Nicht abheben – das gilt auch beim Mähen. Die optimale Schnitthöhe von Kunstwiesen-Anlagen oder Naturwiesen zu treffen, ist in der Praxis gar nicht so einfach. Bruno Bolliger, Geschäftsführer der Göweil Schweiz AG, beobachtet: «Grundsätzlich wird zu tief gemäht, und das schon seit 30 Jahren.» Die Faustregel, auf Höhe der Stahlkappenschuhe zu mähen, gelte eigentlich immer noch, ruft der Berater in Erinnerung. Er stelle fest, dass oftmals die Angst gross sei, zu wenig Futter aufs Mal einfahren zu können.

«Es gibt Mähwerke, die gar nicht in der Höhe verstellbar sind.»

Bruno Bolliger, Geschäftsführer Göweil Schweiz AG.

Ein Problem sieht der Händler aber nicht nur im Missmanagement, sondern auch in den technischen Limitierungen der Maschinen. «Es gibt Mähwerke, die gar nicht auf einer Höhe von 10 Zentimetern mähen können», gibt er zu bedenken.

Tiefer Schnitt, hoher Verschleiss

Das zu tiefe Mähen erhöht den Rohasche-Gehalt im Futter und beschleunigt den Verschleiss aller involvierten Futterernte-Maschinen; vom Mähwerk, über den Kreiselheuer und den Kreiselschwader bis hin zum Ladegerät oder der Rundballenpresse. Die Futterverschmutzung durch falsch eingestellte Mähwerke und die nachfolgend tief eingestellten Futterernte-Maschinen hat weitreichende Folgen bis in die Futtermischwägen. Schliesslich ist auch dort der Verschleiss grösser, wenn neben dem Futter auch vermehrt Schmutz in die Schnecke gelangt.

Kufen geben die Höhe vor

Hochschnittkufen können helfen. Die Teile aus abriebfestem Stahl können die Anwender zum jeweiligen Mähbalken dazukaufen, denn die Kufen gehören nicht zur Grundausstattung. Die Montage der 3 bis 4 Kilogramm schweren Teile ist aber einfach. Theoretisch kann man die Kufen auch wieder abmontieren. Dies ist in der Praxis aber nicht gängig.

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Dass viele Mähformationen zu tief eingestellt sind, beobachtet auch Ulrich Strauss. Er ist der Vertriebsleiter des Kuhn-Centers. «Das Bewusstsein für das Thema steigt aber», so Strauss. Er könne die Montage von Hochschnittkufen empfehlen. Schliesslich wolle man keine Wurzelbehandlung machen. Mit der Neigung des Mähwerks könne man auch «spielen», aber dies sei schliesslich eine unzureichende Kompensation und verursache unschöne Schnitthorizonte. Schliesslich bestimmt die Mähklinge die Kreisbahn.

Immer gut einstellen

Abo Sobald der Löwenzahn verblüht ist, werden beim Mähen und Aufbereiten weniger Insekten in Mitleidenschaft gezogen. Während der Blüte sollte der Mähaufbereiter nur bei geringer Bienenaktivität (weniger als eine Biene pro 2 m2) benutzt werden. Futtererntetechnik Mähwerk runter und los gehts Saturday, 30. March 2024 Das Mähwerk muss aber auch mit der Unterstützung von Hochschnittkufen richtig eingestellt werden, wie Ulrich Strauss klarstellt. Dazu gehört auch die Überprüfung des Anpressdrucks. Ist der Druck zu hoch und das Frontmähwerk kann beispielsweise nicht mehr ohne grossen Kraftaufwand von Hand angehoben werden, muss bei einer Dreipunkt-Aufhängung die mechanische Feder entsprechend vorgespannt werden. Dadurch übernimmt sie mehr Gewicht des gesamten Aufbaus, was letztlich die Grasnarbe schont und die Reibung – und damit auch den Verschleiss der Maschinen – reduziert, so Strauss. Bei der pneumatischen Entlastung des Mähwerks passiert dies automatisch. 

Nicht zu stark entlasten

Eine zu starke Entlastung des Mähwerks ist für ein optimales Schnittergebnis allerdings auch nicht optimal, zumal das Mähwerk so ins Hüpfen geraten kann. Ein heterogenes Schnittbild kann die Folge sein.

Die Hochschnittkufen sind Hersteller-spezifisch und daher nicht mit anderen Modellen kompatibel. Dies auch, weil nicht alle Mähsysteme dieselbe Anzahl Scheiben haben, die Balkenlänge unterschiedlich ist und die Scheiben nicht dieselben Durchmesser aufweisen. Strauss empfiehlt für die Festlegung der Anzahl Hochschnittkufen folgende Formel: Die Anzahl Scheiben minus 2 ergibt die Anzahl Hochschnittkufen – mindestens jedoch zwei Stück.

Auch in der Bergzone wichtig

Gerade in den sehr hügeligen und coupierten Flächen in den Bergzonen werde oftmals deutlich zu tief gemäht, stellt Ulrich Strauss fest. Dort bestehe die Angst, dass pro Saison nur zweimal gemäht werden könne. Hinzu komme, dass der Arbeitsaufwand für die Raufutterproduktion in den steilen Lagen erheblich ist und somit das Maximum aus dem Bestand geholt werden wolle.

Ergebnisse aus Studien zeigen aber, dass sich Bestände, die höher geschnitten wurden, logischerweise schneller und besser erholen als zu tief gemähte Flächen. Folglich ist die Produktivität einer Fläche mit einer Schnitthöhe von 8 bis 10 Zentimetern höher, als wenn der Bestand bis auf 5 Zentimeter gemäht wurde. Hinzu kommt der erhöhte Rohasche-Gehalt, der die Futterqualität durch mögliche Fehlgärungen in der Silage bekanntlich beeinträchtigt.

Viel Fremdbesatz in Kunstwiesen

Aber auch in Kunstwiese-Beständen sollte man in der Regel höher mähen, gerade weil dort mehr loses Erdmaterial vorhanden sei, meint Strauss. Er rät deshalb, Kunstwiesen bis zu einer Höhe von etwa 10 Zentimetern anzuwalzen, dies speziell bei Neuanlagen. Der jetzige Zeitpunkt eigne sich je nach Region ganz gut. Aus diesem Grund ist es auch angezeigt, Wiesen, die es nötig haben, im Frühling abzustriegeln, um ausgewinterte leichte Böden zu festigen, Tritte und Mäusehaufen auszuebnen und Steine einzudrücken.

«Alles fängt beim Mähwerk an und das Bewusstsein dafür steigt langsam.»

Ulrich Strauss, Vertriebsleiter Kuhn Center.

«Alles fängt beim Mähwerk an», sagt Ulrich Strauss abschliessend. Werde dort der erste Fehler begangen, ziehe sich der Rattenschwanz durch die gesamte Produktionskette und über alle Folgegeräte der Futtertechnik hindurch. Schliesslich müssten nach einem tief eingestellten Mähwerk auch der Kreiselheuer und der Kreiselschwader tiefer eingestellt werden. Wenn dann der Lohnunternehmer kommt und mit dem Pick-up der Rundballenpresse zusätzlichen Schmutz ins Futter einträgt, weil von Anfang an zu tief gemäht wurde, akkumuliert sich das Problem.

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Eine Faustregel für die Zinke

Futterbau - Heuschnitt «Wenn man Geld verdienen will, sollte man nicht einfach drauflos mähen» Thursday, 4. April 2024 Zwar kann bei den Pick-up-Systemen die Höhe der Zinken eingestellt werden, dies wird aber nicht in jeder Situation wieder neu überprüft, wie Händler feststellen. Auch hier gibt es die Faustregel: Eine flache Hand müsse zwischen den Zinken und der Bodenoberfläche Platz haben, weiss Bruno Bolliger von Göweil. 

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil von grösseren Schnitthöhen ist, dass beim nachfolgenden Ausbringen von Gülle mit dem Schleppschlauch die «Güllenmädli» nicht auf der Grasnarbe zu liegen kommen, sondern dazwischen.

Die Hochschnittkufen sind bei den Herstellern in unterschiedlichen Höhen erhältlich und kosten abhängig von der gewünschten Schnitthöhe zwischen 250 und 530 Franken pro Paar. Diese Kosten sind im Vergleich zum dadurch erwirtschaftbaren Mehrertrag eine lohnenswerte Investition.