Abo Alternatives Weidemanagement Futterbau im Klimastress: Ist Mob Grazing eine Antwort? Monday, 17. June 2024 «Wir haben die Grundidee des Mob Grazing für unsere Verhältnisse in der Schweiz angepasst», sagt Stefan Schreiber. Auf der Stone Ranch hält Familie Schreiber in Wegenstetten AG 60 Mutterkühe. Zusammen mit dem Jungvieh leben 150 Original-Aberdeen-Angus-Tiere auf dem 70-ha-Bio-Suisse-Betrieb. Genau nach jenem Rezept zu arbeiten, wie Mob Grazing international zur Verbesserung schlechter Böden eingesetzt wird, kam für Schreibers nicht infrage. «Denn das würde bedeuten, bis zu zwei Drittel der Grasbestände durch Niedertrampeln zu verlieren», erklärt Stefan Schreiber.

Den «Back Fence» vorrücken

Um die Flächenproduktivität vor allem in Zeiten der Sommertrockenheit zu verbessern, setzen Schreibers auf «Hochgrasbeweidung», wie sie es nennen. Die Kühe fessen dabei das Gras tiefer ab als beim klassischen Mob Grazing. Die Weide wird aber dennoch früh genug versetzt, damit die Halme 10 bis 15 cm hoch stehen bleiben «So können sich die Pflanzen viel schneller wieder erholen, der Boden ist vor Sonneneinstrahlung geschützt und damit auch vor Verdunstung des wertvollen Wassers», erläutert Stefan Schreiber.

Ein- bis zweimal pro Tag rückt er den «Back Fence» vor, der den Weideaustrieb schützt. Die Grösse der Weide wird nicht nur der Anzahl Tiere angepasst, sondern auch deren leistungsbedingten Ansprüchen ans Futter und an die Produktivität der Fläche.

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Kälberschlupf auf der Weide

Abo Holistisches Betriebsmanagement Eine Weidestrategie gegen die Trockenheit Monday, 17. June 2024 Die Hochgrasweiden der Stone Ranch sind jeweils doppelt umzäunt, aussen mit zwei und innen mit nur einer Litze. «So haben wir auf der Weide einen Kälberschlupf», sagt Stefan Schreiber. Die Jungtiere können unter dem inneren Zaun hindurch auf den Randstreifen schlüpfen, der den Mutterkühen unzugänglich ist. Dort fänden sie bestes Futter, seien geschützt vor Parasiten oder Krankheitserregern aus Kuhfladen und ausserdem dank des hohen Grases im kühlen Schatten. Bis eine einmal beweidete Fläche wieder bestossen wird, lassen ihr Schreibers vier bis sechs Wochen Zeit zur Regeneration. Die Kühe sollen nie den Neuaufwuchs fressen, weshalb das rückseitige Auszäunen der bereits abgefressenen Fläche sehr wichtig sei.

Eine Besonderheit auf der Stone Ranch ist der Einbezug der Ackerfläche in die Beweidung. «Im März beweiden wir alte Kunstwiesen und Zwischenfutter, danach werden die Flächen gepflügt, und es folgen Kartoffeln und Silomais», so der Biolandwirt. Seine Fruchtfolge setzt sich aus Weizen, beweidbaren Gründüngungen, Silomais, Kartoffeln, Dinkel und Kunstwiesen zusammen. Drei Jahre offene Ackerfläche wechseln sich so mit dreijährigen Kunstwiesen ab. Ein- und Untersaaten mit dem letzten Striegeldurchgang im Frühling stellen sicher, dass nach der Ernte einerseits der Boden bedeckt ist und andererseits die Fläche schnell zur Weidenutzung bereitsteht. «Wenn das Stroh weg ist, wird direkt beweidet», schildert Stefan Schreiber.

Keinen Hofdünger auszubringen

Durch das System der Hochgrasweide sind Schreibers Rinder den ganzen Sommer draussen. Damit entfallen Stallarbeiten, Futterkonservierung für die Sommerzeit und das Ausbringen von Hofdüngern aus der Sommerstallhaltung. Die Hälfte der Herde ist ausserdem sommers auf der Alp.

Wenn er Wiesen mähe, so zur Konservierung zwecks Winterfütterung und maximal neun bis zehn Zentimeter tief, sagt der Aargauer. Das verbessere die Qualität des Futters, da auf diese Weise ein kleinerer Teil der verholzten unteren Halmteile mitkomme. Insgesamt sei zwar das Management seiner Hochgrasweiden mit gewissem Mehraufwand verbunden, dafür biete sich aber die Gelegenheit zur Herdenkontrolle bei jedem Umtrieb. Gleichzeitig könne er Traktorstunden und zwei Drittel der Energie- und Maschinenkosten einsparen, gibt Schreiber zu bedenken.

Seit sechs Jahren arbeitet die Familie mit ihrer angepassten Form von Mob Grazing. Als Herausforderung zeigte sich in dieser Zeit ein erhöhter Mäusedruck in den Naturwiesen. «Wir haben aber auch mehr Greifvögel», ergänzt Stefan Schreiber. Die Grasbestände seien robuster und stresstoleranter, so seine Beobachtung.

Sudangras, Klee und Luzerne

Mit der Weide müssen auch Tränken immer wieder versetzt werden, was nach Schreibers Erfahrung eine weitere Herausforderung darstellt. Für trockene Sommermonate setzen Schreibers auf Sudangras und Klee-Untersaaten. Auch Luzerne und Rotklee überstehen die Beweidung gut, da die Kühe Pflanzen generell von oben nach unten fressen und während der kurzen Umtriebszeit lediglich die feinen Triebe und Blätter abzupften.

Und was ist in nassen Jahren, wie sich 2024 bisher zeigt? «Wir haben sicher Trittschäden», schätzt der Biolandwirt. Aber das höhere Gras schütze den Boden durchaus. Wie gross diese Schutzwirkung sei, werde jetzt in Zusammenarbeit mit der Organisation Regenerativ Schweiz beobachtet.

Website der Stone Ranch