Abo Soja-Weltkongress in Wien Europa: 15 Millionen Tonnen Sojabohnen sollen angebaut werden Thursday, 22. June 2023 Vor zwei Wochen bot sich mir die Gelegenheit, im Rahmen des Soja-Weltkongresses nach Wien zu reisen. Nach den vielen spannenden Vorträgen rund um die Bemühungen um einen weltweit nachhaltigen Anbau von Soja wurden die Teilnehmenden am ersten Abend ins Weltmuseum geführt. Hier liegen die ersten Sojabohnen Europas, die vor 150 Jahren im Rahmen einer Weltausstellung nach Wien gebracht wurden. Dieses Jubiläum sollte gefeiert werden – wie am besten? Natürlich mit Soja. Also präsentierten uns diverse Hersteller vor allem aus Österreich und Deutschland ihre Produkte aus Soja. Mich lockten unter anderem das Sojaschnitzel und die Gulaschsuppe an.

Enttäuschend im Geschmack

Wenn ich durch den Supermarkt gehe, bleibe ich, muss ich gestehen, schon des Öfteren am Kühlregal mit den verschiedenen Fleischersatzprodukten stehen. Die Verpackung sieht entsprechend attraktiv aus und macht Appetit. Der Geschmack ist dann häufig weniger überzeugend. Warum? Unser Gaumen assoziiert das Bild eines Schnitzels bereits mit dem bekannten Geschmack von Fleisch. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass man nach dem ersten Bissen des «Replikats» zunächst enttäuscht ist. Man muss sich eingestehen, wenn man auf Fleisch verzichten will, schmeckt es halt anders.

Anzahl Flexitarier nimmt zu

Abo Weltweite Soja-Produktion Fakten zur wichtigsten Hülsenfrucht der Welt Sunday, 2. July 2023 In den letzten Jahren reduzierten immer mehr Fleischesser ihren Fleischkonsum  – sei es zum Wohle der Tiere und der Umwelt oder einfach, um ihrer Gesundheit gegebenenfalls etwas Gutes zu tun. Dies bestätigte auch Mathilde Alexandre von Pro Veg International am Weltkongress in Wien. Die Ernährungsorganisation möchte bis 2040 weltweit 50 % der Tierprodukte durch pflanzliche und kultivierte Nahrungsmittel ersetzen.

Zum globalen Ernährungsverhalten präsentierte Mathilde Alexandre Zahlen. Immer mehr Menschen würden zu Flexitariern werden. D. h. statt Fleisch oder Milch kommen ab und zu auch einmal Alternativprodukte auf den Tisch. So waren es 2022 bereits 31 %, die sich zu den Flexitariern zählten (2020: 26 %). Die Anzahl der regulären Konsumenten von Fleisch und Milch reduzierte sich hingegen: 2022 griffen knapp 15 % weniger zu diesen Lebensmitteln gegenüber 2020. Übrigens, die Anzahl der Vegetarier (2022: 10 %) und Veganer (2022: 3 %) weltweit ist im Vergleich zu den Fleischessern und Flexitariern noch sehr gering. 

Es muss nach Fleisch schmecken

Flexitarier sind es vor allem, die 90 % aller pflanzenbasierten Produkte einkaufen würden, sagte Mathilde Alexandre. Für diese Sorte Menschen zählt neben der Gesundheit vor allem der Geschmack. Darauf zielen auch die Grosshändler ab. Soja bzw. Tofu soll wie Fleisch schmecken. Hier komme ich zurück auf das Sojaschnitzel und die Gulaschsuppe. Ich bin erstaunt, wie täuschend echt mittlerweile die Verarbeiter von Soja ihre Produkte zustande bringen. Das Sojaschnitzel schmeckte wie Hühnchen, die Gulaschsuppe wie Gulasch, und sogar noch besser. Ganz erstaunt war ich über das geräucherte Tofu, das mich zurück in meine Kindheit versetzte, als ich mit den Eltern nach Italien reiste. Ich ass nicht Tofu, ich ass geräucherten italienischen Käse. Bei der Degustation hiess es, dass der Geschmack individuell interpretiert werde. Manche würden Fisch schmecken, andere Käse oder es mit anderen Lebensmitteln assoziieren. 

Über Geschmäcker lässt sich streiten

Die Verarbeiter verlangen von den Züchtern mittlerweile, Soja ohne Eigengeschmack zu produzieren. Dies, damit sie es mit Gewürzen und Geschmacksverstärkern dem Fleisch, Käse oder anderen Lebensmitteln angleichen können, so ein Referent am Weltkongress. Denn das werde auf dem Markt von den Flexitariern verlangt. 

Grundsätzlich ist dies eine gute Sache, wenn man sein Fleischkonsum reduzieren, aber nicht auf den Geschmack verzichten will. Ich gehöre ja selbst dazu: wenn Tofu gut schmeckt, sei es nun eben nach Fleisch, dann greife ich eher danach und lasse mal das Fleisch weg, als ein Produkt zu wählen, das einen ungewohnten Eigengeschmack hat. Apropos Eigengeschmack … Das Miso-Eis war dann doch wieder zu viel des Guten. Miso ist eine Paste aus Soja und hat einen typischen nussigen Geschmack. Aber über Geschmäcker lässt sich ja bekanntlich streiten.