Im Herzen des Juras, in Montfaucon JU in den Freibergen, liegt der schöne Milchwirtschaftsbetrieb der Familie Sprunger. Ernest und Priska Sprunger bewirtschaften hier auf 1000 m ü. M. in der Bergzone II zusammen mit ihrem Sohn Loïc einen 56 Hektaren grossen Betrieb.

Seit dem 1. Januar ist der 33-jährige Loïc Betriebsleiter auf dem Hof Gros-Bois-Derrière. Vater und Mutter helfen aber noch jeden Tag tatkräftig mit auf dem Betrieb. Mit ihren 30 Kühen produzieren Sprungers Milch für die Gruyère-Käseproduktion, daneben sind sie begeisterte Freiberger-Züchter und halten immer mehrere Zuchtstuten im Stall.

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Vom Thurgau in den Jura

Die Familie Sprunger hat ihre Wurzeln im Kanton Thurgau. Ihre Vorfahren kamen als Hutmacher in den Berner Jura. Bei der Täuferverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert schlossen sie sich damals wegen der deutschen Sprache der Täufergemeinschaft an. Damals gehörte der Jura noch zum Bistum Basel und der Bischof gewährte den Täufern auf den Jurahöhen Bleiberecht, wenn sie sich über 1000 m ü. M. ansiedelten.

Im Jahr 1856 konnte die Familie Sprunger den jetzigen Betrieb in Montfaucon kaufen. «Das ist kurz die Geschichte von unseren Vorfahren und unserer Familie», fast Ernest Sprunger zusammen. Der 65-jährige Landwirt und seine Frau Priska haben den Betrieb zudem gemacht, wie er heute ist: «1991 konnten wir ihn nach der Betriebsgemeinschaft-Auflösung von meinen Eltern übernehmen, haben in der Zeit viel investiert. Zum Beispiel haben wir auch einen neuen Laufstall gebaut», so der Landwirt.

Die vierte Generation

Mittlerweile ist es mit Sohn Loïc schon die vierte Generation, die den Betrieb führt. «Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie sich nie gescheut haben, den Betrieb zu modernisieren», sagt er. Obwohl der 33-Jährige den Betrieb auf den 1. Januar 2025 übernommen hat, arbeitet er noch nebenbei zwei Tage in der Woche im Aussendienst bei DeLaval. «Bis Ende Jahr bin ich dann wieder 100 % zu Hause», sagt er. Denn einen solch grossen Betrieb in Schuss zu halten, gebe immer viel zu tun, sagen alle drei am Küchentisch.

«Es ist immer ein Geben und ein Nehmen, damit eine Übergabe gut funktioniert»

Priska Sprunger, Bäuerin und Mutter von Loïc, darüber, wie der Generationenwechsel gelingen kann.

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Wie im Jura üblich, gehören auch bei der Familie Sprunger die Milchproduktion und die Viehzucht zu den Hauptbetriebszweigen. «Unsere Milch geht schon seit vielen Jahren in die Käserei nach Les Reussilles, wo daraus Gruyère AOP produziert wird», hält Loïc Sprunger fest. Mit dem jetzigen Milchpreis sei man mehr als zufrieden. So ist es nicht verwunderlich, dass bei der Stierenauswahl nicht nur der Milchleistung, sondern auch dem Milchgehalt höchste Beachtung geschenkt wird. «Neben diesen zwei Merkmalen setzen wir schon lange genetisch hornlose Stiere ein», ergänzt sein Vater.

Viele gute Töchter

So besteht die Kuhherde heute schon zu 90 % aus hornlosen Tieren. Vor allem der RH-Stier Gold PP (Goldwyn Red × Supersire) hat bei Sprungers für viele gute Töchter gesorgt. «Er brachte uns Kühe mit viel Kapazität und viel Milch», bestätigt der Züchter. Heute werde vor allem der Stier Hotop Red PP massiv eingesetzt. «Vor Jahren habe ich den Besamerkurs gemacht und seither besame ich unsere Kühe und Rinder selbst», sagt Loïc Sprunger. Das Ergebnis sei nicht schlechter, als wenn der Tierarzt oder der Besamungstechniker die Arbeit übernehmen würden. «Der Besamungserfolg hängt vor allem mit dem richtigen Besamungszeitpunkt, der Fütterung und dem Zustand des Tieres zusammen», weiss er. Damit die Tiere immer in einem Topzustand sind, wird neben dem Weidegang auch eingegrast.

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Das Grundfutter muss stimmen

«Die Kühe lassen wir halbtags auf die Weide», sagt Loïc. Mit der Zufütterung im Stall könne man den Kühen qualitativ besseres Futter vorlegen, sind Sprungers überzeugt. Daher habe man auch ein grosses Augenmerk auf eine geregelte Wiesenerneuerung und auf Neuaussaaten. «Dadurch haben wir immer eine gute Grasnarbe mit einem jungen Grasbestand», sagt Ernest Sprunger. «Wenn das Grundfutter nicht stimmt, gibt dir auch keine Kuh 10 000 kg Milch», ergänzt Sohn Loïc seine Strategie. Dass auf dem Betrieb auch jedes Jahr gut zwei Hektaren Urdinkel angebaut werden, gehöre zu ihnen wie die Milchproduktion.

«Wir sind damit gut gefahren und etwas Ackerbau schadet nie», sind Vater und Sohn überzeugt. «Diesen Frühling haben wir leider auf den Heuwiesen viele Mäuseschäden», sagt der Junior-Chef. Zirka sechs Hektaren müsse man deshalb neu ansäen. «So alle sechs bis sieben Jahren ist es am schlimmsten mit der Mäuseplage», sagt Ernest Sprunger nachdenklich. Dagegen könne man nicht viel tun, höchstens neu ansäen und hoffen, dass die Mäuse die frischen Graswurzeln nicht gleich wieder abfressen.

«Ich konnte unseren Betrieb auf seine Stärken und Schwächen hin unter die Lupe nehmen.»

Meisterlandwirt Loïc Sprunger über einen Vorteil der Weiterbildung. 

Ein idealer Betriebswechsel

Loïc Sprunger ist guten Mutes, den Betrieb so weiterzuführen wie bisher: «2019 habe ich die Meisterprüfung absolviert, konnte während meiner Ausbildung nicht nur viel dazulernen, sondern auch unseren Betrieb auf seine Stärken und Schwächen hin unter die Lupe nehmen», so der Meisterlandwirt. Die Betriebsübergabe wurde von Sohn und seinen Eltern gut geplant.

«Es ist immer ein Geben und ein Nehmen, damit eine Übergabe gut funktioniert», so Priska Sprunger. «Ich sah schon früh in die Buchhaltung des Betriebes ein», so der Junglandwirt. Auf jeden Fall will Loïc Sprunger weiterhin an der Milchproduktion festhalten. «Wir sind mit dem Laufstall und mit dem Melkstand gut eingerichtet. Und da meine Eltern noch auf dem Betrieb mithelfen, spricht sowieso nichts dagegen», so der einhellige Tenor.

Betriebsspiegel

Name: Loïc Sprunger mit den Eltern Priska und Ernest Sprunger
Ort: Montfaucon JU
LN: 56 ha
Viehbestand: 30 Kühe; die Milch wird zu Gruyère AOP verarbeitet