erfolgen, optimal wäre zusätzliches Sonnenlicht. Das lässt sich vereinbaren, in dem man die Paloxen jeweils morgens nach draussen stellt. Weiter wäre es für eine gleichmässige Erwärmung hilfreich, die Paloxen gelegentlich umzuschütten.

«Durch den Wärmeschock entstehen keine langen Lichtkeime», führt Zumstein aus. Stattdessen seien die Keime nur als kleine Punkte auf den Knollen sichtbar, die sich somit auch gut für das Setzen mit automatisierten Geräten wie etwa dem All-in-one-Verfahren eignen.

Abo Viele Pflanzkartoffelpartien zeigen dieses Jahr kleinere Knollen, die besonders schlecht geeignet sind zum Halbieren. Mangel für die Kampagne 2024 Aus eins mach zwei? – Bei Pflanzkartoffeln nicht die beste Idee Tuesday, 30. January 2024 Mit noch weniger Aufwand verbunden ist das blosse Aufwärmen des Pflanzguts ausserhalb des Kühllagers. Dazu werden die Kartoffeln 7–10 Tage vor dem Pflanzen aus dem Kühler geholt und z. B. im Schopf langsam an der Luft erwärmt. «Ende März, Anfang April sind die Temperaturen dafür bereits hoch genug», hält Olivier Zumstein fest.

Nie direkt aus dem Kühler

Wichtig sei in jedem Fall, dass die Pflanzkartoffeln nicht direkt aus dem Kühler in den Boden kommen. «Sonst sind sie eiskalt im kalten Boden, was u. a. zu einem verzögerten Auflaufen und einer höheren Krankheitsanfälligkeit führt», so Zumstein.

Unnötig oder unerwünscht

Während der Vorsprung durchs klassische Vorkeimen für Früh- und Pflanzkartoffeln vorteilhaft ist, erscheint es für andere Kategorien nicht notwendig. «Weil die Vegetationsperiode im Herbst immer länger wird», erklärt der Feldbau-Berater. Bei Spät- bzw. Lagerkartoffeln könne der rund zweiwöchige Vorsprung sogar unerwünscht sein, da die Knollen dadurch physiologisch älter geerntet werden. «Das verkürzt die anschliessende Lagerfähigkeit», gibt Olivier Zumstein zu bedenken.