Die lineare Beschreibung für die schwarze und rote Kuh ist heute kaum mehr wegzudenken. Es sind nun rund zwölf Jahre her, als eine mögliche Fusion zwischen den beiden nationalen Zuchtverbänden Holstein Switzerland und Swissherdbook scheiterte. Als Folge gründeten sie gemeinsam Ende 2010 die als Tochtergesellschaft figurierende Linear AG . «Ihr Auftrag war es, die Planung und Einstufung von Kühen und Stieren der Rassen Holstein, Swiss Fleckvieh, Montebéliarde, Simmental, Normande und Eringer vorzunehmen», führte Thomas Ender vor den Delegierten von Swissherdbook Ost in Illnau aus. Er ist bei der Linear AG als Chefeinstufer tätig.
Drei Viertel sind Red Holstein und Holstein
Die beiden Verbände haben einerseit die Aufgabe, die zu beschreibenden Tiere zu melden und danach die Resultate auch entsprechend zu publizieren. Aktuell sind nebst der Direktorin und Sekretärin 19 Einstufer tätig. Anfangs September 2011 wurden die ersten Tiere linear eingestuft worden. Im vergangenen Jahr sind knapp 70‘000 Kühe bewertet worden. Davon entfallen 76 Prozent auf die rote wie schwarze Holsteinkuh, weitere 18 Prozent auf Swiss Fleckvieh sowie je 2 Prozent auf Simmental, Eringer und Montebéliarde.
Ender erinnerte daran, dass die lineare Beschreibung mit der Datenerfassung der Zuchtwerten der Stiere und Kühe ein wichtiges Element für Nachzuchtprüfung ist. Sie bildet die Basis für genomische Zuchtwerte. So lassen sich dank der Daten beispielsweise verschiedene schlecht eingestufte Bereiche durch die entsprechende Stierwahl auch wegzüchten.
Langlebigkeit wird gefördert
«Die Lineare Bewertung ist für viele Züchter bei der Besamung von Bedeutung. Bei Kühen unter 80 setzt man vor allem auf Mastrassen», führte Ender aus. Die erfassten Werte sagen auch einiges über die mögliche Zukunft aus. «Wir erhalten dank der Einstufung frühzeitig Informationen auch zur Langlebigkeit. Es ist auch ein wertvolles Marketinginstrument für die Züchter», sagte Ender.
Von Kühen mit weniger als 70 Punkten erreichen nur etwa 30 Prozent 3 Laktationen. Im Mittelfeld mit 75 bis 79 Punkten sind es bereits 55 Prozent. Bei Spitzentieren mit 85 bis 87 Punkten erreichen 9 von 10 Kühen dieses Ziel.
Basis für erfolgreiche Zucht
«Die lineare Beschreibung ist das Wichtigste an der linearen Bewertung, indem sie als Basis für Zuchtwerte dient», so Ender. Diese Daten bilden die Grundlage für die optimierte Anpaarung. Entsprechend ist der Teil der Einstufung vor allem für die Züchter interessant, denn es ermöglicht Vergleiche. Ender sprach davon, dass eine ausbalancierte, korrekt gebaute und damit auch wirtschaftliche Kuh das Zuchtziel verkörpert. «Je näher die Kuh dem Idealbild kommt, desto besser sind ihre Voraussetzungen während möglichst langer Zeit möglichst viel Milch zu produzieren.»
Er ist überzeugt, dass das LBE-Schema noch besser der Entwicklung der Rasse angepasst werden kann. Es zeigt sich auch, dass mit dem Alter der Kühe sich die Einstufung verbessert. Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 wurden bei der schwarzen wie roten Holsteinkuh in der ersten Laktation 35‘897 Kühe mit einem Durchschnitt von 79,2 Punkten eingestuft. In der zweiten Laktation wurden 4707 Tiere bereits mit 83,2 und bei der dritten mit 4961 Tieren gar mit 86,1 Punkten eingestuft.
Optimistisch in die Zukunft
In seinem Rück- und Ausblick zeigte Thomas Ender viel Optimismus. Die Anzahl von linearen Bewertungen konnte trotz einem klaren Rückgang bei den Züchtern in der Schweiz gehalten werden. Vor allem aber konnte die Qualität der linearen Bewertung klar gesteigert werden», stellte Thomas Ender fest.
Zahlreiche Verbesserungen für eine höhere Kundenzufriedenheit konnten umgesetzt werden, indem vor allem in den Bereich Kommunikation mit SMS, E-Mail und systematische Feedbacks investiert worden ist. Letzteres lässt auf eine grosse Zufriedenheit bei den Züchtern schliessen.
Ender zeigte sich überzeugt, dass sich die Linear AG in den letzten zehn Jahren zum Kompetenzzentrum für die lineare Einstufung entwickelt hat. Sie beliefert auch Braunvieh Schweiz und den Schafzuchtverband mit Informatik und entwickelten deren LBE-Schemen. Und es gibt Anfragen von weiteren Zuchtorganisationen.
Ideale ändern laufend
Thomas Ender verwies darauf, dass sich die Anforderungen an die verschiedenen Rassen laufend ändern. Was bei einer Holsteinkuh vor 2011 bezüglich der idealen Note bei der Grösse noch mit einer 9 bewertet wurde, liegt 2019 bei 5. Anpassungen bedeuten aber auch gewisse Änderungen. Neu wird die Rippenstruktur anstelle des Milchcharakters bewertet. Als neues Merkmal ist die Vorderbeinstellung eingeführt worden.
Im abschliessenden Fazit versicherte Ender, dass das Unternehmen weiterhin bestrebt ist, den Service für die Züchter(innen) zu optimieren. Hier sieht er Vorteile im Trend papierlosen Diensten, welche auch neue Möglichkeiten eröffnen. Sein Appell an die Ostschweizer lautete, dass sich motivierte viehzuchtbegeisterte Personen für die Aufgabe der Einstufer bewerben sollen, um wieder eine etwas bessere geografische Verteilung der Einstufer zu erwirken.


