Eine einfache, wirtschaftliche Kuh, die auf der Basis von Grasland Milch produziert und wenig krankheitsanfällig ist. Das ist das Ziel der Interessensgemeinschaft (IG) Neue Schweizer Kuh. Am 19. Februar 2024 fand die 9. Generalversammlung statt. Die BauernZeitung hat mit Präsident Andreas Elliker über die Entwicklung und die mittel- und langfristigen Ziele gesprochen.
Was läuft aktuell bei der IG Neue Schweizer Kuh?
Andreas Elliker: Viele Betriebe, unabhängig in welchen Kanal sie Milch liefern, haben ihre Buchhaltungszahlen bereitgestellt, um ihren Deckungsbeitrag pro Kilogramm Milch zu berechnen.
«Es motiviert mich, zu sehen, dass die Mitglieder bereit sind, mit ihren Zahlen zu arbeiten.»
Andreas Elliker, Präsident IG Neue Schweizer Kuh
Andreas Häberli von der HAFL wertete die Zahlen aus und stellt sie den Mitgliedern für einen Vergleich zu Verfügung. So weiss jeder, wo er steht, kann seine Stärken und Potenziale erkennen und sich weiterentwickeln.
Die IG Neue Schweizer Kuh wurde 2015 gegründet. Was haben Sie in diesen neun Jahren erreicht?
Wir haben den Zuchtwert Swiss Index (SWI) publiziert und mit der HAFL zum Swiss Index monetär weiterentwickelt. Es ist der erste monetäre Zuchtwert, welcher den wirtschaftlichen Mehrwert der passenden Genetik in Franken pro Jahr aufzeigt. Dieser ist nun wissenschaftlich gestützt und praxistauglich.
Mittlerweile haben wir pro Monat 600 bis 900 Besucher auf unserer Homepage, welche die Stierenempfehlungsliste abrufen. Ein Erfolg ist für uns sicherlich, dass der Plantahof mit seiner Grünlandherde sowie der Arenenberg mit seinem Schulbetrieb in ihren Herden auf den SWI monetär setzen. Es ergeben sich auch konstruktive Gespräche mit den Genetikanbietern.
Ihr Vorgänger, Martin Huber, wünschte sich, mit dem Stierenangebot vorwärts zu kommen. Ist das gelungen?
Wir selbst bieten keine Stiere an. Aufgrund des SWI monetär sehen wir aber, dass interessante Jungstiere kommen. Unser Wunsch ist, dass die KB-Organisationen mehr und bewusst Stiere in dieser Richtung suchen. Bei Swiss Fleckvieh haben wir eine grosse Anzahl Stiere, die passen. Bei den Holstein sehen wir, dass viele Jungstiere extrem hohe Fitnesswerte haben. Wie sie sich danach entwickeln, werden wir sehen. Bei den intensiveren Rassen Holstein und Brown Swiss ist die Stierenauswahl mit guten SWI-Werten klein.
Der wirtschaftliche Druck auf die Betriebe ist gross. Da liegt der Wunsch nach einer wirtschaftlichen Kuh nahe. Wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen?
Wir haben 66 Mitglieder und jährlich kommen vier bis fünf neue dazu. Jeder, auch ohne Mitgliedschaft, hat Einblick in unsere Zuchtlisten mit den Stieren. Dazu kommt, dass wir uns mit unserer Zuchtrichtung exponieren. Es ist nicht jedem gegeben, sich dazu zu bekennen. Die Besamer, die auf dem Hof kommen, haben einen grossen Einfluss auf den Gentikeinsatz. Jeder Landwirt ist aber in der Eigenverantwortung, welche Genetik er einsetzt.
Wie sieht die Milchviehhaltung auf Ihrem Betrieb aus?
[IMG 2] Ich betreibe auf meinem Milchwirtschaftsbetrieb in Frauenfeld Brown Swiss Reinzucht, nach den Grundsätzen der IG. Die Hornlosigkeit hat in meiner Zuchtstrategie Gewicht.
An der GV referierte Marc Kranshof über Triple A, ein Analysetool, um das Tier ganzheitlich zu analysieren. Arbeiten Sie auf Ihrem Betrieb mit Triple A?
Im Moment nicht. Ich kann mir aber vorstellen, meinen Bestand mit Triple A beurteilen zu lassen. Dies wäre ein weiteres Anpaarungshilfsmittel, das aus meiner Sicht hilft, ausgeglichene Kühe für meinen Betrieb zu züchten. Ich will eine einfache Kuh im Stall, die ich möglichst «nur dreimal im Jahr sehe»: Beim Kalben, Besamen und Galtstellen.
Im nächsten Jahr feiert die IG ihr zehnjähriges Jubiläum. Welche Ziele haben Sie für die nächste Dekade?
Mir ist wichtig, dass wir weiterhin fokussiert unsere Ziele verfolgen, die im SWI monetär abgebildet sind. Wir wollen unseren Mitgliedern ein Stierenangebot anbieten, welches sie weiterbringt. Immer mit dem Ziel und Zweck funktionierende Herdenkühe von mittlerer Grösse zu züchten, die effizient Grundfutter umsetzen.

