«Das Futter ist regelrecht explodiert», lautet Ernst Wandfluhs Fazit zum vergangenen Alpsommer. Dank der guten Futtergrundlage sei auf den Alpen viel Milch und Käse von hoher Qualität produziert worden, erzählt der Präsident von Alpwirtschaft Bern.
«Die Herausforderung lag eher darin, genügend und gut qualifiziertes Personal zu finden», meint er. Deshalb rate der Verein den Älpler(innen), sich frühzeitig auf die Suche nach Angestellten für die nächste Saison zu machen – und nimmt sich selber in die Pflicht: Der Arbeitsvertrag und die Abrechnung von Ferientagen müssen genauer gemacht werden.
Wasser ist knapp
Weiter gelte es, die Wasserinfrastruktur zu überprüfen. Ein Anliegen, dass auch den Freiburgischen Alpwirtschaftlichen Verein immer stärker beschäftigt. «Es gibt keine andere Lösung, als in Zukunft mit Wassertanks zu arbeiten», meint der Vizepräsident Elmar Zbinden.[IMG 2]
Wichtig sei, die Älpler(innen) auf die anstehenden Herausforderungen aufmerksam zu machen und an Versammlungen auf die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch Bund und Kanton hinzuweisen. Denn das Problem werde sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen, meint er weiter.
Hitze macht zu schaffen
Auf den Sömmerungsflächen der Nordwestschweiz zeigte sich die Situation indessen prekärer: So mussten einige Betriebe bereits im Juni Wasser zuführen, erklärte Benno Niederberger vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach. Gleichzeitig hatte die Hitze auch einen Einfluss auf die Tiergesundheit.
Man vermute, dass die hohen Temperaturen gepaart mit viel Sonneneinstrahlung und anhaltender Trockenheit zu übermässigem Augenfluss führte. In Zukunft brauche es also vermehrt Schattenplätze und Unterstände, um den Tieren den nötigen Schutz zu bieten.
Im Kanton Solothurn wurde in den vergangenen Jahren bereits viel in den Ausbau und die Verbesserung der Wasserversorgung investiert, erzählt Edgar Kupper, Geschäftsführer des Solothurner Bauernverbands. Dank dem nassen Frühling lieferten auch die Quellen lange ausreichend Wasser. So entsprach die Sömmerungsdauer vielerorts der Norm, erklärt er.
Wunsch nach Regulierung
Egal, ob Wetter, Wasser oder Personal: Beim Rückblick auf den nun zu Ende gehenden Alpsommer sticht kein Thema so stark heraus, wie die Problematik der Grossraubtiere. «Es ist eine Frage der Zeit, bis sich der Wolf auch in unserer Region grossflächig ansiedelt», befürchtet Elmar Zbinden. Der Abschuss des Wolfes an der bern-freiburgischen Grenze sei dabei nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Aus seiner Sicht müssen die Grossraubtiere weiter dezimiert werden. «Sonst verleidet es vielen Älplern», ergänzt er.
Und auch der Berner Ernst Wandfluh pflichtet ihm bei: Um die grösstenteils nicht schützbaren Alpen weiterhin bestossen zu können, brauche es eine Regulierung. Für ihn steht fest: «Wegen dem Wolf nicht mehr zu alpen, ist keine Option.»

