Der Krautfäuledruck war in diesem Jahr wetterbedingt dramatisch hoch, der Schutz der Felder entsprechend aufwendig. «Teilweise war der Druck so gross, dass auch nach zwei kurz aufeinander folgenden Stoppspritzungen noch sporulierende Flecken zu finden waren», so die Beobachtung von Strickhof-Beraterin Sonja Basler. Hinzu kam die Schwierigkeit, bei zunehmender Blattmasse das ganze Laub zu schützen. «Das heisst, die Krautfäule ‹lauert(e)› in vielen Fällen die ganze Saison in den Beständen.»
Pilz überlebt in Stängeln
Das schöne Wetter der letzten Tage habe die Ausbreitung der Phytophtora-Infektion zwar gestoppt, fährt Sonja Basler fort. «Insbesondere bei Hitze (über 32 Grad) und Trockenheit stirbt der Pilz auf den Blättern ab.» Er könne aber in den Stängeln überleben und bei günstigeren Bedingungen – kühler und/oder feucht, z. B. wegen Bewässerung oder Taubildung – wieder aufflammen. Daher rät die Fachfrau, jetzt zwar die Spritzabstände zu vergrössern und Behandlungen einzusparen, nach wie vor aber den Bestand im Auge zu behalten.
Mit der nahenden Ernte ist das Thema Krautfäule zudem noch nicht erledigt. «Spät gebildete Sporen schädigen zwar das Laub nicht mehr, können aber in den Damm eingewaschen werden und dort die Knollen infizieren», warnt Sonja Basler.
Das sei auch nach der Krautvernichtung noch möglich, der Fungizidschutz sei daher bis zuletzt aufrechtzuerhalten. «Liegt die letzte Be-handlung über eine Woche zurück, ist es empfehlenswert, dem Abbrennmittel noch ein sporenabtötendes Fungizid beizumischen», hält sie fest.
Nach der Ernte bleiben auf dem Kartoffelfeld zahlreiche aussortierte Knollen zurück. Es besteht die Gefahr, dass solche Ausfallkartoffeln die Kraut- und Knollenfäule nächstes Jahr wieder in grossem Umkreis streuen.
Ist die Knolle infiziert?
Ob die Kraut- zur Knollenfäule geworden ist, sieht man den gegrabenen Kartoffeln beim genaueren Hinsehen an. «Befallene Knollen haben braun-graue Flecken auf der Schale, darunter ist das Fruchtfleisch braun verfärbt, fast wie marmoriert», beschreibt Sonja Basler. Zuerst sei das Fleisch trockenfaul, könne aber später weich und schleimig werden. Oft handle es sich dann um einen Sekundärbefall mit Bakteriennassfäule (Erwinia). Der Strickhof rät, bei den Probegrabungen zur Bestimmung des Krautvernichtungstermins die Knollen auch auf Fäule zu kontrollieren. «Insbesondere Kartoffeln, die bei heissem Wetter geerntet werden und nur langsam abkühlen und/oder langsam und schlecht abtrocknen, können am Lager weiter faulen», gibt Basler zu bedenken. Wo nass- oder trockenfaule Knollen festgestellt werden, sei der Abnehmer zu informieren, um allenfalls eine frühzeitige Vermarktung organisieren zu können.
An Stellen mit starkem Krautfäulebefall ist es laut Strickhof ratsam, vor der Krautvernichtung eine Knollenprobe zu waschen und während etwa einer Woche bei Raumtemperatur permanent feucht zu halten (mit feuchtem Tuch abdecken oder in einen Plastiksack legen). «Das simuliert ein ungenügendes Vor-lager- bzw. Lagermanagement», schildert Sonja Basler. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass kranke Knollen Symptome zeigen und erkannt werden können.
Hauptgefahr Ausfallkartoffeln
Da Phytophtora-Sporen im Boden nicht lange überleben, gehe die Hauptgefahr von latent – sprich nicht sichtbar – befallenem Pflanzgut und den Durchwuchskartoffeln aus, erläutert Sonja Basler. Ergo müssten letztere möglichst konsequent bekämpft werden. «Praktisch ist das aber extrem schwierig», ist sich die Beraterin bewusst. Die kleinen Knollen würden in den generell milden Wintern häufig nicht mehr erfrieren. «Dichte Bestände einer Nachkultur wie z. B. Getreide oder Raps helfen, dass keine oder zumindest weniger Ausfall-kartoffeln auflaufen», so Basler.
Zu wenig Blattmasse
In Frühlingskulturen wie Zuckerrüben oder Mais helfe meist nur Handarbeit. Denn zum Zeitpunkt der Herbizidbehandlungen wiesen allfällige Ausfallkartoffeln zu wenig Blattmasse für eine gute Wirkung auf.
